Die französische Arkema geht von Gewinneinbußen von bis zu 20 Millionen Euro aus. Da mag es überraschen, dass der britische Spezialchemiekonzern Synthomer die Auswirkungen auf sein Geschäft basierend auf den Umsatzzahlen vom Januar erst einmal mit "neutral" einschätzt. Das Unternehmen ist der weltweit größte Hersteller von Nitrilgummi. Dieser synthetische Stoff ist Basis vieler Anwendungen in der Industrie, unter anderem für Schutzhandschuhe.
Das Coronavirus ist nicht aufzuhalten. Italien steht unter Quarantäne, und in Deutschland mahnt das Robert-Koch-Institut Kommunen, Ärzte und Krankenhäuser, ihre Notfallpläne zu aktivieren. Unter anderem sehen diese auch eine ausreichende Menge an Schutzkleidung wie Overalls und Handschuhe vor. Die Nachfrage nach professionellen Schutzhandschuhen wird so schnell nicht nachlassen. Die malaysische Firma Top Glove, einer der drei größten Schutzhandschuhhersteller weltweit, erwartet infolge des Coronavirus ein Umsatzwachstum von bis zu 20 Prozent über der früheren Prognose.
Begehrter Grundstoff
Bisher hat kein Nitrilhersteller zusätzliche Kapazitäten eingeplant - eine gute Ausgangslage für die Briten. Das Nitrilgeschäft trägt geschätzt zu 40 Prozent zum Bruttogewinn bei. Eine steigende Nachfrage nach dem Grundstoff sollte zumindest die möglichen Einbußen aufgrund einer schwächeren Konjunktur in den anderen Sparten wettmachen. Im besten Fall kann Synthomer mit der Nitrilsparte seinen Gewinn im laufenden Jahr steigern.
2019 war für die Briten nicht einfach. Unsicherheiten wie Brexit und Handelsstreit belasteten die Zahlen. Zum ersten Mal seit vier Jahren waren Gewinn und Umsatz rückläufig: Der Umsatz fiel um knapp zehn Prozent auf 1,46 Milliarden Pfund (rund 1,64 Milliarden Euro), der Bruttogewinn um 14 Prozent auf 116,2 Millionen Pfund. Die Weichen für mehr Wachstum hat Synthomer jedoch gestellt und das Geschäft in Nordamerika mit einem Zukauf gestärkt. Schon im laufenden Jahr soll sich das Geschäft des US-Spezialchemikalienherstellers Omnova Solutions auszahlen. Die Synergien sollen in den kommenden Jahren insgesamt 30 Millionen Dollar ausmachen.
Aktuell bewertet die Börse die Risiken für die Chemiebranche als sehr hoch. Bei einem Spezialchemieunternehmen wie Synthomer sollte man aber genauer hinsehen. Die Briten haben aufgrund von Kostensenkungen und Synergieeffekten aus der Übernahme gute Chancen. Eine wahrscheinliche Sonderkonjunktur mit Nitril kommt obendrauf. Die Aktie wird in Deutschland sehr markteng gehandelt und ist nur für sehr spekulative Anleger geeignet.