"Upskill bringt uns einen guten Zugang zum US-Markt, die Kunden sind vorwiegend Großkunden", sagte Teamviewer-Chef Oliver Steil im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. -
Teamviewer will das Geschäft mit Firmenkunden ohnehin ausbauen. Das MDAX-Unternehmen hatte sich im vergangenen Sommer bereits mit dem Zukauf der Bremer Softwarefirma Ubimax in diesem Bereich verstärkt, die ebenfalls Augmented-Reality-Lösungen für Firmen anbieten. Das heißt, dass Facharbeiter, Monteure und Wartungsspezialisten etwa in Datenbrillen oder auf Tablets Baupläne angezeigt bekommen, um zum Beispiel an Maschinen die richtigen Handgriffe machen zu können.
Die Teamviewer-Aktie legte am Vormittag um 3,44 Prozent auf 46,36 Euro zu. Damit ist der Konzern an der Börse wieder rund 9,3 Milliarden Euro wert.
Im Februar war das Papier noch bis fast auf 50 Euro gestiegen, hatte danach aber etwas nachgegeben, weil das Wachstumstempo nachließ und auch der Großaktionär Permira weiter große Aktienpakete am Markt platzierte. Die Aktie hatte sich mit der starken Nachfrage in den ersten beiden Quartalen 2020 als einer der Krisengewinner am Markt etabliert, nach dem Hoch bei fast 55 Euro im Sommer aber an Schwung verloren.
Für dieses Jahr hat Teamviewer sich bei den sogenannten Billings - also den Rechnungsstellungen für die kommenden zwölf Monate - wieder ein währungsbereinigtes Wachstum von 29 bis 33 Prozent vorgenommen. Allerdings dürften sich die ersten beiden Quartale wegen der starken Vorjahreszahlen als vergleichsweise schwächer erweisen.
Wie viel Teamviewer sich den Neuzugang aus den USA kosten lässt, wollte Steil nicht im Detail verraten. "Die Bewertung von Upskill liegt niedriger als die von Ubimax", machte er allerdings klar.
Für Ubimax hatte Teamviewer 136,5 Millionen Euro in bar und Aktien hingeblättert. "Upskill hat einen etwas stärkeren Fokus auf Fertigung und Nachkontrolle, ein großer Kunde ist zum Beispiel Boeing. Ubimax ist dagegen stark in der Logistik und Lagerhaltung vertreten", sagte Steil.
"Das Upskill-Team hat schon eine ganz gute Größe mit rund 30
Mitarbeitern erreicht und ist bereits seit einer gewissen Zeit im Markt
unterwegs", sagte der Manager. Teamviewer ist vor allem mit Software für Fernwartung und Videokonferenzen groß geworden und hat davon in der Corona-Krise mit dem Trend zum Homeoffice stark profitiert. Das Unternehmen hat seine Angebote aber mittlerweile ausgeweitet auf weitere Bereiche.
Nach Ubimax schlug Teamviewer dann im Januar für einen nicht genannten Kaufpreis beim kleinen österreichischen Start-Up Xaleon zu, einem Anbieter von Software für Kundenservice und Kaufabwicklung. Steil und sein Finanzchef Stefan Gaiser wollen auch weiter Ausschau nach günstigen Gelegenheiten halten. Vor kurzem platzierte das Unternehmen einen Schuldschein über 300 Millionen Euro. Zuvor hatte das Unternehmen zum Jahresende 2020 die Verschuldungsquote unter die Zielmarke vom zweifachen des operativen Gewinns gedrückt.
"Bei Zukäufen dürfte ab jetzt die internationale Ausrichtung überwiegen,
wahrscheinlich eher in Wachstumsmärkten wie USA und Asien/Pazifik", sagte Steil. "Wir trauen uns auch größere Zukäufe zu, aber der Markt honoriert, dass
wir schnell Teams integrieren, die selbstständig gewachsen sind und zu uns passen."
dpa-AFX