Symrise ist überall. Ob beim morgendlichen Zähneputzen, beim Spritzer Parfüm, dem Mittagessen oder dem Schokoriegel zwischendurch - das MDAX-Unternehmen mit seinen mehr als 15 000 Produkten quasi immer drin. Die Abnehmer der Aromen, Geschmacks- und Duftstoffe von Symrise kommen aus der Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmabranche. Kunden wie Nestlé oder Colgate sind dank ihrer bekannten Marken der breiten Öffentlichkeit ein Begriff. Die Symrise- Produkte sind dagegen weniger aufregend - und bekannt. Dafür gehen sie in Zielmärkte, die auch in konjunkturell schwierigen Zeiten wachsen.
Unspektakulär, aber kontinuierlich legten Umsatz und Gewinn des Konzerns mit Sitz im niedersächsischen Holzminden zuletzt zu. Mit einem Kursplus von rund 30 Prozent seit Jahresanfang zählt die Aktie zu den Outperformern im MDAX. Mit den neuen Quartalszahlen vom vergangenen Donnerstag lieferte der Konzern weitere Kaufargument. Die hohe Ertragsdynamik, so Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram gegenüber BÖRSE ONLINE, hält sich im zweiten Halbjahr auf einem hohen Niveau.
Symrise ist in einem Sektor mit hohen Markteintrittsbarrieren unterwegs. Dort teilen vier große Akteure zwei Drittel der Marktanteile unter sich auf. Beim Umsatz rangiert Symrise hinter Givaudan, IFF und Firmenich an vierter Stelle. Die Unternehmen profitieren aktuell von niedrigen Rohstoffpreisen. Und wie ihre Abnehmer sind sie international mit eigenen Produktions- und Vertriebsstrukturen präsent. "Global agierende Konzerne wie Nestlé oder Coca-Cola wollen auch weltweit von ihren Aroma- und Duftstofflieferanten bedient werden. Sind sich die vier Marktführer einigermaßen grün, ohne einen Preiskrieg anzufangen, lassen sich dauerhaft stabile und hohe Margen erzielen", erläutert Analyst Lars Hettche vom Bankhaus Metzler.
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Konstant hohe Margen
Ein weiterer Vorteil der globalen Präsenz: die Hebelwirkung auf die Bruttomarge dank hoher Volumina. "Durch die höheren Produktionsmengen steigt die operative Marge stärker als die Personal- und Fixkosten", meint Björn Glück, Fondsmanager bei Lupus alpha. Zuletzt gelang es Symrise, die operative Marge auf gut 22 Prozent zu steigern. Dieser Trend wird sich nach Meinung Glücks in diesem Jahr fortschreiben. Dann allerdings werde es wahrscheinlicher, dass die Kunden bei weiter steigenden Margen von Symrise Preisnachlässe nachverhandeln.
Um sich gegen Schwankungen der Rohstoffpreise abzusichern, betreibt Symrise konsequent die Rückintegration von Schlüsselrohstoffen wie Menthol oder Kakao. So wurde im Oktober eine eigene Produktionsstätte für Vanilleschoten in Madagaskar eröffnet. 60 Prozent der Erlöse
erzielt Symrise in Regionen außerhalb des Euroraums. Gerade weil die Gesellschaft vor Ort produziert, werden Kosten und Ergebnis in der jeweiligen Fremdwährung verbucht. Deshalb ergeben sich keine außerordentlichen Belastungen der Marge durch Fremdwährungen.
Wer nach Schwächen im Geschäftsmodell sucht, wird bei den Duftstoffen fündig. Hier ist Symrise im Vergleich zu Marktführer Givaudan mit seiner operativen Marge von 25 Prozent bei den Stoffen für die Parfümhersteller schwach aufgestellt. Gut denkbar, dass die Holzmindener in Zukunft hier Nischenanbieter zukaufen.
Auf Sicht der kommenden zwei Jahre kommt auf Symrise aber erst einmal die Aufgabe zu, die französische Firma Diana zu integrieren. 1,3 Milliarden Euro legten die Deutschen für deren Akquisition im Sommer auf den Tisch - der bislang größte Deal der Firmenhistorie.
Diana ist führend bei Zusatzstoffen auf natürlicher Basis, die in Kosmetika oder Aquakulturen ebenso Verwendung finden wie in Lebensmitteln und Tiernahrung. "Symrise-Kunden wie Mars bedienen mit Marken wie Uncle Ben’s oder Pedigree beide Märkte, also Lebensmittel und Tiernahrung. Das verschafft Symrise Vorteile bei Beschaffung und Vertrieb - und einen strategischen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, falls die Lebensmittelproduzenten bei ihren Lieferanten niedrigere Preise durchdrücken", meint Metzler-Analyst Hettche.
Zugegeben, mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 20 auf Basis von 2015 ist die Aktie optisch nicht mehr günstig bewertet. Angesichts der hohen Wachstumsraten in einem relativ krisensicheren Geschäftsfeld hat der Aktienkurs aber weiteres Steigerungspotenzial.
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