Im ersten Quartal fuhr der Flugzeugbauer wegen der Folgen der Pandemie 481 Millionen Euro Verlust ein, nachdem es im Vorjahr in den traditionell schwachen ersten drei Monaten zu einem Gewinn von 40 Millionen gereicht hatte. Finanziell sei Airbus gegen die Krise gewappnet, sagte Finanzchef Dominik Asam. Er gehe davon aus, dass der Konzern keine Staatshilfen benötigen werde. Im frühen Handel legten Airbus-Aktien um 1,9 Prozent zu.
Der April und vielleicht auch die folgenden Monate würden noch schwieriger als das erste Quartal, was die Auslieferungen betreffe, sagte Asam. Mit einer Erholung rechne er vom Sommer an. "Unser Ziel ist es, spätestens im vierten Quartal wieder in einer Lage zu sein, in der wir kein Geld mehr verbrennen." Von Ende Dezember bis März schrumpfte der Netto-Finanzmittelbestand um knapp neun Milliarden Euro. Doch Airbus sicherte sich im Kampf gegen die Krise eine neue Kreditlinie über 15 Milliarden Euro, setzte die Dividende für 2019 und die Aufstockung des Betriebsrenten-Topfs aus. Anfang April hatte der Konzern damit laut Asam 30 Milliarden Euro zur Verfügung.
Die Pandemie mit ihren Grenzschließungen und Reisewarnungen hat den Luftverkehr weltweit fast zum Erliegen gebracht. Mehrere Fluggesellschaften kämpfen gegen die Pleite und haben Flugzeuge ausgemustert. "Wir stecken mitten in der schwersten Krise, die die Luftfahrtindustrie je erlebt hat", sagte Faury. "Wir müssen jetzt als Industrie daran arbeiten, das Vertrauen der Passagiere in den Luftverkehr wiederherzustellen - während wir lernen, mit dieser Pandemie zu leben." Er hatte die Belegschaft bereits auf tiefgreifende Einschnitte eingestellt. "Das Überleben von Airbus steht in Frage, wenn wir jetzt nicht handeln", schrieb Faury in einem Brief an die 135.000 Mitarbeiter. Binnen weniger Wochen habe Airbus etwa ein Drittel des Geschäfts verloren.
FLUGGESELLSCHAFTEN WOLLEN MASCHINEN NICHT MEHR HABEN
Am Mittwoch sagte Faury, das größte Thema seien derzeit die unzähligen Anfragen von Fluggesellschaften, die Auslieferungen wegen der Krise verschieben wollten. Im ersten Quartal lieferte Airbus noch 122 Flugzeuge aus, 40 weniger als vor einem Jahr. 60 Maschinen hätten wegen der Pandemie nicht an die Kunden übergeben werden können. Ende März standen noch 7650 Flugzeug- Bestellungen in den Orderbüchern. Doch kündigte die malaysische Billigfluggesellschaft AirAsia, einer der größten Kunden von Airbus, an, in diesem Jahr keine neuen Flugzeuge mehr anzunehmen und die Orders bei Airbus zu überprüfen. AirAsia hat allein 349 A321neo in Auftrag gegeben.
Airbus hat die Flugzeugproduktion wegen der Pandemie um etwa ein Drittel gekappt. Mit weiteren Anpassungen sei nicht vor Juni zu rechnen, sagte Faury - und wenn, dann voraussichtlich in einem geringeren Umfang als zuletzt. In Frankreich wurden 3000 Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt. Die Zahl werde noch steigen, sagte Faury, 7000 sei dabei womöglich keine schlechte Schätzung. In Wales schickte Airbus 3200 Beschäftigte in Zwangsurlaub. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire bot an, der Staat könne Airbus helfen, wenn der richtige Moment gekommen sei. Er arbeitet derzeit daran, Air France-KLM mit Krediten unter die Arme zu greifen.
Der Betriebsgewinn halbierte sich im ersten Quartal auf 281 (2019: 549) Millionen Euro. Die Prognose hatte Airbus im März kassiert, eine neue Prognose soll es "angesichts der begrenzten Sichtweite besonders mit Blick auf die Auslieferungsituation" vorerst nicht geben.
rtr