Eine Korrektur wäre alles andere als ungewöhnlich" - so lautete Anfang 2014 das Fazit unserer letzten großen TecDAX-Analyse (siehe Heftausgabe 5/2014). Mit ein wenig Verspätung hat die Korrektur nun den Index der 30 wichtigsten Technologiewerte mit voller Wucht getroffen: Markierte das Auswahlbarometer am 19. Juni noch ein Allzeithoch von 1337 Punkten, ging es seitdem in der Spitze um fast 15 Prozent nach unten. Der DAX sorgte mit seinem 1000-Punkte-Sturz zwar für mehr Schlagzeilen, hat mit einem Minus von 11,4 Prozent aber deutlich weniger verloren.

Wir haben die Korrektur zum Anlass genommen, die 30 TecDAX-Aktien erneut auf den Prüfstand zu stellen. In die Analyse sind neben konjunkturellen Aspekten vor allem die Berichte der Unternehmen zum abgelaufenen Quartal und die darin enthaltenen Ausblicke eingeflossen. Bei der Ermittlung der Kursziele und Stoppkurse spielte natürlich auch die charttechnische Verfassung eine Rolle.

Eins vorweg: Fundamental gesehen sind die aktuelle Verfassung und die Zukunftsperspektiven bei den meisten Unternehmen völlig intakt. Dies spiegelt sich auch in unseren Empfehlungen wider: Bei 15 der 30 Aktien sehen wir Einstiegsgelegenheiten, wobei das durchschnittliche Kurspotenzial der Kaufkandidaten bei 25,1 Prozent liegt. Während wir zwölfmal für "Beobachten" votieren, stufen wir nur drei Werte mit "Verkaufen" ein (siehe Heftausgabe 36/2014, Seite 14).

Mit anderen Worten: Die Gründe für den plötzlichen Absturz liegen weniger bei den Unternehmen als vielmehr in allgemeinen Belastungsfaktoren wie der Ukraine-Krise, dem Irak-Konflikt und der drohenden US-Zinswende. Für Anleger, die seit Längerem im TecDAX investiert sind, boten sie einen willkommenen Anlass, Gewinne einzustreichen. Denn Profit hat der Index in den vergangenen Jahren reichlich abgeworfen.

Die Siegesserie des TecDAX hält bereits seit Anfang 2013 an. Seither kann ihm kein anderes Auswahlbarometer das Wasser reichen. Allein im vergangenen Jahr legte der Tech-Index um satte 40,9 Prozent zu. Selbst der beliebte MDAX lag mit 39 Prozent Plus dahinter. SDAX und DAX blieben mit Zuwächsen von 29,3 und 25,5 Prozent sogar weit abgeschlagen.

Im laufenden Jahr zeigte sich bis zum Beginn der Korrektur ein ähnliches Bild: Mit einem maximalen Plus von 14,6 Prozent hängte der TecDAX den Rest der DAX-Familie deutlich ab. Nur der SDAX konnte mit einem Zuwachs von 11,5 Prozent noch einigermaßen mithalten. In der Outperformance der Technologiewerte spiegelt sich die zunehmende Qualität der im Index enthaltenen Unternehmen wider. Gerade bei internationalen Anlegern hat sich der TecDAX neben dem MDAX als vollwertiger investierbarer Small- und Mid-Cap-Index etabliert.

Gemäß einer Studie von Cometis, einer Beratungsgesellschaft für strategische Finanz- und Unternehmenskommunikation, und des globalen Investor-Relations-Beraters Ipreo ist der Anteil der ausländischen Investoren am TecDAX-Streubesitz zwischen dem vierten Quartal 2007 und dem dritten Quartal 2013 von 58 auf 70 Prozent gewachsen. Kein Wunder: Auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten in den zukunftsträchtigen Sektoren Internet, Medizintechnik und Biotechnologie führt am TecDAX kein Weg vorbei. Mit milliardenschweren Konzernen wie United Internet, Qiagen, Telefónica Deutschland und BB Biotech sind Unternehmen von internationalem Rang im Index vertreten, deren Aktien wir teilweise als Basisinvestments betrachten (siehe unten).

