"Das Unternehmen arbeitet weiterhin hart daran, sich von den Folgen der Ankündigungen vom Dezember 2017 zu erholen", schrieb Steinhoff-Vorstandschef Louis du Preez im Geschäftsbericht. Damals hatte Steinhoff einen Bilanzskandal enthüllt, der die Aktien bis heute um 97 Prozent abstürzen ließ. Am Mittwoch notierten Steinhoff-Papiere in Frankfurt bei 8,7 Cent - sie rutschten nach Bekanntgabe der schwachen Geschäftszahlen um mehr als sieben Prozent ab.
Nach Erkenntnissen der Wirtschaftsprüfer von PwC haben acht ehemalige Steinhoff-Manager und ihre Komplizen konzerninterne Transaktionen im Volumen von 6,5 Milliarden Euro als externe Umsätze verbucht, um die Gewinne aufzublähen und Verluste in einzelnen Töchtern zu verdecken. Durch die Aufarbeitung des Bilanzskandals verzögerte sich die Aufstellung der Abschlüsse für 2017 und 2018. Steinhoff musste die Firmenwerte mehrerer in den vergangenen Jahren zusammengekaufter Tochterfirmen massiv nach unten korrigieren. 2017 (per Ende September) schrieb der Konzern dadurch vier Milliarden Euro Verlust. 2018 belief sich das Minus auf 1,2 Milliarden Euro, bedingt durch weitere Wertkorrekturen sowie 117 Millionen Euro an Kosten für die Aufklärung des Skandals.
Der Umsatz kletterte 2018 sogar um drei Prozent auf 12,8 Milliarden Euro. Doch nun dürfte er schrumpfen, auch weil der Konzern eine Radikalkur durchläuft und sich von Beteiligungen trennt, um sein Überleben zu sichern. Verhandlungen mit den Gläubigern des Europa-Geschäfts sind auf der Zielgeraden. Der US-Matratzenhändler Mattress Firm - einer der jüngsten Zukäufe auf dem Weg zum Weltkonzern - ist durch ein Insolvenzverfahren gegangen. Die französischen "Conforama"-Möbelhäuser haben sich finanziell auf eigene Beine gestellt. Steinhoff erklärte, man rechne damit, die Kontrolle über die Tochter zu verlieren, wenn die Hedgefonds ihre Kredite in Anteile tauschen. Vom Anteil an der deutschen Billigmöbelkette Poco und von den österreichischen Kika- und Leiner-Häusern hat sich Steinhoff längst getrennt.
dpa-AFX