Beim Versicherungskonzern Talanx sollen sich in diesem Jahr die ersten Erfolge eines groß angelegten Umbaus im Inlands-Geschäft zeigen. "Wir haben einen guten Weg eingeschlagen, aber wir sind noch weit, weit vom Ziel entfernt", sagte der Chef von Deutschlands drittgrößtem Versicherer, Herbert Haas, am Montag auf der Bilanzpressekonferenz am Montag in Hannover. "Das dauert noch zwei bis drei Jahre." Dennoch soll der Gewinn 2016 auf rund 750 Millionen Euro steigen. Im vergangenen Jahr hatte Talanx die eigenen Erwartungen und die Schätzungen der Analysten deutlich übertroffen. Mit 734 Millionen stand trotzdem ein Minus von fünf Prozent zu Buche. Eine 155 Millionen Euro schwere Abschreibung auf den Wert der Lebensversicherungs-Töchter in Deutschland ließ sich nicht ganz wettmachen.

Ohne die Wertberichtigung hätte es sogar zu einem Rekord-Ergebnis gereicht. Dabei profitierte Talanx vor allem davon, dass die Naturkatastrophen geringer ausfielen als erwartet. Daher steigt die Dividende leicht auf 1,30 (1,25) Euro je Aktie. Und auch für 2016 soll die Ausschüttung laut Haas eine "leichte Tendenz nach oben" zeigen. Mit einem Kursplus von 3,2 Prozent auf 28,81 Euro war Talanx am Montag einer der größten Kursgewinner im Nebenwerteindex MDax.

Talanx habe 2015 die Weichen gestellt, resümierte Haas. In der Lebensversicherung (HDI, Neue Leben, Postbank Leben, Targo Leben) ist der Konzern fast komplett aus dem Verkauf von Policen mit langfristigen Garantien ausgestiegen. Die veraltete IT steht der Digitalisierung noch im Weg. Operativ schrieb die Sparte nur eine schwarze Null. In der Leben- und der Sachsparte fallen nun 600 Stellen weg. Der Umfang des Arbeitsplatzabbaus in der Steuerung des Deutschland-Vertriebs mit rund 1000 Mitarbeitern soll bis Mitte des Jahres klar sein. An der Gewinnprognose für 2016 müsse Talanx dafür aber wohl keine Abstriche machen, betonte der Vorstandschef.

Auch die Industrieversicherung, der traditionelle Kern von Talanx, müsse in Deutschland profitabler werden, forderte Vorstandsmitglied Christian Hinsch. Die Sparte, die zuletzt mit hohen Schäden in der Feuerversicherung zu kämpfen, mistet daher in den Verträgen aus.

So baut der Konzern aus Hannover auch 2016 auf das Geschäft im Ausland, das im vergangenen Jahr neben der Tochter Hannover Rück der verlässlichste Gewinnbringer war. Im Konzern erwartet Haas trotz eines erwarteten stabilen Wachstums in Brasilien, Mexiko, der Türkei und Polen stagnierende Beitrags-Einnahmen. 2015 waren sie unerwartet stark um fast zehn Prozent auf 31,8 Milliarden Euro gestiegen. Vor allem in Mexiko und der Türkei würde der Konzern gerne zukaufen, eine halbe Milliarde Euro könnte sich Talanx ohne Kapitalerhöhung dafür leisten. "Es gibt allerdings nichts auf dem Markt", sagte Haas.

Reuters