2021 peilt der Konzern, zu dem auch das Nachrichtenportal T-Online und der Datenanbieter Statista zählt, weiter einen Erlös in etwa auf dem Rekordniveau aus dem Jahr vor Corona an. Zudem soll sich der operative Gewinn im Vergleich zum vergangenen Jahr kräftig erholen und im besten Fall nur leicht unter demjenigen von 2019 liegen.
Die starke Erholung der digitalen Außenwerbeprodukte und das Wachstum im programmatischen Bereich stärkten die Zuversicht für eine nachhaltig positive Entwicklung in den kommenden Monaten, sagte Co-Chef Christian Schmalzl laut Mitteilung. "Dementsprechend rechnen wir für das dritte Quartal mit 15 bis 20 Prozent Wachstum zum Vorjahr, was einer gut zehnprozentigen Steigerung zum Vorkrisen-Niveau entspricht." Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern werde im dritten Quartal ein Wert über demjenigen von 2020 und auch 2019 erwartet. An der Börse sorgten die Zahlen und Aussagen für weitere Verluste.
Im laufenden Jahr geht das Management weiter von einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro aus und damit rund elf Prozent mehr als 2020 und in etwa so viel wie 2019. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwarten die Kölner zwischen 490 und 510 Millionen Euro - bei dieser Größe wird also aller Voraussicht nach noch nicht das Vor-Krisen-Niveau erreichen. 2019 hatte der operative Gewinn bei rund 538 Millionen gelegen. 2020 war er vor allem wegen eines Einbruchs im Außenwerbegeschäft auf 453 Millionen Euro abgesackt.
In der Corona-Krise hatte vor allem die Außenwerbung unter den gekürzten Werbebudgets großer Unternehmen gelitten. In vielen Bahnhöfen und auch im übrigen Personennahverkehr war unter anderem wegen verstärkter Heimarbeit und weniger Reisen das Fahrgastaufkommen deutlich niedriger als vor der Krise. Die Plakatflächen und Bildschirme von Ströer waren weniger gefragt. Im zweiten Quartal legte der Umsatz in dem Segment um 47 Prozent auf 152 Millionen Euro zu.
In der Sparte Digital & Dialog Media, in der Ströer unter anderem Callcenter betreibt und zu der T-Online zählt, lag der Umsatz mit 175 Millionen Euro 45 Prozent über dem Vorjahresniveau. Konzernweit legte der Umsatz - wie seit Ende Juni bekannt - um 42 Prozent auf 374 Millionen Euro zu. Der operative Gewinn kletterte um 93 Prozent auf 107 Millionen Euro. Auch hier lag der Wert im Rahmen der im Juni in Aussicht gestellten Größenordnung. Der Überschuss habe 15 Millionen Euro betragen nach einem Verlust von 45 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Die beiden Vorstandschefs Udo Müller und Christian Schmalzl sehen das Unternehmen mit der breiten Aufstellung von der Außenwerbung, über Callcenter, Medienangebote, Internetplattformen bis zu dem Geschäft mit Statistiken gut aufgestellt. Zudem besitze Ströer dank starker Marktanteile und langfristiger Verträge in Deutschland eine hervorragende Voraussetzung, um auch in den kommenden Jahren stärker als der Markt zu wachsen, hieß es. Details zu den mittelfristigen Prognosen wollen die beiden bei einem Kapitalmarkttag im Oktober präsentieren.
Die von Bloomberg befragten Experten gehen bislang davon aus, dass der Umsatz bis zum Jahr 2025 auf fast 2,1 Milliarden Euro steigt. Beim operativen Gewinn rechnen sie mit einem Anstieg auf knapp 700 Millionen Euro. Die Zahlen des zweiten Quartals lieferten nach den bekannten Eckdaten nach Einschätzung von Experten keine Überraschungen mehr. Ströer habe sich stark entwickelt, aber das sei nicht neu, schrieben zum Beispiel die UBS-Analysten Adam Berlin und Richard Eary in einer Studie. Auch die Aussicht auf das dritte Quartal und die bestätigte 2021er-Prognose sei so erwartet worden. Die Aktie gab am Vormittag nach den detaillierten Zahlen, dem Ausblick auf das laufende Vierteljahr und der bestätigten Prognose knapp ein Prozent nach. Damit knüpfte die Aktie an den schwachen Trend der vergangenen Wochen und Monat an. Im bisherigen Jahresverlauf zählt das Papier mit einem Abschlag von 18 Prozent zu den größten Verlierern im MDax. 2019 und auch 2020 hatte das Papier allerdings zu den Gewinnern gehört. Aktionäre der ersten Stunde können sich ebenfalls freuen: Seit dem Sommer 2011 hat sich der Werte der Aktien mehr als verdreifacht.
Allerdings brauchten die Anleger in den ersten Jahren auch viel Geduld. Vom Ausgabepreis im Jahr 2010 ging es bis zum Herbst 2012 fast auf 6 Euro nach unten. Doch von da an ging es unter anderem dank Übernahmen und den Ausbau des Digitalgeschäfts nach oben - allerdings unter teils heftigen Ausschlägen. Diese wurden zum Teil auch von Angriffen von Leerverkäufern wie Muddy Waters ausgelöst. Dieser hatte den Konzern 2016 unter anderem wegen angeblich zu hoch gegriffener Wachstumskennziffern attackiert und den Kurs zwischenzeitlich stark belastet.
Größte Anteilseigner des derzeit mit rund 3,8 Milliarden Euro bewerteten Unternehmens mit seinen rund 10 000 Mitarbeitern ist der Mitgründer und Co-Vorstandschef Müller, der rund 22 Prozent der Anteile hält. Dirk Ströer, Erbe des anderen Mitgründers Heinz Ströer, hält knapp ein Fünftel der Anteile. Die Deutsche Telekom ist seit dem Verkauf von T-Online mit knapp 10 Prozent beteiligt.
dpa-AFX