Kommenden Mittwoch werden die Aktien von Teamviewer erstmals in Frankfurt gehandelt. Wie aus Börsenkreisen berichtet wird, war die Emission von Anteilscheinen des 2005 in Göppingen gegründeten Entwicklers von Fernwartungssoftware am ersten Tag der Zeichnungsfrist bereits überzeichnet. Anleger können sich noch bis Dienstag am Börsengang beteiligen.
Gemessen am Emissionserlös von bis zu 2,3 Milliarden Euro ist Teamviewer an der Börse Frankfurt das größte IPO einer Technologiefirma seit dem Jahr 2000. Deutsche Banken sind nicht im Emissionskonsortium vertreten, mit Goldman Sachs, Morgan Stanley, Barclays und weiteren Instituten sind ausschließlich angelsächsische Häuser an Bord.
Teamviewer-Chef Oliver Steil, früher im Dienst der britischen Beteiligungsgesellschaft Permira, aus deren Portfolio die Göppinger Firma stammt, hat auch Gespräche mit Investoren aus dem Silicon Valley geführt, die großes Interesse bekundet haben sollen. Begehrt ist Teamviewer demnach auch bei Anlegern aus Europa.
Zwei Millionen Installationen
Die Software der Göppinger ist weltweit populär. Die Programme laufen nach Angaben der Firma auf mehr als zwei Millionen Geräten. Mit der Software kann via Web auf Computer zugegriffen werden, um sie zu warten, Programme zu installieren oder um Benutzern, die mit der Bedienung von Programmen nicht vertraut sind, zu helfen. Es können auch Videokonferenzen geführt oder Bildschirme virtuell geteilt werden.
Derzeit hat Teamviewer nach eigenen Angaben mehr als 360.000 zahlende Abonnenten, vor allem in den USA und in Europa. Für private Nutzer gibt es kostenlose Versionen der Software. Der Erlös soll 2019 um mehr als die Hälfte auf über 400 Millionen Euro zulegen. Mit Margen von 50 Prozent ist die Firma hochprofitabel.
Risiken für neue Aktionäre
Bilanziell haben die Schwaben wenig auf der hohen Kante. Ende Juni waren die Schulden höher als die Vermögenswerte der Firma. Frisches Geld aus einer bei Börsengängen üblichen Kapitalerhöhung hätte hier für Entlastung gesorgt. Für den Vorstand war das beim IPO jedoch offensichtlich keine Option. Permira nutzt das starke Investoreninteresse für sich allein - samt der hohen Bewertung: Der auf 4,4 bis 5,3 Milliarden Euro geschätzte Börsenwert entspricht dem Elf- bis 14-Fachen des Umsatzes für 2019. Eigentümer Permira fließen aus der Platzierung von bis zu 42 Prozent der Anteile bis zu 2,3 Milliarden Euro zu.
Der Börsendebütant geht leer aus. Er muss zudem aus den Mittelzuflüssen im operativen Geschäft Zinsen und Tilgung eines Kredits über 600 Millionen Euro finanzieren. Chef Steil sieht darin kein Handicap: "Wir sind hochprofitabel und können Wachstum und die Rückführung der Verschuldung mit eigenen Mitteln finanzieren", sagte er zu €uro am Sonntag. Bis Ende des Geschäftsjahres werde die Firma ihre Nettoverschuldung wie geplant "auf das 3,1-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) senken und bis Ende 2020 auf weniger als das Zweifache".