Im zweitgrößten Exportland Thailand fiel die Zuckerernte enttäuschend aus. Abhilfe könnte aus Brasilien kommen. Doch dort ging die Verarbeitungssaison gerade zu Ende, und die neue Saison beginnt erst im April. Nur Indien wird überschüssigen Zucker auf den Markt bringen können. Doch die Mengen entlasten den Markt nur kurz. Deshalb rechnet der weltgrößte Zuckerhändler Alvean, ein Gemeinschaftsunternehmen des Agrarspezialisten Cargill und des brasilianischen Zuckerproduzenten Copersucar, für das laufende Jahr 2020/21 mit einem Angebotsdefizit von fünf Millionen Tonnen. Für die darauffolgende Saison wird sogar mit sechs Millionen Tonnen zu wenig gerechnet. Alvean berücksichtigt in der Prognose, dass neben den geringeren Ernten in Thailand und Europa aufgrund von Trockenheit auch die Ernte in Brasilien geringer ausfallen wird. In Europa war es nicht zu trocken - hier sorgten ein Schädlingsbefall mit dem Rübengelbvirus und schwindende Anbauflächen für weniger Ertrag. Insgesamt sind die Mengen in der EU-Zuckererzeugung einschließlich Großbritannien seit 2017 mit knapp 21 Millionen Tonnen auf knapp 17 Millionen Tonnen 2019 gefallen. Für 2020 wird eine Erntemenge von 16 Millionen Tonnen erwartet.

Aktie mit Nachholpotenzial


Damit würde erstmals in der Europäischen Union weniger Zucker produziert, als verbraucht wird. Das spricht eindeutig für weiter steigende Preise. Das Allzeittief vom Herbst 2019 hat der Zuckerpreis auf dem EU-Binnenmarkt längst hinter sich gelassen. Aktuell kostet eine Tonne EU-Weißzucker rund 381 Euro. Fundamental spricht einiges dafür, dass schon bald die 400-Euro-Marke überschritten werden kann. Davon sollte Europas größter Zuckerproduzent Südzucker profitieren. Aktuell ist davon noch wenig zu spüren. Auslöser für den herben Rückschlag bis auf die Unterstützung bei zehn Euro war die Revision der Jahresziele und eine hohe Abschreibung auf eine britische Beteiligung.

Damit sollten nun alle schlechten Nachrichten im Aktienkurs abgebildet sein. Die Aktie notiert unter ihrem Buchwert. Irgendwann wird die Erholung auf der Rohstoffseite den Kurs anschieben. Zwar ist das Zuckersegment schon länger nicht mehr allein entscheidend. In der Vergangenheit hatte die Aktie sich aber immer an den Rohstoffpreisen orientiert. 2017 erreichte sie ein Niveau von weit über 20 Euro, als der Zuckerpreis auf ein Mehrjahreshoch schnellte. Sollte sich die Rohstoffnotiz weiter verfestigen, dürfte sich die Aktie von ihrem Baissemodus lösen. Zumindest das Kursniveau vom September bei 17 Euro scheint dann leicht erreichbar zu sein.