Zwar kam die Nachfrage auch im Schlussquartal nicht deutlich besser in Schwung als in den beiden schwachen Vorquartalen, angesichts der zuletzt deutlich eingedampften Erwartungen am Markt und des jüngsten Kursverfalls legte die Aktie vorbörslich aber deutlich zu.
Ein Händler sprach von einem besser als erwartet ausgefallenen Bericht. Die in den vergangenen Monaten infolge der im Oktober scharf gesenkten Ziele schwer gebeutelte Aktie gewann zum Start fast zehn Prozent auf 12,67 Euro.
Allerdings dürfte das für viele Anleger nur ein schwacher Trost sein, denn allein 2021 verlor der Kurs wegen der Probleme rund um Wachstum und hohe Kosten fast drei Viertel seines Werts. Im Sommer 2020 war der Titel auf dem Rekordhoch knapp das Fünffache wert mit fast 55 Euro. Selbst der Ausgabepreis zum Börsengang im September 2019 mit 26,25 Euro ist derzeit in weiter Ferne. Teamviewer hatte zu Beginn der Corona-Pandemie von einer Sondernachfrage nach Fernwartungs- und Videokonferenzsoftware profitiert, konnte die Geschwindigkeit beim Wachstum aber in der Folge nicht auf hohem Niveau halten.
Das Management um Chef Oliver Steil und Finanzchef Stefan Gaiser wertete die Ergebnisse aus dem Schlussquartal als Erfolg. "Wir haben das Geschäftsjahr mit einem starken vierten Quartal abgeschlossen", sagte Gaiser. "Das spiegelt sich besonders in der hohen Anzahl an Vertragsverlängerungen und in einem starken Billings-Wachstum im Enterprise-Segment wider." Insbesondere bei Großkunden, im Enterprise-Bereich, verspricht sich Teamviewer in den kommenden Jahren gute Geschäfte.
Die Billings sind die in einem Zeitraum in Rechnung gestellten Umsätze der kommenden zwölf Monate. Da der Umsatz selbst in der Bilanz auf die Vertragslaufzeit verteilt werden muss, gibt er nach Ansicht des Managements die aktuelle Nachfrage nur unzureichend wieder. Teamviewer hatte in der jüngeren Vergangenheit mit vielen Kündigungen und auslaufenden Abonnements zu kämpfen, da viele Unternehmen nach der Hochphase der Pandemie wieder in einen geregelteren Arbeitsablauf eintraten.
Das Management hatte dann die Wachstumsaussichten nach mehreren unerwartet schwachen Quartalen im Herbst harsch gekappt - nicht nur für 2021, sondern auch für die mittlere Frist. Das hatte den Aktienkurs rapide abstürzen lassen, weil die Kosten für das ohnehin stark kritisierte teure Sportsponsoring beim englischen Fußballclub Manchester United und beim Mercedes-Formel-1-Team, aber auch die Ausgaben für den aufgestockten Mitarbeiterbestand, plötzlich drastisch geringeren erwarteten Erlösen gegenüberstanden.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde 2021 voraussichtlich zwischen 254 und 257 Millionen Euro liegen, hieß es vom Unternehmen. Das seien rund 47 Prozent Marge bezogen auf die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings) und damit etwas mehr als zuletzt mit bis zu 46 Prozent veranschlagt. 2020 hatte das Unternehmen noch eine Marge von knapp 57 Prozent erzielt - im vergangenen Jahr hat Teamviewer dann viel Geld in teure Werbeverträge und das geplante Wachstum investiert.
Die Billings stiegen 2021 im Gesamtjahr um 19 Prozent auf rund 548 Millionen Euro und trafen damit die Prognose. Im vierten Quartal legten die Billings um 20 Prozent zu, währungsbereinigt um 17 Prozent. Die Abonnentenzahl stieg zum Ende des Jahres auf 627 000, ein Jahr zuvor waren es 584 000 gewesen.
Details zu den Jahreszahlen sowie einen aktualisierten Ausblick auf die Investitions- und Kapitalplanung will das Unternehmen am 2. Februar vorlegen.
dpa-AFX