Für Uli Hoeneß könnte es ein kurzer Prozess werden. Nur vier Tage hat das Landgericht München zunächst eingeplant, um zu klären, ob der Präsident des FC Bayern wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ins Gefängnis muss. Wenn die Wirtschaftsstrafkammer von Montag bis Donnerstag kommender Woche unter großem Medienandrang über den Fall verhandelt, geht es um eine zentrale Frage: Hat Hoeneß seine Vergehen so rechtzeitig beim Finanzamt gebeichtet, dass er eine Strafe abwenden kann? Auf Steuerhinterziehung stehen bis zu fünf Jahre Haft, in besonders schweren Fällen sogar zehn Jahre.

Der 62-Jährige, der den deutschen Fußballsport seit Jahrzehnten prägt und mit einer Wurstfabrik ein Vermögen gemacht hat, wehrt sich gegen die Anklage. Zwar hat er öffentlich eingeräumt, mit einem Schweizer Bankkonto jahrelang Steuern auf Spekulationsgewinne hinterzogen zu haben. Doch beruft er sich darauf, dass das Gesetz Steuersündern bei einer Selbstanzeige Straffreiheit gewährt. Die Fakten liegen zum großen Teil auf dem Tisch, nur vier Zeugen sollen gehört werden. So dürfte sich das Gericht unter dem Vorsitz von Rupert Heindl vor allem mit der juristischen Bewertung der Geschehnisse vom Januar vergangenen Jahres befassen.

Damals war das Magazin "Stern" bei Recherchen auf ein Geheimkonto eines "Spitzenvertreters der deutschen Fußball-Bundesliga" gestoßen. Der Name Hoeneß fiel in jenem Bericht vom 16. Januar 2013 nicht. Doch entstand später der Eindruck, dass der Präsident des erfolgreichsten deutschen Fußballclubs sein schlechtes Gewissen erst damals entdeckte, weil er sich vor der Enttarnung wähnte. Denn kurz darauf zeigte sich Hoeneß beim Finanzamt selbst an und beglich die Steuerschuld. Offen ist, ob das Bekenntnis unter diesen Umständen noch ausreichte, und ob die nachgereichten Steuererklärungen vollständig waren. Die Finanzbeamten wollten die strafbefreiende Anzeige jedenfalls nicht akzeptieren und alarmierten die Staatsanwaltschaft.

"ICH HABE EINE GROSSE TORHEIT BEGANGEN"

"Ich hatte all die Jahre ein schlechtes Gewissen wegen dieses Kontos in der Schweiz", sagte Hoeneß in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit". "Ich habe eine große Torheit begangen, einen Riesenfehler, den ich so gut wie möglich korrigieren will." Deshalb habe er seinerzeit einen Steuerberater, einen Steuerfachmann und einen Wirtschaftsanwalt beauftragt, die Sache ins Reine zu bringen. "Sollte es Fehler gegeben haben, habe ich diese nicht persönlich begangen."

Doch das Strafverfahren nahm seinen Lauf. Am Morgen des 20. März standen Staatsanwälte und Fahndungsbeamte bei Hoeneß vor der Tür, verhafteten den Manager, durchsuchten Wohnung und Büro. Nur gegen eine millionenschwere Kaution kam er aus der Untersuchungshaft frei. Im Juli folgte die Anklage.

Als das Magazin "Focus" die Hoeneß-Affäre im April namentlich publik machte, entbrannte eine heftige Debatte über den Umgang mit prominenten Steuersündern. Während sich der Fußballmanager heftiger Kritik ausgesetzt sieht und die große Koalition in Berlin über schärfere Gesetze nachdenkt, stärkten Fans und Mitglieder des FC Bayern ihrem Idol demonstrativ den Rücken. Dem schlossen sich die Sponsoren Adidas, Volkswagen, Audi und Deutsche Telekom an.

Sie verweisen auf die jahrzehntelangen Verdienste des Ex-Fußballers und Weltmeisters von 1974 und machten sogar deutlich, dass Hoeneß auch bei einem Schuldspruch im Amt bleiben könnte: Der Aufsichtsrat der Fußballabteilung, dessen Chef Hoeneß als Vereinspräsident ist, betonte vorsorglich, es gebe "kein Amtsverbot wegen einer strafrechtlichen Verurteilung".

Reuters