Neben der angehobenen Gewinnbeteiligung veröffentlichte Ströer auch seinen finalen Jahreszahlen. Vorläufige Ergebnisse hatten die Kölner bereits im Februar gemeldet. Demnach stieg der Umsatz um 36 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro, während sich das operative Ebitda um 37 Prozent auf 285 Millionen Euro verbesserte. Das bereinigte Jahresergebnis schaffte mit 156 Millionen Euro ein Plus von 46 Prozent. Weil es bei Ströer seit langem zur Strategie gehört auch durch Übernahmen zu wachsen, geht ein Großteil der hohen Wachstumsraten jedoch auf Zukäufe zurück. Organisch wuchsen die Einnahmen im vergangenen Jahr um sieben Prozent. Ströer hatte zuletzt einige kleinere Wettbewerber, aber auch das Internetportal T-Online und den Statistikanbieter Statista gekauft. Mit diesen Übernahmen will Ströer unabhängiger vom Stammgeschäft mit der Außen- und Plakatwerbung werden. So betreibt das Kölner Unternehmen mit seinen mehr als 4500 Mitarbeitern unter anderem schon die Seiten Giga.de, Spieletipps.de und Wetter.info
Unter anderem diese Kauflust machte Ströer 2016 zum Ziel von Muddy Waters. Der aktivistische Leerverkäufer hatte dem MDax-Unternehmen geschönte Wachstumszahlen vorgeworfen, verschleiert auch mittels zahlreicher Übernahmen. Durch die Attacke stürzte die Ströer-Aktie ab, während Muddy Waters an dem Kursverlust über Leerverkäufe verdiente. Von dem Angriff hat sich Ströer inzwischen weitgehend erholt auch wenn der Kurs weiter unter den Höchstständen vor der Attacke notiert.
Von den Muddy Waters Vorwürfen ist nicht viel geblieben allerdings hat die Attacke die Aufmerksamkeit der Börse auf das organische Wachstum von Ströer gelenkt. Doch der Konzern kann offenbar auch ohne Übernahmen wachsen. Ströer-Chef Müller sieht " einen sehr guten Jahresstart in das Geschäftsjahr 2017. Der Fokus liegt weiterhin auf unseren organischen Wachstumschancen in den am stärksten wachsenden Medien-Segmenten Online, Mobile und Out-of-Home."
Das Unternehmen, das Bushaltestellen und Plakatwände, digitale Bildschirme in Bahnhöfen und Einkaufszentren sowie Webseiten mit Reklame bespielt, will dieses Jahr 1,3 Milliarden Euro Umsatz erzielen. Bei der ersten Präsentation der Ziele für 2017 im September vergangenen Jahres lag die Bandbreite bei 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro. Kann Ströer seinen Plan erfüllen, würden die Einnahmen um 16 Prozent wachsen. Das Ziel für das operative Ebitda blieb mit 320 Millionen Euro unverändert und entspräche einem Plus von gut zwölf Prozent.
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Einschätzung der Redaktion
Mit der überraschenden Erhöhung der Ausschüttung versichert Ströer seinen Aktionären einmal mehr, ein verlässlicher Dividendenzahler zu bleiben. Die auf das obere Ende der Umsatzprognose angehobenen Ziele zeigen, dass Ströer mit seinem Geschäftsmodell auch aus eigener Kraft steigende Einnahmen erzielen kann. Damit passen Wachstumsgeschwindigkeit und Bewertung wieder besser zusammen. Übernahmen spielen aber auch weiter eine Rolle. Ströer besitzt nach eigenen Aussagen genug finanzielle Feuerkraft, um Zukäufe mit einem Volumen von bis zu einer Milliarde Euro zu tätigen. Nachdem die Aktie unser Kursziel aus der Empfehlung des vergangenen Septembers erreicht hat, bleibt der Wert weiter ein spekulativer Kauf. Stopp- und Kursziel werden angepasst.
Kursziel: 57,00 Euro Stoppkurs: 41,00 Euro