Die ohnehin schon hohen veranschlagten Kosten für das Bekanntmachen der Marke dürften in den kommenden Jahren noch steigen, wie das Management in einer Pressekonferenz am Dienstag durchblicken ließ.

Die Teamviewer-Aktie lag am Dienstagmittag 1,7 Prozent im Minus bei 35,96 Euro. Teamviewer hatte angesichts des Vertrags mit Manchester United bereits Mitte März die Gewinnprognosen gekappt, die Aktie war daraufhin deutlich unter Druck geraten. Auch derzeit liegt das Papier noch spürbar unter dem Jahreshoch aus dem Februar von knapp 50 Euro.

Die Investitionen für die Verträge mit Mercedes sind dem Unternehmen zufolge bereits in der jüngst gesenkten Prognose für den operativen Gewinn berücksichtigt. Nach dem Deal mit Manchester United hatte das Management in Gesprächen mit Analysten bereits angedeutet, dass noch ein weiteres Sponsoring hinzukommen dürfte. Aufgrund der deutlich steigenden Ausgaben für die Vermarktung wird 2021 eine bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) von 49 bis 51 Prozent der Billings erwartet. Vorher hatte das Unternehmen 55 bis 57 Prozent in Aussicht gestellt.

Wie bereits Anfang Februar mitgeteilt sollen die Billings im laufenden Jahr auf 585 bis 605 Millionen Euro zulegen. Vergleicht man altes und neues Margenziel, stutzte das Teamviewer-Management die implizite Prognose für das bereinigte operative Ergebnis wegen der Werbeverträge um 35 bis 36 Millionen Euro - eine Größenordnung, die Finanzchef Stefan Gaiser nun bestätigte. Im vergangenen Jahr erzielte Teamviewer bereinigt ein operatives Ergebnis von 261,4 Millionen Euro.

Gaiser sagte, die jährlichen Kosten für das Sportsponsoring dürften im kommenden Jahr und darüber hinaus noch ansteigen, unter anderem weil der Vertrag mit Mercedes dann ganzjährig laufe. Der Konzern geht davon aus, dass die Quote der Marketing- und Vertriebsausgaben bereits dieses Jahr von zuletzt 19 auf rund 28 Prozent der Billings klettert. Die direkte Konkurrenz in der Softwarebranche gebe aber rund 40 Prozent dafür aus.

Für die Sponsoringverträge habe Teamviewer auch einige Marketingsausgaben umgewidmet, sagte Vorstandschef Oliver Steil. Die "FAZ" hatte neulich unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, allein der Vertrag mit Man United koste sogar etwas mehr als 40 Millionen Pfund (46 Mio Euro). Wie genau die Verträge dotiert sind - darüber haben die Parteien nach Aussage des Managements Verschwiegenheit vereinbart. Mit den nun geschlossenen Sportsponsorverträgen sei aber auch Schluss, weitere seien nicht geplant, sagte Steil.

Das Sportsponsoring soll das Wachstum der sogenannten Billings - die Rechnungsstellungen für die kommenden zwölf Monate - auch über 2023 hinaus unterstützen. Es soll insbesondere auch bei großen Unternehmenskunden Schwung bringen. Bis 2023 hat Teamviewer ein Wachstum bei den Billings auf rund eine Milliarde Euro angepeilt - mehr als eine Verdoppelung des Werts von 2020 (460 Mio Euro). Vor allem ab 2025 sollen die Sportsponsorings sich dann merklich bezahlt machen, dann erhofft Teamviewer ein zusätzliches Potenzial von zunächst 150 Millionen Euro Geschäft jährlich.

Teamviewer setzt mit den Verträgen auf die mediale Reichweite von Manchester United und der Formel 1. Unter anderem komme man mit großen Kunden dank solcher Sponsorings leichter ins Gespräch, sagte Steil.

Teamviewer ist vor allem für seine Software rund um Fernwartung und Videokonferenzen bekannt und hat damit in der Pandemie vergangenes Jahr deutlich profitiert. Mittlerweile ist das Unternehmen auf Einkaufstour und hat vor allem sein Angebot mit Augmented-Reality-Software ausgebaut, die etwa in der Industrie für die Wartung von Maschinenparks verwendet werden kann. Teamviewer strebt danach, den Anteil großer Gewerbekunden spürbar anzuheben.

Teamviewer ist am Kapitalmarkt bisher erfolgreich gewesen und hat dem früheren Eigentümer einige Milliarden Euro in die Kassen gespült. Seit dem milliardenschweren Börsengang im September 2019 legte der Kurs um knapp 40 Prozent zu. Seit der ehemalige Alleineigentümer Permira allerdings in großem Stil den Lauf der Papiere nutzt, um seinen Anteil zu reduzieren, stockt der Aufschwung beim Aktienkurs. Zudem wächst Teamviewer nicht mehr ganz so rasant wie zu Beginn der Pandemie. Für die ersten beiden Quartale 2021 hatte das Management wegen der starken Vergleichsperiode im Vorjahr bereits ein eher gedämpftes Wachstum in Aussicht gestellt.

dpa-AFX