Südkorea besitzt im Umgang mit Infektionskrankheiten viel Erfahrung. Im Jahr 2003 machte sich das SARS-Virus breit. Zwölf Jahre später galt es, MERS in den Griff zu bekommen. Auf Covid-19 wussten die Behörden daher schnell zu reagieren. Sowohl die gesetzlichen Voraussetzungen als auch die technischen Möglichkeiten waren bereits bei Ausbruch vorhanden, um landesweit Tests durchzuführen, Erkrankte zu screenen, zu tracken und zu behandeln.
Das erfolgreiche Corona-Management - bisher starben rund 300 Menschen - ist mit ein Grund, warum Südkoreas Leitindex Kospi seit dem Tief im März circa 60 Prozent zugelegt hat. Im Vergleich mit anderen Staaten, etwa den USA, schlägt sich das Land im Krisentest deutlich besser. Auch wenn in den vergangenen Tagen die Fallzahlen in Seoul, Daegu und Busan wieder stark gestiegen sind und die Regierung die Situation als "ernst" einschätzt: Viel spricht dafür, dass die Börsenrally noch nicht zu Ende ist. Asiens viertgrößte und weltweit zwölftgrößte Volkswirtschaft wird die Pandemie mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin ohne landesweiten Lockdown, strenge Ausgangssperren und Produktionsunterbrechungen überwinden.
Nicht nur die Kompetenz von Regierung und Gesundheitsbehörden motiviert Anleger zum Einstieg. Das 51 Millionen Einwohner zählende Land ist generell ein attraktiver Standort. Nach Ende des Korea-Kriegs im Jahr 1953 zählte Südkorea noch zu den ärmsten Ländern der Welt. Dank einer wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik hat es sich schnell entwickelt und den Abstand zu den etablierten Industriestaaten verringert. Heute beträgt das jährliche Pro-Kopf-Einkommen im Schnitt mehr als 31.000 Dollar.
Südkorea ist zudem ein globaler Player. Mit einem Volumen von umgerechnet 459 Milliarden Euro rangiert es in der Tabelle der weltweit größten Exportnationen auf Platz 7. China nimmt 26 Prozent der Ausfuhren ab, zwölf Prozent gehen in die USA.
Der wirtschaftliche Aufschwung machte wiederum Unternehmen wie Samsung Electronics, Celltrion Healthcare oder SK Hynix stark. Sie gehören zu den führenden Anbietern in ihren Branchen - und sind in Korea-Aktienfonds wie dem JP Morgan Korea Equity Fund (siehe Investor-Info) meist hoch gewichtet.
Den Chancen eines Engagements stehen überschaubare Risiken gegenüber. Dank der Lehren, die aus der Asien- Krise Ende der 1990er-Jahre gezogen wurden, sind Koreas Banken und Unternehmen überwiegend finanziell solide aufgestellt.
OECD-Spitzenplatz
Eine Corona-bedingte Insolvenzwelle wie in vielen anderen Staaten ist daher nicht zu erwarten. Noch dazu hat die Regierung von Staatspräsident Moon Jae-in frühzeitig ein 180 Milliarden Euro schweres Stimulierungspaket aufgelegt. Während die wirtschaftliche Gesamtleistung in den USA, in Europa und Japan massiv einbricht, schrumpft das Bruttoinlandsprodukt Südkoreas laut einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr lediglich um 1,2 Prozent. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet sogar nur ein Minus von 0,8 Prozent. Kommt es so, dann wäre Südkorea 2020 die stärkste Wirtschaftsnation aller 37 Mitgliedsstaaten der OECD. Im kommenden Jahr wird wieder ein Plus von mehr als drei Prozent erwartet.
Smarte Offensive
Spezielle Kursfantasien entzünden sich an dem von der Regierung im Juli vorgestellten "Korea New Deal". Er stelle eine Blaupause für die kommenden 100 Jahre da, sagt Moon Jae-in. Der Staatspräsident will das Land in ein digitales Powerhouse verwandeln. Nach Angaben von Germany Trade & Invest (GTAI) investiert die Regierung viel Geld unter anderem in die digitale Infrastruktur von Bildungseinrichtungen, Verkehrssystemen und Krankenhäusern. Der forcierte Einsatz von künstlicher Intelligenz soll das Prozess- und Qualitätsmanagement der Unternehmen optimieren. Die Regierung will zudem den Schutz der Firmen vor Cyberangriffen deutlich verbessern.
Ein weiterer Schwerpunkt des Programms, das in den kommenden fünf Jahren 1,9 Millionen neue Jobs schaffen soll, ist die Förderung erneuerbarer Energien. Südkorea strebe in der Bekämpfung des Klimawandels international eine führende Rolle an, sagt Moon Jae-in. Grüne Wohnanlagen und grüne Fabriken sollen entstehen. Vorantreiben will man insbesondere die Entwicklung umweltfreundlicher Fahrzeuge.
Hyundai Motors zählt zu den Unternehmen, die in der Umsetzung des "Korea New Deal" eine wichtige Rolle spielen. Das Unternehmen plant bis zum Jahr 2025 eine Million E-Fahrzeuge im In- und Ausland zu verkaufen. Das entspräche einem Weltmarktanteil von zehn Prozent.
Auch das Webportal Naver unterstützt die wirtschaftlichen Zielvorstellungen der Regierung. Der als "Google Koreas" bezeichnete Internetriese will koreanischen Firmen gesammelte Daten und digitales Know-how zur Verfügung stellen, um sie "smarter" zu machen. Gut möglich, dass Südkorea in der Tabelle der weltweit größten Volkswirtschaften weiter nach oben klettert.
INVESTOR-INFO
JP Morgan Korea Equity
Global Player im Portfolio
An der Börse in Seoul sind Weltunternehmen gelistet wie Samsung Electronics, Naver oder Hyundai Motors. Sie zählen auch zu den Top-Ten-Werten des JP Morgan Korea Equity. Die beiden Fondsmanager John Cho und Ayaz Ebrahim weichen jedoch in puncto Branchengewichtung vom Vergleichsindex ab. Aktuell sind Technologieunternehmen und Banken prominenter vertreten. Auf Sicht von einem Jahr legte der Fonds rund 17 Prozent zu, in den vergangenen fünf Jahren erzielte er im Schnitt circa acht Prozent pro Jahr. Die jüngste Korrektur nutzen Investoren mit langem Anlagehorizont zum Einstieg.