Nach dem Insolvenzantrag der Modegruppe Steilmann prüft der Vizepräsident der Aktionärsschutzvereinigung DSW, Klaus Nieding, rechtliche Schritte gegen das Unternehmen, wie er gegenüber BÖRSE ONLINE erläuterte. Neben rechtlichen Möglichkeiten im Insolvenzverfahren würden auch Schadensersatzansprüche gegen "Verantwortliche des Börsenprospekts und deren Hintermänner und Berater" geprüft, da dies angesichts des drohenden Totalverlusts für die Aktionäre der geeignete Weg sei, um Schadenskompensation zu erhalten.

Steilmann war erst im November mit Hängen und Würgen an der Börse gestartet. Statt erhoffter 100 Millionen Euro hatte die Transaktion nur knapp neun Millionen Euro Emissionserlös eingebracht. "Der alles andere als erfolgreich verlaufene Börsengang ist nicht einmal sechs Monate her, und schon muss das Unternehmen Insolvenz anmelden. Das wirft große Fragen auf. Das muss rechtlich aufgearbeitet werden, möglicherweise auch unter strafrechtlichen Gesichtspunkten", sagte Nieding.

Anhaltend schwaches Geschäft



Steilmann, einer der größten Bekleidungshersteller in Deutschland, hatte vergangene Woche seine Zahlungsunfähigkeit eingeräumt und Insolvenzantrag gestellt. Das Geschäft verlaufe anhaltend schwach, die Banken seien nicht mehr bereit zu finanzieren, teilte das Unternehmen mit. Von der Insolvenz betroffen seien die Obergesellschaft Steilmann und zwölf Boecker-Modehäuser, nicht aber die Adler-Modemärkte, an denen Steilmann beteiligt ist (siehe Seite 26).

Nach der Pleite brach der Kurs der Steilmann-Aktie um über 80 Prozent ein. Die Nachricht sorgte nicht nur für Unruhe unter den Aktionären, sondern auch unter Anleihe-Gläubigern. Steilmann hat Bonds im Wert von 88 Millionen Euro ausgegeben. Obwohl bei einer Insolvenz Anleihegläubiger gegenüber Aktionären bevorzugt bedient werden, rechnet Nieding dennoch auch für die Anleihegläubiger mit erheblichen Verlusten für ihr Investment. "Die Anleihen notieren derzeit bei unter zehn Prozent, das ist schon ein erheblicher Abschlag. Das bedeutet: Der Markt geht bereits bei den Gläubigern von erheblichen Verlusten aus. Für die Aktionäre wird demnach wohl nichts übrig bleiben."

Steilmann-Insolvenzverwalter Frank Kebekus sagte, oberste Priorität habe derzeit die Stabilisierung der operativen Geschäfte der Gruppengesellschaften. Gespräche mit Handelskunden und Lieferanten würden zügig eingeleitet. "Wenn dies gelungen ist, können Zukunftsoptionen für Steilmann ausgelotet werden." Steilmann habe nach wie vor einen guten Ruf. "Dies wird sicher helfen, eine Zukunftsperspektive für das Unternehmen zu zu finden."

Die Steilmann-Pleite hat unterdessen auch andere Branchenfirmen erschüttert. Neben Adler Modemärkte gerieten Aktien wie Gerry Weber, Tom Tailor, Hugo Boss und Ahlers unter Druck. Vor allem das heiß umkämpfte mittlere Preissegment, zu dem Steilmann gehört, leidet unter schwachen Margen.