Die unveränderten Papiere der Tochter Hannover Rück wurden im zeitgleich festen MDAX ebenfalls mit davon ausgebremst. Auch andere Versicherungswerte wie die Allianz oder Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) standen bei Anlegern am Dienstag nicht sonderlich hoch in der Gunst. Der europäische Branchenindex Stoxx 600 Insurance hinkte dem erholten Marktumfeld mit einem Plus von 0,1 Prozent ebenfalls hinterher.
Hohe Schäden in der Industrieversicherung durchkreuzen in diesem Jahr die Gewinnpläne von Talanx. Statt der bisher angepeilten 850 Millionen Euro rechnet der Vorstand unter dem neuen Talanx-Chef Torsten Leue für 2018 nur noch mit einem Überschuss von rund 700 Millionen Euro. Talanx begründete dies mit mehreren Großschäden sowie einer ungewöhnlich starken Häufung kleinerer Schäden in der industriellen Sachversicherung. Unter den Großschäden sind auch der Beinahe-Bruch eines Staudamms in Kolumbien und der Einsturz der Autobahnbrücke in Genua. Ein Börsianer sprach von einer "herben Gewinnwarnung".
Laut JPMorgan-Analyst Michael Huttner belegt der Schritt, dass die geplante Erholung in der Industrieversicherung herausfordernder ist als erwartet. Die Konzentration des Konzerns auf Feuerschäden in Deutschland sei wohl höher als ursprünglich angenommen. "Sehr enttäuschend" lautete die Wertung von Philipp Häßler von Equinet - vor allem deshalb, weil das Unternehmen wegen schon länger enttäuschender Ergebnisse bereits zwei Sanierungsprogramme in diesem Geschäftsbereich gestartet habe.
Für das kommende Jahr nannte Talanx einen Gewinn von rund 900 Millionen Euro als Ziel. In den Augen von Philipp Häßler handelt es sich auch dabei um eine Enttäuschung, weil das Ziel unter seinen Schätzungen von einer Milliarde und auch den Markterwartungen von im Schnitt 941 Millionen Euro liege. Er erhofft sich nun weitere Details auf dem Kapitalmarkttag in der kommenden Woche.
Trotz eines leicht auf 39,50 Euro gesenkten Kursziels blieb Huttner für Talanx aber bei seinem positiven Votum mit "Overweight". Er betonte, dass die Aktie im bisherigen Jahresverlauf schon ordentlich an Wert verloren habe und mit einem Abschlag zu anderen Branchenwerten gehandelt werde. Im Vorjahr seien die Kursverluste während der Hurrikan-Periode weniger stark ausgefallen.
Weite Teile der Kursverluste in diesem Jahr hat Talanx in den vergangenen Tagen erlitten, nachdem mit "Florence" der erste Hurrikan die US-Ostküste getroffen hatte. Gegenüber dem Jahreshoch von 37,66 Euro im Mai ist der Kurs nun schon um mehr als 20 Prozent abgesackt - mehr als die Hälfte davon seit Ende September./tih/ag/mis/stw
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