Seit mehr als 40 Jahren ist die US-Investmentfirma Boyar Value auf der Suche nach unterbewerteten Firmen. Firmengründer Mark Boyar und sein Sohn Jonathan schrecken nicht vor abgestürzten Aktien zurück. Im Gegenteil. Oft verursachen kurzfristige operative Entwicklungen Kursrückgänge, den inneren Wert einer Gesellschaft tangieren sie auf lange Sicht aber kaum. So ein Fall, sagt Jonathan Boyar, sei etwa die Aktie von Tapestry (WKN: A2J SR1), ehemals bekannt als Coach. Der Luxusgüterkonzern ist weiterhin mit seiner Marke Coach auf dem Markt vertreten.
Der Lederwarenhersteller ist wichtigster Bestandteil des Konzerns. 2017 hatte die Gesellschaft ihren Namen geändert, um die erworbenen Luxusmarken Stuart Weitzman und Kate Spade im Konzern zu repräsentieren. Der Umbau von einem Haus mit nur einer Marke hin zu einem Luxuskonzern mit mehreren Marken hat an der Börse bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Die Aktie verlor an Wert. Anleger haben offenbar Zweifel daran, dass Luxusfirmen mit ihren Geschäften auch junge Konsumenten überzeugen können. Dass Coach regelmäßig auf den Listen der von jungen Verbrauchern bevorzugten Nobelmarken auftaucht, ist für Boyar ein sehr ermutigendes Zeichen. Die Marke zeigte zuletzt zudem ein verbessertes Momentum. Gleichzeitig hat die Modemarke Kate Spade erhebliches Aufholpotenzial. Im Kurs sei davon laut Boyar nichts abgebildet.
Gemessen an den Gewinnzielen würde Tapestry mit einer Relation zwischen Unternehmenswert und Betriebsergebnis von 7,5 bewertet. Das KGV liege verglichen mit seinen Ertragsschätzungen für 2021 bei elf. Legte man hingegen historische Relationen zugrunde - die KGV-Bandbreite geht dabei von 15 bis 22 - betrage der bis 2021 erreichbare innere Wert der Aktie 57 Dollar. Das sind über 80 Prozent mehr als die aktuellen Notierungen.