Die US-Bank JPMorgan gehört fast schon traditionell zu den Skeptikern für die Aktien der Deutschen Post. Vor einer Woche bestätigten die Analysten ihr Kursziel noch, jetzt senken sie es stark. Das bleibt an der Börse kurzfristig nicht ohne Auswirkungen.
Die US-Bank JPMorgan hat Deutsche Post von "Neutral" auf "Underweight" abgestuft und das Kursziel deutlich um 30 Prozent von 45,00 auf 31,50 Euro gesenkt. Angesichts deutlich fallender Luftfracht-Raten bleibe er für die Express-Sparte des Logistik-Konzerns vorsichtig, schrieb Analyst Samuel Bland in einer aktuellen Branchenstudie.
Zudem sorge er sich angesichts der laufenden Tarifverhandlungen zunehmend um das Brief- und Päckchen-Geschäft. Der Aktienkurs scheine diese Risiken bisher nicht abzubilden.
Verdi mit Post-Angebot nicht zufrieden
Tatsächlich könnte der Deutschen Post ein Streik drohen. Die Gewerkschaft Verdi fordert einen einjährigen Vertrag mit 15 Prozent mehr Geld. Der Konzern hält dies für wirtschaftlich nicht leistbar und bietet einen zwei Jahre laufenden Tarifvertrag mit verschiedenen Finanzkomponenten an. Außerdem soll die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie über insgesamt 3000 Euro fließen. Aus Sicht von Verdi reicht das Angebot nicht aus.
Nun hat Verdi die Urabstimmung über flächendeckende und unbefristete Streiks gestartet. Bis zum 8. März können die bei der Post beschäftigten Verdi-Mitglieder darüber entscheiden. Sollten mehr als 75 Prozent der Befragten das Tarifangebot des Unternehmens ablehnen, sollen unbefristete Arbeitskampf-Maßnahmen eingeleitet werden. Dann könnte es zu erheblichen Verzögerungen bei der Zustellung von Briefen und Paketen kommen.
Post-Aktie noch in mittelfristigem Aufwärtstrend
Die Aktie von Deutsche Post hatte Anfang Februar bei gut 42,50 Euro ein Zwischenhoch erreicht. Nach der deutlichen Kurszielkappung von JPMorgan rutschte der DAX-Wert am Freitag zeitweilig unter die 40-Euro-Marke ab. Am Montag zeigt sich die Post-Aktie in knapp behauptetem Marktumfeld bei 40,88 Euro wieder freundlich.
Dazu trägt auch bei, dass der Konzern heute meldete, im Zeitraum vom 13. Februar bis einschließlich 17. Februar 2023 insgesamt 448.615 eigene Aktien im Rahmen des laufenden Aktienrückkauf-Programms erworben zu haben.
Das US-Analysehaus Bernstein Research hingegen hat die Einstufung für Deutsche Post in der vergangenen Woche auf "Market-Perform" mit einem Kursziel von 43,50 Euro belassen. Die verhaltene Entwicklung bei Luft- und Seefracht habe sich zu Beginn des Jahres in dem Sektor zwar fortgesetzt, schrieb Analyst Alexander Irving in einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie. Zur Jahresmitte hin sollte sich die Lage aber verbessern. Bei der Deutschen Post stelle sich das Chance-Risiko-Verhältnis ausgeglichen dar.
BÖRSE ONLINE ist ebenfalls optimistisch für die günstig bewertete Post-Aktie und hat ein längerfristiges Kursziel von 48 Euro herausgegeben. Seit Ende September hat sich ein Aufwärtstrend gebildet. Die entsprechende Linie verläuft derzeit bei 37,50 Euro (siehe Chart).
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Post.