Dieser Schritt dürfte die zusätzlichen Finanzmittel auf etwa zwei Milliarden Euro erhöhen. Steinhoff war zuletzt immer tiefer in den Strudel mutmaßlicher Bilanzfälschungen geraten. Der seit zwei Jahrzehnten amtierende Konzernchef Markus Jooste trat zurück. Darüber hinaus teilte der Konzern mit, dass Finanzvorstand Ben La Grange auf seinem Posten bleiben solle. Zuvor hatte es geheißen, dass er zurücktreten werde.

Der Aufsichtsrat räumte zudem ein, dass "in Bezug auf Bilanzunregelmäßigkeiten neue Informationen ans Licht gekommen sind". Diese machten weitere Nachforschungen erforderlich. Die Bilanz werde verschoben und erst veröffentlicht, wenn dies möglich sei. Die neuen Negativ-Schlagzeilen sorgten bei den im MDax notierten Steinhoff-Aktien für den größten Kursrutsch in der Firmengeschichte: Die Titel brachen am Mittwoch in Frankfurt um mehr als 63 Prozent ein.

Steinhoff ist bereits seit August im Visier der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt gegen vier aktuelle und ehemalige Verantwortliche des Konzerns, dessen Europazentrale im ostfriesischen Westerstede liegt, wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung. Mutmaßlich seien überhöhte Umsatzerlöse ausgewiesen worden, weil zum Konzern gehörende Firmen immaterielle Werte oder Gesellschafteranteile an vermeintlich fremde, den Ermittlungen zufolge jedoch dem Konzern nahestehende Unternehmen, verkauft haben sollen. Dabei soll es um Transaktionen jeweils in dreistelliger Millionenhöhe gehen. Steinhoff hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Nun soll Aufsichtsrat und Großaktionär Christoffel Wiese zunächst die Konzernleitung übernehmen. Der 76-jährige Multimilliardär ist mit rund 23 Prozent größter Einzelaktionär von Steinhoff, gefolgt von Public Investment Corp mit 8,5 Prozent und Coronation Fund Managers mit 5,2 Prozent.

rtr