Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an. Im frühen Handel verlor die Talanx-Aktie 1,12 Prozent auf 35,32 Euro. Sie war damit einer der schwächsten Werte im MDax. Erst Anfang Mai hatte Talanx mit 37,66 Euro ein Rekordhoch erreicht. Vor zwei Tagen wurden die Papiere mit Dividendenabschlag von 1,40 Euro gehandelt. Das schwache Industriegeschäft habe die Entwicklung im ersten Quartal überschattet, schrieb Analyst Michael Huttner von der Investmentbank JPMorgan.
Unter dem Strich verdiente der Talanx-Konzern mit Marken wie HDI und Neue Leben 218 Millionen Euro und damit gut acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Ohne den negativen Steuereffekt aus den USA von 25 Millionen Euro wäre der Gewinn gestiegen, sagte Leue. So zog auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um fast drei Prozent an.
Sturmtief "Friederike" kostete den Gesamtkonzern rund 59 Millionen Euro. Dennoch ging die Großschadenbelastung den Angaben zufolge im Jahresvergleich von 153 Millionen auf rund 138 Millionen Euro zurück. Friederike hatte im Januar in Deutschland und mehreren europäischen Ländern gewütet und hierzulande den Fernverkehr der Deutschen Bahn binnen weniger Stunden komplett lahmgelegt.
Zudem musste Talanx in der deutschen Feuer-Industrieversicherung Federn lassen. In der gesamten Industrieversicherung reichten die Prämieneinnahmen daher nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Das Prämienniveau im Feuergeschäft müsse um mindestens 15 Prozent steigen, sagte Finanzvorstand Immo Querner. Dies sei aber vor dem Jahr 2020 nicht zu erreichen. Der Bereich steht bereits seit Jahren unter Druck.
Der neue Vorstandschef Torsten Leue, der die Konzernführung erst am Dienstag von Herbert Haas übernommen hatte, sprach dennoch von einem guten Start ins Jahr. Die Prämieneinnahmen des Konzerns stiegen um gut acht Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Währungsschwankungen herausgerechnet, sollen sie nun im Gesamtjahr statt um über zwei Prozent um mehr als fünf Prozent steigen.
Und bei dem 2016 eingeleiteten Umbau- und Sparprogramm, mit dem der Versicherer die Digitalisierung seines Geschäfts vorantreibt, will der Vorstand noch einen Zahn zulegen. Von den für 2020 anvisierten Einsparungen von 240 Millionen Euro sind dem Vorstand zufolge statt 40 Prozent schon rund 60 Prozent erreicht. Weil es noch schneller vorangehen soll, erwartet Querner im laufenden Jahr zusätzliche Umbaukosten von rund 20 Millionen Euro. Diese würden möglicherweise durch die erreichten Einsparungen abgefedert.
Unterdessen bündelt der Versicherer seine Kräfte Spezial-Versicherungsgeschäft mit seiner Mehrheitsbeteiligung Hannover Rück. Die Talanx-Tochter HDI Global und der weltweit drittgrößte Rückversicherer wollen Versicherungsverträge im Agentur- und Spezialgeschäft zu Vermögensschadenhaftpflicht, Organhaftpflicht, Rechtsschutz, Sport- und Unterhaltung und Luftfahrt zeichnen. Auch das Geschäft mit Bohrinseln und der Tierversicherung fällt in dieses Feld.
Das neue Gemeinschaftsunternehmen soll Anfang 2019 starten und Leue zufolge sofort auf jährliche Bruttoprämien von rund 1,2 Milliarden Euro kommen. Der Gewinnbeitrag des Bereichs soll praktisch sofort höher ausfallen als zuletzt. Beim Wachstum setzt Talanx auch auf das Geschäft mit Manager-Haftpflichtversicherungen, die im Zuge des VW-Dieselskandals größere Bekanntheit erreicht haben. Auch in der Luftfahrtversicherung sieht Talanx gute Geschäftschancen.
Es gehe darum, die besten Fähigkeiten von HDI Global und Hannover Rück zusammenzubringen. Für den Anteil an der Hannover-Rück-Tochter Inter Hannover, die in dem Gemeinschaftsunternehmen aufgeht, bezahlt HDI Global den Angaben zufolge rund 100 Millionen Euro./stw/bgf/jha/