Er bestätigte auch die Prognose für das laufende Jahr, doch an der Börse wurden die Resultate am Vormittag mit Kursverlusten quittiert.
Die Aktie sank zuletzt in einem schwachen Technologiesektor um 7,3 Prozent auf 36,80 Euro. Die sogenannten Billings, eine Kennzahl für die in Rechnung gestellten Umsätze der kommenden zwölf Monate, kletterten im Jahresvergleich zwar um 22,5 Prozent auf 146,6 Millionen Euro und damit etwas stärker als am Markt geschätzt. Währungsbereinigt wäre es sogar ein Plus von 26 Prozent gewesen.
Händlern zufolge fiel der Umsatzanstieg um rund 15 Prozent auf 118,3 Millionen Euro aber spürbar geringer aus als gedacht. Weil Teamviewer seit einiger Zeit seine Software im Abo verkauft statt über Lizenzen gegen hohe Einmalbeiträge, hinkt der Umsatz den Rechnungsstellungen etwas hinterher. Das Teamviewer-Management sieht die Billings als zentrale Kennzahl, da sie angibt, wie stark die Nachfrage derzeit ist.
Schon seit einigen Monaten tut sich das Teamviewer-Papier schwer, unter anderem reduziert der ehemalige Eigentümer Permira seinen Anteil nach und nach mit größeren Platzierungen. Zudem konnte Teamviewer den Schwung aus der Sondernachfrage im ersten Halbjahr 2020 nicht verstetigen, zuletzt schockte eine Gewinnwarnung wegen teurer Sponsorenverträge die Anleger. So liegt die Aktie derzeit rund ein Drittel unter dem Rekordhoch aus dem vergangenen Sommer.
"Vergangenes Jahr hatten wir in den ersten beiden Quartalen wegen der Lockdowns eine signifikante Zusatznachfrage, insofern hatten wir da enorm hohe Wachstumsraten", sagte Steil. Teamviewer hatte insbesondere vom hohen Bedarf nach Software für das Home Office profitiert. "Mit einer Abo-Erneuerungsquote von fast 100 Prozent haben wir die Kunden sehr gut halten können", sagte Steil nun zum Jahresstart.
"Wir haben uns für die ersten beiden Quartale bei den Billings wegen der starken Vorjahreswerte ein Mindestwachstum von 20 Prozent zum Ziel gesetzt, für das zweite Halbjahr dann deutlich über 30 Prozent. Mit dem Jahresstart liegen wir da auch genau im Plan", erklärte der Manager. Für das Gesamtjahr sind weiter währungsbereinigt 29 bis 33 Prozent Wachstum anvisiert.
Analystin Sherri Malek von RBC Capital Markets wertete die Billings im ersten Quartal als leicht über den Erwartungen am Markt. Das bereinigte operative Ergebnis habe die Erwartungen mit dem Plus von 22 Prozent auf 90 Millionen Euro zudem deutlich geschlagen. Das Geschäft mit großen Unternehmenskunden sei erneut stark verlaufen. Auch James Goodman von Barclays sprach von einem soliden Quartal. Nach dem starken Wachstum bei den Rechnungsstellungen vor einem Jahr sei die Entwicklung nun gar "beeindruckend".
Auch bei den Großkunden konnte Teamviewer laut Steil gut abschneiden. "Wir haben insgesamt eine Verschiebung zu höheren Vertragsgrößen, weil die Kunden auch in neue Anwendungsfälle wechseln", sagte Steil. "Einige Großkunden haben gegenüber dem hohen Bedarf von vor einem Jahr ihre Kapazitäten bei uns wieder ein bisschen angepasst, aber insgesamt ist das Quartal aus unserer Sicht sehr positiv gelaufen."
Die Zahl der Abonnenten insgesamt wuchs von Ende des Jahres 2020 bis Ende März von 584 000 auf 603 000 Kunden. Die Zahl der großen Kunden mit Jahresrechnungsbeträgen von mehr als 10 000 Euro legte im selben Zeitraum von 1885 auf 2058 Kunden zu.
Teamviewer legt unter anderem mit dem Zukauf Ubimax aus dem vergangenen Jahr mehr Gewicht auf die sogenannten Enterprisekunden. Steil sieht auch weiter Luft nach oben in dem Bereich. "Unser Großkundengeschäft hängt im Wesentlichen davon ab, wie lange wir in einem bestimmten Markt präsent und wie gut die Beziehungen zu lokalen Kunden sind. In Europa und den USA sind wir schon sehr weit gekommen, in Asien sind wir noch nicht so präsent", sagte Steil. "Wir sind aber auf einem sehr guten Weg, insbesondere in Japan."
Das Geschäft anschieben sollen auch die im ersten Quartal abgeschlossenen Sponsorenverträge mit dem englischen Fußballclub Manchester United und dem Formel-1-Team von Mercedes-Benz. Dafür hatte Teamviewer sogar die Ergebnisprognose spürbar gesenkt. Statt wie zum Jahresbeginn angepeilt zwischen 55 und 57 Prozent dürfte das operative Ergebnis nur noch 49 bis 51 Prozent der Billings erreichen - beim anvisierten Rechnungsniveau eine Ergebniseinbuße von um die 35 Millionen Euro.
Steil will die Marke Teamviewer durch die Sponsoringverträge stärker in die Öffentlichkeit tragen und damit das Wachstum ankurbeln. "Wir haben unsere Angebotspalette durch die Zukäufe seit Mitte letzten Jahres verbreitert und bieten nun Lösungen für alle Teile der Wertschöpfungskette in allen Branchen. Daher sehen wir jetzt einen guten Zeitpunkt für diese Investitionen in die Marke", sagte Steil. "In Europa und den USA sind wir mit der Marke schon sehr bekannt, aber in Asien haben wir noch Nachholbedarf."
Beim Nettogewinn gab es im ersten Quartal allerdings bei Teamviewer einen satten Rückgang von fast drei Vierteln auf 3,2 Millionen Euro. "Unter anderem die aktienbasierte Kaufpreisvergütung für den Ubimax-Zukauf zeigt sich jetzt im ersten Quartal unter dem Strich", sagte Finanzchef Stefan Gaiser im Gespräch. "Zudem führt der schwächere Dollar wegen der Wechselkursumrechnung bei Darlehen in Fremdwährung zu einem rechnerischen Wertverlust, den wir ausweisen müssen." Beide Effekte wirkten sich jedoch nicht auf die "Cash-Position" des Unternehmens aus, sagte Gaiser.
dpa-AFX