Der Überschuss von 2021 liege nach vorläufigen Zahlen bei 1,01 Milliarden Euro, teilte der Mehrheitseigner des Rückversicherers Hannover Rück überraschend am Donnerstagabend in Hannover mit. Damit übertraf der Konzern im Naturkatastrophenjahr 2021 sowohl die Erwartungen von Analysten als auch sein eigenes Ziel, einen Gewinn am oberen Ende der Spanne von 900 bis 950 Millionen Euro zu erreichen.

Einen Milliardengewinn hatte Vorstandschef Torsten Leue eigentlich erst für 2022 ins Auge gefasst. Im ersten Corona-Jahr 2020 war der Überschuss infolge der pandemiebedingten Schäden wie Veranstaltungsausfällen und der Schließung von Hotels und Restaurants auf 673 Millionen Euro eingebrochen. Für das laufende Jahr peilt der Vorstand weiterhin einen Gewinn von 1,05 bis 1,15 Milliarden Euro an.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten am Abend gut an. Auf der Handelsplattform Tradegate legte der Kurs der Talanx-Aktie in einer ersten Reaktion um rund drei Prozent im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs zu.

Talanx begründete den Gewinnsprung von 2021 auch mit den Sanierungs- und Spar-Erfolgen in der Industrieversicherung sowie in der deutschen Privat- und Firmenversicherung. Hatte die Erstversicherung mit der Hauptmarke HDI im Jahr 2018 nur 31 Prozent zum Konzernergebnis beigesteuert, seien es im vergangenen Jahr schon 45 Prozent gewesen.

Größter Gewinnbringer des Konzerns ist damit immer noch Hannover Rück. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer hatte bereits am Donnerstagmorgen seine vorläufigen Jahreszahlen veröffentlicht und einen Nettogewinn von 1,23 Milliarden Euro gemeldet. Da Talanx nur gut 50 Prozent der Hannover-Rück-Aktien gehören, bleibt auch nur gut die Hälfte des Rückversicherer-Gewinns bei dem Mutterkonzern hängen.

Unterdessen baute Talanx das Geschäftsvolumen im abgelaufenen Jahr deutlich aus. Die gebuchten Bruttoprämieneinnahmen legten um fast elf Prozent auf 45,5 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn sprang um 46 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro nach oben. In diesen Zahlen ist auch das gesamte Geschäft der Hannover Rück enthalten.

Dabei konnte Talanx wie der Rückversicherer die Schäden durch Naturkatastrophen in den USA und in Europa abfedern. In Deutschland hatte im Juli die vom Sturmtief "Bernd" ausgelöste Flutkatastrophe Schäden angerichtet und Menschen in den Tod gerissen. In den USA richtete unter anderem Hurrikan "Ida" schwere Zerstörungen an. Die Hannover Rück hatte allerdings einen Teil ihrer Risiken wiederum bei anderen Unternehmen rückversichert und kam wie Talanx vergleichsweise glimpflich davon.

Das Sturmtief hatte im Juli mit lang anhaltendem Starkregen vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen immense Überflutungen ausgelöst. Die Wassermassen rissen viele Häuser mit, unterspülten Ortschaften und zerstörten Straßen und Brücken. Allein in Deutschland starben mehr als 180 Menschen. Auch Belgien, die Niederlande, Österreich und die Schweiz waren betroffen. Der deutsche Versichererverband GDV schätzt die versicherten Schäden allein in Deutschland bisher auf etwa 8,2 Milliarden Euro.

Die Talanx-Aktionäre sollen für 2021 wie angekündigt eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie erhalten, 10 Cent mehr als im Vorjahr. Hauptnutznießer ist der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie, ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Ihm gehören rund 79 Prozent der Talanx-Aktien. Den vollständigen Jahresabschluss will der Konzern am 14. März veröffentlichen.

dpa-AFX