Damit verteuerte sich das "schwarze Gold" binnen einer Woche um rund 20 Prozent. Getrieben wurde diese Rally von den Plänen zur Deckelung der weltweiten Fördermengen. "Das ändert aber nichts am aktuellen Überangebot", warnten die Analysten des Research-Hauses BMI. Auch ihr Kollege Lukman Otunuga vom Online-Broker FXTM mahnte zur Besonnenheit. "Anleger dürfen nicht vergessen, dass der Ölpreis immer noch schmerzvoll niedrig ist."
Weil das Angebot die Nachfrage übersteigt, ist der Ölpreis in den vergangenen eineinhalb Jahren um etwa 70 Prozent eingebrochen. Dies reißt milliardenschwere Löcher in die Haushalte der Förderländer. Aus diesem Grund senkte die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) die Bonitätsnote Saudi-Arabiens und einiger anderer Staaten. Ohne einen deutlichen Anstieg des Ölpreises befürchten Börsianer zudem eine Pleitewelle unter den Förderfirmen, vor allem in den USA. Denn dort wird der Rohstoff meist mit Hilfe des technisch aufwendigen und teuren "Fracking"-Verfahren gewonnen. Eine Häufung von Firmen-Zusammenbrüchen würde die Banken in Schieflage bringen, weil diese dann auf milliardenschweren Krediten sitzenbleiben.
WENIGER IST MEHR - BEHUTSAMERE US-ZINSERHÖHUNGEN ERWARTET
Rückenwind erhielten die Aktienbörsen am Donnerstag auch von der Aussicht auf eine behutsamere Straffung der US-Geldpolitik. Börsianer werteten die Aussagen in den Sitzungsprotokollen der Fed als Hinweis darauf, dass die Notenbank von ihren bislang signalisierten vier Zinserhöhungen 2016 abrückt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, zog dennoch leicht an. "Fed und Markt verhalten sich wie Hase und Igel", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. "Wann immer die Fed ihre Zinserwartungen bewegt, der Markt ist längst schon da."
DEUTSCHE BÖRSE IM AUFWIND - LUFTHANSA UND RANDSTAD GEFRAGT
Bei den deutschen Aktienwerten gehörte die Deutsche Börse zu den Favoriten. Ihre Aktien gewannen bis zu 6,3 Prozent - so viel wie zuletzt vor drei Jahren. Die Kursturbulenzen der vergangenen Monate sorgten ähnlich wie beim Konkurrenten Euronext, der seine Zahlen am Mittwoch vorgelegt hatte, 2015 für sprudelnde Einnahmen. Außerdem überraschte das Unternehmen seine Eigner mit einer höheren Dividende.
Gefragt waren auch die Titel der Lufthansa, die sich um 3,9 Prozent auf 13,50 Euro verteuerten. Sie profitierten von der Begeisterung der Anleger für die Zahlen des französisch-niederländischen Konkurrenten Air France-KLM. Die Fluggesellschaft schaffte dank der niedrigen Treibstoffkosten die Rückkehr in die Gewinnzone. Ihre Aktien stiegen daraufhin zeitweise um 11,4 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit Sommer 2012.
In Amsterdam zogen Randstad um bis zu 7,2 Prozent an. Der Personalvermittler steigerte den Umsatz 2015 überraschend stark um 18 Prozent auf 245 Millionen Euro. Im Windschatten des niederländischen Konkurrenten gewannen die Titel des Schweizer Weltmarktführers Adecco legten in Zürich 4,4 Prozent.
Reuters