Erst Anfang Dezember hatte der seit fast zwei Jahrzehnten amtierende Konzernchef Markus Jooste seinen Hut genommen. Wiese übernahm daraufhin vorübergehend die Unternehmensleitung, was beim zweitgrößten Steinhoff-Aktionär, dem südafrikanischen Pensionsfonds PIC, für Unmut sorgte.
PIC fürchtete, dass der Multimilliardär Wiese mit seiner Doppelfunktion an der Spitze des Unternehmens in einen Interessenkonflikt geraten könnte. Am Donnerstag legte auch Christo Wieses Sohn Jacob sein Mandat in dem Kontrollgremium nieder. Gegen Steinhoff laufen in Deutschland bereits seit zwei Jahren Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen. Wegen der Vorwürfe hatte der Konzern zuletzt die Veröffentlichung von Geschäftszahlen verschoben. Am Mittwoch zog er seine Bilanz 2016 mit der Begründung zurück, dass die Zahlen nicht mehr zuverlässig seien. Laut der bisherigen Bilanz 2016 steht Steinhoff mit über 16 Milliarden Euro bei Banken in der Kreide.
WIESE ENTGLEITET KONTROLLE ÜBER DAS UNTERNEHMEN
Ebenfalls am Donnerstag wurde bekannt, dass Banken angesichts des jüngsten Wertverlusts von Steinhoff ihre sogenannten Sicherungsrechte wahrgenommen haben: Sie verkauften Steinhoff-Aktien im Wert von rund 48,6 Millionen Euro, die ihnen als Pfand für Kredite an Wiese dienten. Mit der Veräußerung der Anteile zerbrach den Angaben zufolge automatisch der Aktionärspool, den Wiese zur Kontrolle des Unternehmens aufgebaut hatte. Die Stimmrechte des Pools waren unter die entscheidende Schwelle von 30 Prozent gefallen. Wiese selbst hält knapp 23 Prozent der Aktien.
Steinhoff war in den vergangenen 20 Jahren zu einem der weltweit größten Haushaltswaren- und Möbelkonzerne aufgestiegen. Vor zwei Jahren war das Unternehmen von der Börse in Johannesburg nach Frankfurt gewechselt. In Europa ist der Konzern vor allem als zweitgrößter Möbelhändler nach Ikea bekannt.