Die Uhrenbranche zählt zu den Schlüsselindustrien in der Schweiz. Monat für Monat gibt die Exportstatistik für die heimischen Zeitmesser Einblick in die Lage der drittwichtigsten Ausfuhrbranche. Aktuell besteht Anlass zur Freude. Rund um den Globus wollen sich immer mehr Menschen edle und kostspielige Chronometer leisten. Zwischen Januar und November legten die Uhrenexporte um 2,3 Prozent zu.

Ein Blick auf den Aktienchart des Branchenprimus Swatch spiegelt das florierende Geschäft allerdings nicht wider. Der im Schweizer Aktienindex SMI enthaltene Titel bü.te 2014 knapp ein Fünftel an Wert ein. Gleich mehrere Belastungsfaktoren brachten die Eidgenossen aus dem Tritt. So musste der Konzern erstmals seit fünf Jahren im ersten Halbjahr einen Gewinnschwund berichten. Neben Sondereffekten wie einem Brand in einer Fabrik sowie sehr hohen Marketingkosten für die Winterolympiade in Sotschi war es vor allem der starke Schweizer Franken, der das Ergebnis belastete. Der operative Gewinn rutschte so um knapp neun Prozent auf 830 Millionen Franken zurück.

Was den Devisenmarkt betrifft, haben sich die Rahmenbedingungen aber klar verbessert. Während es bis Ende Juni im Schnitt für einen Dollar nur etwa 0,89 Franken gab, sind es inzwischen 0,98 Franken - zur Paritätsgrenze ist es also nicht mehr weit. Damit fallen die Währungsbelastungen spürbar geringer aus als zuletzt angenommen. Gut möglich, dass sich die Prognose eines Umsatzwachstums von zwei bis sechs Prozent im Gesamtjahr als zu konservativ herausstellen könnte.

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Fitness-Watch versus iWatch

Kursdifferenzen sind aber nicht die einzige Schwierigkeit, der sich Swatch-Chef Nick Hayek stellen muss. Die politischen Unruhen in Hongkong sowie der im Frühjahr geplante Start einer Uhr von Apple treiben den Konzern derzeit in die Enge. Allerdings hat Hayek bereits Antworten gefunden. Den Angriff von Apple möchte Swatch mit einem eigenen Modell kontern. Bereits im Sommer soll "im Zuge eines großen Sportereignisses" - womit die Leichtathletik-WM im August in China gemeint sein dürfte - eine eigene Fitness-Swatch verkauft werden. In der Apple-Watch sieht Hayek keine Gefahr, ganz im Gegenteil: Die Menschen, die bislang keine Uhr tragen, könnten vielleicht dazu gebracht werden, sich etwas ans Handgelenk zu binden, gibt der Sohn des legendären Firmenpatrons Nicolas Hayek zu Protokoll.

Auch die Probleme in der Wirtschaftsmetropole Hongkong, wo sich Polizei und Demonstranten gewaltsame Auseinandersetzungen liefern, ist nach Worten des Chefs "weniger dramatisch", da Swatch stärker auf China als auf Hongkong setzt. Und im Reich der Mitte steht schon bald das Chinesische Neujahrsfest an. Laut Scilla Huang Sun von Swiss & Global AM wird das Fest immer wichtiger für die Luxusbranche. Die Fondsmanagerin blickt für die Branche generell positiv in die Zukunft: "Insgesamt erwarten wir für den Luxussektor im Jahr 2015 ein organisches Umsatzwachstum zwischen fünf und sieben Prozent und eine weitere leichte Verbesserung bei den Margen."

Gute Aussichten für Swatch, denn dessen Rendite hat zuletzt stark gelitten. Auf Nettobasis reduzierte sich die Marge zum Halbjahr von 19,2 auf 16,6 Prozent. Dieser Rückgang ist im Aktienkurs nun aber eingepreist. Während 2013 das KGV bei 16,7 und damit im Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre lag, befindet es sich aktuell mit 15,6 deutlich darunter. Mit Blick auf das Jahr 2015, für das die Analystenzunft mit einem Gewinnplus von 10,5 Prozent rechnet, reduziert sich die Bewertung sogar auf 14,1. Sollte es nur zu einer "Normalisierung" des Geschäfts kommen, zeigt dies, wie viel Zündstoff in dem Kurs steckt.

Zwischen 2010 und 2013 steigerte Swatch seinen Gewinn im Durchschnitt jährlich um rund ein Viertel. Der Erfolg liegt dabei vor allem in dem breiten Produktportfolio. Swatch bietet Uhren für jeden Geldbeutel. Dazu zählen die klassische und günstige Swatch-Armbanduhr ebenso wie die gehobene Kategorie mit Brands wie Tissot bis hin zu den ganz exklusiven Marken wie etwa Omega.

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Keine Chance ohne Risiko

Diese Stärken sollten nach der Delle 2014 nun wieder zum Vorschein kommen. Goldman Sachs prognostiziert für Swatch ein durchschnittliches Wachstum auf Ebitda-Basis zwischen 2014 und 2016 von 13,4 Prozent. Damit wächst der Uhrenkonzern etwas dynamischer als die Branche und zum Beispiel mehr als doppelt so schnell wie Konkurrent LVMH, der mit seiner Marke TAG Heuer 2015 ebenfalls den Start einer "Smart-Watch" plant.

Wir sehen Swatch als einen der Favoriten im Schweizer Aktienmarkt. Ein Restrisiko aber bleibt: Sollte die Weltkonjunktur schwächeln oder der Konflikt mit Russland eskalieren, könnte dies der kaufkräftigen Kundschaft wohl die Laune verderben. Dann könnte die Prognose einer überdurchschnittlichen Gewinnentwicklung ins Wanken geraten.