Hier wirkt sich die Konjunkturflaute aus. Denn Stemmer beliefert die schwächelnde Autoindustrie und deren Zulieferer. Und dass Wettbewerber wie Viscom saftige Gewinnwarnungen verschickt haben, half den Notierungen nicht.
Allerdings waren die vorläufigen Zahlen zum gebrochenen Geschäftsjahr 2018/19 gar nicht schlecht. Und einiges spricht dafür, dass Stemmer im neuen Jahr sogar deutlich wachsen könnte. Sehr risikobereite Anleger spekulieren auf eine Trendwende der Aktie. Stemmer Imaging hat ein vertriebsorientiertes Geschäftsmodell mit geringen Fixkosten. Das Unternehmen bündelt die Lösungen von Herstellern im Bereich Kameras, Bildverarbeitung und Software mit dem eigenen Know-how. Damit ist die Firma mit Sitz in Puchheim bei München unabhängig von einzelnen Herstellern. Grundsätzlich dürfte die Nachfrage nach digitaler Bildverarbeitung steigen. Laut einer Studie des Unternehmensberaters Imarc soll der Markt dafür bis 2024 um rund acht Prozent pro Jahr wachsen. Hintergrund ist der Trend zur Digitalisierung der Geschäftsprozesse bei Produktionsfirmen.
Buy-and-Build-Strategie
Stemmer hat das Potenzial, überproportional zuzulegen. Das Unternehmen verfolgt nämlich eine Buy-and-Build-Strategie. Das Unternehmen kauft Firmen zu, die das Geschäft vom Produkt-Know-how her oder in Bezug auf die regionale Aufstellung ergänzen. Die Synergien kann Stemmer dann über die ganze Gruppe verteilen. Wie das funktioniert, zeigt die im Mai gemeldete Übernahme der spanischen Firma Infaimon. Damit erhält Stemmer Zugang zu den Märkten Spanien, Portugal, Mexiko und Brasilien. Dazu kommen Anwendungen, die bei Industrierobotern Verwendung finden. Die Konsolidierung der spanischen Tochter bringt rein rechnerisch im neuen Geschäftsjahr einen Umsatzzuwachs von rund 18 Millionen Euro. Zudem sollte Infaimon etwa drei Millionen Euro zum Betriebsergebnis beitragen.
Ein erstes Indiz, wohin die Reise im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 gehen kann, dürfte es am 26. September geben, wenn Stemmer anlässlich der Jahresbilanz einen Ausblick gibt. Die Analysten von Berenberg rechnen damit, dass das Unternehmen den bereinigten Gewinn pro Aktie um fast die Hälfte steigern kann. Ist das der Fall, wird der Wert einen Teil der Verluste wettmachen.