Mit 29 Zuckerfabriken und zwei Raffinerien ist Südzucker in Europa die Nummer 1. Doch das Geschäft ist schwieriger geworden. Brüssel hat den Zuckermarkt zum 1. Oktober 2017 liberalisiert. Die fast 50 Jahre geltenden Produktionsquoten und garantierten Mindestpreise sind aufgehoben. In der Folge dürfte das Zuckerangebot in Europa steigen, der Preis entsprechend sinken. Zudem sind Europas Verbraucher vorsichtiger geworden. Zucker wird vermehrt als Dickmacher wahrgenommen. Nestlé hat darauf reagiert und will den Zuckergehalt in seinen Produkten in Europa bis 2020 um fünf Prozent reduzieren. Auch die Nachfrage seitens der Industrie dürfte künftig geringer ausfallen.

Mit der Reform entfiel jedoch auch die Exportbegrenzung. Firmen durften nicht mehr als zehn Prozent der Produktion exportieren. Südzucker will nun die möglichen Einbußen in Europa durch vermehrte Ausfuhren in Nicht-EU-Staaten kompensieren. Vorstandschef Wolfgang Heer plant künftig rund 800 000 Tonnen im Ausland zu verkaufen, das wäre rund ein Drittel mehr als bislang.

Tiefer Weltmarktpreis



Doch auch auf dem Weltmarkt ist Zucker kein rares Gut. Laut einer Studie des US--Agrarministeriums wird die Produktion wegen des vermehrten Anbaus in Ländern wie Brasilien, China, Thailand und Indien im laufenden Jahr auf den Rekordwert von rund 185 Millionen Tonnen steigen. Auch das kann den Weltmarktpreis drücken. Schon jetzt notiert der Preis für eine Tonne Zucker mit rund 348 Dollar auf einem im langfristigen Vergleich niedrigen Niveau. Andererseits sind die Bedenken der Verbraucher gegen den Süßstoff außerhalb der EU weniger ausgeprägt. Zur Finanzierung seiner Export-offensive hat Südzucker im November eine neue Anleihe (WKN: 729 700) begeben. Der Bond ist allerdings nicht allzu attraktiv verzinst. Mehr bietet der mit unendlicher Laufzeit ausgestattete Hybridbond. Laut einer Mitteilung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) denkt Südzucker weder über eine Kündigung noch einen Rückkauf der nachrangigen Anleihe nach.