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Hausgemachte Probleme

Dennoch sind Anleger auch bei den Technologiestars nicht vor Enttäuschungen gefeit. In der abgelaufenen Berichtssaison gab es mehrere Gewinnwarnungen. Besonders drastisch fielen sie bei SMA Solar Technology aus. Der Hersteller von Wechselrichtern für Solaranlagen musste wegen des anhaltenden Preisdrucks und des rückläufigen Absatzes in Europa eingestehen, dass die 2014er-Prognose nicht mehr zu halten ist. Statt eines operativen Gewinns von bis zu 20 Millionen Euro erwartet der Konzern nun im Worst Case einen Verlust von 45 Millionen Euro. Im Zuge der Gewinnwarnung sind alle Dämme gebrochen. Gegenüber dem Jahreshoch hat die Aktie in der Spitze um fast 62 Prozent an Wert verloren - das größte Minus eines TecDAX-Einzeltitels.

Auch bei den anderen Hauptverlierern waren Gewinnwarnungen der Auslöser für die heftigen Kursstürze: Während bei der Software AG das Geschäft schwächelt und derzeit keine Trendwende in Sicht ist, belastet Drägerwerk gleich ein ganzes Bündel an Negativfaktoren. Auf dem niedrigen Niveau birgt die Aktie des Anbieters von Medizin- und Sicherheitstechnik nun jedoch mehr Chancen als Risiken (siehe unten).

Auch bei LPKF Laser erwarteten Anleger mit Vorlage des Quartalsberichts eine Gewinnwarnung. Mit einem Minus von 46 Prozent verglichen mit dem Jahreshoch hat es die Aktie des Laserspezialisten arg gebeutelt. Als der Vorstand jedoch die Prognose bestätigte, kam es zu einer Kurserholung. Der Titel gilt derzeit als eine der heißesten Spekulationen auf einen Turnaround.

Wir halten allerdings die 2014er-Zielwerte in Sachen Umsatz und Ergebnis für ambitioniert. Trotz der prall gefüllten Auftragsbücher könnte die Aufholjagd zu spät kommen. Ein aussichtsreicherer Turnaround- Kandidat ist hingegen Kontron (siehe unten).

Zahlreiche Aktien haben sich außerordentlich gut gehalten. Besonders auffällig ist die relative Stärke von Qiagen. Gegenüber dem Jahreshoch büßten die Anteile gerade mal 7,5 Prozent ein. Zudem ist ein Großteil des Verlusts bereits wieder aufgeholt: Aktuell notiert das TecDAX-Schwergewicht knapp unterhalb des Tops. Ähnlich stabil zeigten sich unter anderen die Anteilscheine von Stratec, Nemetschek und Morphosys (siehe unten).

Apropos gut gehalten: Auch in der laufenden Erholung hat der TecDAX mit einem Plus von etwa neun Prozent verglichen mit dem Jahrestief unter den deutschen Auswahlindizes bislang am besten abgeschnitten. Auf Basis unserer Kursziele für die 30 Einzelaktien errechnet sich weiteres Kurspotenzial von gut 16 Prozent für den Index. Das entspricht einem Stand von 1450 Punkten.

Wenn die Aufholjagd weitergeht, sind Anleger mit Indexzertifikaten, wie sie HypoVereinsbank (WKN: 787 368) oder Commerzbank (WKN: 703 684) anbieten, eins zu eins dabei. Die Papiere eigenen sich insbesondere für Anleger, die das Risiko von Investments in Einzelaktien scheuen.

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Standard-Investments

United Internet: Vorzeigekonzern des deutschen Internet

Die Vorbereitungen für den Börsengang der Start-up-Firma Rocket Internet der Samwer-Brüder laufen auf vollen Touren. Angeblich soll er noch im September stattfinden. Mit von der Partie ist United Internet. Der Onlinekrösus, der durch Marken wie 1 & 1, GMX und Web.de bekannt ist, hat sich vor wenigen Wochen 10,7 Prozent an Rocket Internet gesichert und dafür 435 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Ein gutes Geschäft - schließlich wird der Wert des Börsenaspiranten inzwischen auf mehr als fünf Milliarden Euro geschätzt. Mit der Beteiligung baut United Internet seine Vormachtstellung in der deutschen Onlinebranche aus. Der Konzern ist nach der Deutschen Telekom mit Abstand der wichtigste Spieler im Markt. Nach einem starken zweiten Quartal, in dem United Internet 230 000 neue Kunden gewann, hat Vorstandschef Ralph Dommermuth die Prognosen nach oben geschraubt: Im Gesamtjahr sollen nun 900 000 kostenpflichtige Neuverträge verkauft werden, bisher hatte das Ziel bei über 800 000 gelegen. Bei Umsatz und Gewinn dürfte es prozentual zweistellig nach oben gehen. Das könnte auch die Marschroute für die kommenden Jahre sein.


