Kaum eine andere Branche ist an der Börse derzeit so gefragt wie der Nahrungsmittelsektor. Um mehr als ein Viertel legte etwa der DJ Food & Beverage Titans Index in diesem Jahr bereits zu. Auf der Suche nach interessanten Aktien in diesem Segment fällt die Wahl schnell auf Unternehmen wie den Branchenprimus Nestlé, den Fast-Food-Riesen McDonald's oder auch den angesagten Newcomer Beyond Meat. Das ist allerdings zu kurz gedacht. Eine nachhaltige - und überaus lukrative - Erfolgsstory schreibt in diesem Bereich Sysco, der weltweit größte Lieferant für Lebensmittel.

Der Reihe nach: Das im März 1969 in Houston im Bundesstaat Texas gegründete Unternehmen sorgt dafür, dass die Kunden ihre Ware täglich frisch auf dem Tisch haben. Mehr als 600 000 Kunden rund um den Globus beliefert der US-Konzern mit seinen rund 13 000 Sattelschleppern. Weit mehr als die Hälfte der Lkw kreuzt dabei über die Heimatstraßen. Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, regionale und lokale Spezialitäten: Die Brummis bringen die bestellten Nahrungsmittel direkt zum Kunden. Restaurants bilden mit einem Umsatzanteil von 62 Prozent die mit Abstand größte Abnehmergruppe. Außerdem beliefert Sysco Krankenhäuser, Altenheime, Schulen sowie Einzelhändler.

Gezielte Zukäufe


Um das Vertriebsnetz und den Kundenstamm weiter auszubauen, setzt ­Sysco auch auf anorganisches Wachstum. So übernahmen die Texaner im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (29. Juni) J & M Whole­sale Meats und Imperio Foods. Während Imperio auf getrocknete hispanische Waren spezialisiert ist, versorgt J & M kleinere Einzelhändler im hispanischen Segment mit Fleischwaren. Ein durchaus kluges Manöver, schließlich nimmt der Anteil der Bevölkerung mit Wurzeln in Hispanoamerika in den USA schnell zu. Schätzungen zufolge werden 2050 in den USA mehr als 130 Millionen Latinos leben, das entspricht in etwa einer Verdoppelung. Auch im noch jungen Geschäftsjahr 2019/20 hält der Appetit auf Übernahmen an. Mit J. Kings Food Service wurde bereits ein erster Kandidat gefunden. Durch den Zukauf des Lebensmittel-Distributors hat Sysco sein Vertriebsnetz im Raum New York deutlich verstärkt. Die neue Tochter bringt es auf einen Jahresumsatz von rund 150 Millionen Dollar.

Apropos Umsatz: Sysco ist es im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals gelungen, die Erlöse auf über 60 Milliarden Dollar zu hieven. Dem ging ein stetiger Aufwärtstrend zuvor. Allein in den vergangenen fünf Jahren lag das durchschnittliche jährliche Wachstum bei 5,3 Prozent. Besonders dynamisch entwickelte sich in diesem Zeitraum mit einem Plus von 40 Prozent der Bereich Obst und Gemüse, auf den mittlerweile 15 Prozent der Gesamterlöse entfallen. Bei der Pflanzenkost kommt Sysco der starke Trend zu gesunder Ernährung entgegen. Auf dem aufsteigenden Ast ist auch das Getränkesegment, das 2019 um knapp 18 Prozent expandierte und damit ein Zehntel zu den Konzern­erlösen beitrug. Den größten Anteil mit knapp einem Fünftel steuert aber weiterhin das Segment "Frisches und gefrorenes Fleisch" bei. Beim Gewinn drückt Sysco noch kräftiger aufs Gaspedal. Unter dem Strich verbesserte sich das Ergebnis seit 2014 um durchschnittlich 12,4 Prozent pro Jahr.

Daneben sorgt das Unternehmen regelmäßig für positive Überraschungen. Die Redewendung "Aller guten Dinge sind drei" lässt sich derzeit bestens auf die Texaner übertragen: Im zweiten, dritten und vierten Quartal übertrafen sie die Gewinnerwartungen.

Wie das Startquartal 2019/20 gelaufen ist, werden Anleger am 4. November erfahren. Die aktuelle Konsensschätzung lautet auf ein Ergebnis von 96 US-Cents je Aktie. Das würde einem konservativem Wachstum von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprechen. Die Chancen stehen also gut, dass Sysco erneut die Prognosen schlagen kann.

Eine derartige Erfolgsstory findet an der Börse Beifall. Auf Sicht von fünf Jahren legte die Aktie um rund 150 Prozent zu und bewegte sich damit dreimal so schnell nach oben wie der S & P 500. Nachdem der Titel im September seine bisherige Bestmarke von 72,97 Euro markiert hatte, setzte eine Konsolidierung ein. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist aber weiterhin intakt. Sollte es erneut zu einem positiven Zwischenbericht kommen, wovon wir ausgehen, könnte dieser die Initialzündung für den Ausbruch auf ein neues Allzeithoch geben.

Auch aus Sicht der Fundamentalanalyse ist die Aktie durchaus empfehlenswert. Zum einen ist Sysco mit einem 2020er-KGV von rund 20 nicht hoch bewertet. Zum anderen lässt das Unternehmen seine Eigner über Aktienrückkäufe sowie kontinuierliche Dividendenzahlungen - seit 1970 ohne Unterbrechung - am Erfolg teilhaben.