Olympia in Pyeongchang läuft, und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un gibt sich ganz zahm. In einer Botschaft an "alle Koreaner" rief er zu einem "Durchbruch" bei der Wiedervereinigung mit Südkorea auf. Und weil auch der Gastgeber der Spiele guten Willen beweisen will, tritt bei den Damen ein gesamtkoreanisches Eishockey-Team an. Nun denn.

Fakt ist: Die beiden Landesteile trennen Welten. Ideologisch, klar. Was die Leistungsfähigkeit der Olympioniken angeht, auch. Und natürlich ökonomisch. Während es im Norden oft am Nötigsten fehlt, ist Südkorea inzwischen die elftgrößte Volkswirtschaft der Welt - knapp hinter Kanada. Und trotzdem wird das Land in Investmentkreisen immer noch zu den Schwellenländern gezählt - hauptsächlich wegen der intransparenten Bilanzierungsrichtlinien.

Jedenfalls trägt das "Schwellenland" Südkorea dazu bei, dass 2017 - das zweite Jahr in Folge - Aktien aus den Emerging Markets im Schnitt besser abschnitten als Aktien der klassischen Industrienationen. Konkret: Hinter Vietnam, aber noch vor der indischen Börse und vor China-Aktien aus Hongkong weist Südkoreas Aktienmarkt die beste Entwicklung 2017 aus: der 769 Aktien starke Leitindex Kospi schaffte ein Plus von 22 Prozent und der Technologieindex Kosdaq sogar 26 Prozent.

Das bekannteste Kospi-Unternehmen dürfte Samsung Electronics sein. Mit 44 Prozent Plus trug es 2017 auch überdurchschnittlich zur Indexentwicklung bei. Wäre das familiengeführte Unternehmen nicht in einen Korruptionsskandal verwickelt und hätte man nicht Nachholbedarf in Sachen Corporate Governance, gäbe es aus Anlegersicht kaum etwas auszusetzen. Denn das Unternehmen ist bekannt stark bei Halbleitern, Mobiltelefonen und Konsumelektronik. Zudem steckt Samsung immer wieder rekordhohe Beträge in Forschung und Entwicklung. 2017 waren es allein 12,7 Milliarden Dollar, was Rang 4 in der Weltbestenliste "Global Innovation" der Unternehmensberatung PwC bedeutet. Damit das so bleibt, hat man soeben erst ein Research-Center für künstliche Intelligenz gegründet. Die Vorgabe: neue, aussichtsreiche Geschäftsideen finden.

Dass Samsung zu den innovativsten Unternehmen der Welt zählt, ist symptomatisch für ganz Südkorea. Um es zu verdeutlichen: In keinem anderen Land sind in der verarbeitenden Industrie mehr Roboter auf 10 000 Mitarbeiter installiert als in Südkorea - nämlich 531. Zum Vergleich: In den USA sind es nur 176.

Doch was nützen tolle Unternehmen, wenn die Volkswirtschaft insgesamt schwächelt? Nach neuesten Meldungen ist die Wirtschaft Südkoreas zum Jahresende 2017 nämlich überraschenderweise geschrumpft - um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Bemerkenswert, denn ein Minusquartal gab es zuletzt während der Wirtschaftskrise im Jahr 2008.

Schnell empört, schnell versöhnt

Doch das war wohl nur ein Ausrutscher. Im Inland drückte eine außergewöhnlich lange Feiertagsperiode die Produktion. Und der Export brach zwischenzeitlich ein, weil China - empört über ein in Südkorea stationiertes US-Raketenabwehrsystem - das Land sanktionierte. Doch das scheint abgehakt. Beide Seiten haben gerade verkündet, dass die Zusammenarbeit wieder verstärkt werden soll.

Dass es läuft, zeigen ja auch die Vorquartale. So ging es im dritten Quartal 2017 so schnell nach oben wie seit sieben Jahren nicht mehr. Für das Gesamtjahr reicht es deshalb zu einem Plus von 3,1 Prozent, für das laufende Jahr erwartet die Bank von Korea 3,0 Prozent.

Dafür muss die Weltwirtschaft aber weiter so laufen wie bisher, damit der Export stabil bleibt. Für etwas Kopfzerbrechen sorgt daher die Landeswährung Won, die gegen alle wichtigen Währungen deutlich teurer geworden ist. Dieser Aspekt lastet derzeit ein wenig auf den spekulativeren Tipps. Etwa auf Samsung SDI. Der Kurs konsolidiert hier gerade. Die Story ist aber intakt: Der Hersteller von Bildschirmen und Batterien profitiert besonders vom Aufstieg der Elektromobilität. Ähnlich sieht es bei LG Display aus, dem weltgrößten Produzenten von Flüssigkristallbildschirmen, der die Branchengrößen Apple und - klar - Samsung beliefert. Auch hier konsolidiert die Aktie. Für Spekulanten durchaus interessant.





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