BB Biotech: Biotech-Investment für jedes Depot

US-Biotech-Aktien sind beliebt wie nie zuvor: Der Nasdaq-Biotech-Index, der die wichtigsten Branchenvertreter umfasst, ist vor wenigen Tagen auf ein Allzeithoch gesprungen. Damit ist die scharfe Korrektur vom Frühjahr, als das Auswahlbarometer um 24,5 Prozent nach unten rauschte, vergessen. Einer der größten Profiteure ist die Schweizer Beteiligungsgesellschaft BB Biotech, da sie schwerpunktmäßig in den USA engagiert ist. Mit einem Börsenwert von knapp 1,7 Milliarden Euro beziehungsweise 140,60 Euro je Aktie gehört der Titel zu den TecDAX-Schwergewichten. Sogar bei 192,45 Euro liegt derzeit der innere Wert (NAV) der gehaltenen Beteiligungen. Wer in die BB-Biotech-Papiere investiert, setzt also darauf, dass der Titel den Abschlag zum NAV von 26,9 Prozent nach und nach aufholen wird. Zudem gelten die Papiere als ideale Möglichkeit, an den hervorragenden Aussichten der Biotechnologiebranche zu partizipieren. Sie gehört weltweit zu den am stärksten wachsenden Branchen. Dank global steigender Gesundheitsausgaben, wegweisender neuer Therapien, stark wachsender Gesundheitssysteme in den Emerging Markets und freier Mittel für innovative Biotech- Medikamente aufgrund ablaufender Patente dürfte sich das auch so schnell nicht ändern.

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Wachstumsstars

Morphosys: Wirkstoffpipeline verspricht Spannung

Dass die Hausse der US-Biotech-Aktien nach Deutschland herübergeschwappt ist, lässt sich auch am Kursverlauf der Morphosys-Aktie ablesen. Sie hat Ende Juli mit 74,90 Euro ein 14-Jahres-Hoch erreicht, ehe der Kurs im Zuge der allgemeinen Marktkorrektur ein wenig gelitten hat. Die Chancen, dass es bis Jahresende über die alte Höchstmarke hinausgeht, stehen gut. Die Münchner wollen bald aus ihrer therapeutischen Pipeline, die über 80 antikörperbasierte Medikamentenkandidaten umfasst, das eine oder andere Studienergebnis veröffentlichen. Auch längerfristig ist der Titel interessant: Die Investmentbank Merrill Lynch hält einen Anstieg des TecDAX-Titels auf 102 Euro bis Ende 2015 für möglich. Im Idealfall - wenn Morphosys Wirkstoffe zur Marktreife bringt - ist nach Ansicht der Experten sogar eine Rally bis auf 250 Euro drin. Angesichts der vielversprechenden Pipeline, die etwa Wirkstoffe zur Behandlung von Krebs, rheumatoider Arthritis und Alzheimer umfasst, gilt das Unternehmen als heißer Übernahmekandidat. Zwei potenzielle Käufer - der Schweizer Pharmakonzern Novartis und die US-Biotech-Gesellschaft Celgene - sind bereits an Morphosys beteiligt.


Nordex: Wachstumskurs vollkommen intakt

Der Minicomputerhersteller Kontron zählt an der deutschen Börse zu den ewigen Turnaround-Kandidaten. Immer wieder haben Anleger erfolglos auf eine Ergebniswende spekuliert: In den vergangenen vier Jahren hat die Gesellschaft unter dem Strich dreimal rote Zahlen geschrieben. Zudem ist der Umsatz seit 2011 von knapp 590 Millionen auf gut 445 Millionen Euro zusammengeschmolzen, wobei der Rückgang auch dem tiefgreifenden Konzernumbau geschuldet ist, den im vergangenen Jahr der neue Vorstandsvorsitzende Rolf Schwirz initiiert hatte. Im Zuge dessen beschloss das Management, sich vom "Projektgeschäft Energie" zu trennen. Im laufenden Jahr soll es mit den Umsätzen aus dem fortzuführenden Geschäft wieder nach oben gehen - und zwar auf 450 bis 470 Millionen Euro. Gleichzeitig soll die bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern positiv sein. Für Hoffnung sorgt der Auftragseingang, der im zweiten Quartal um knapp sechs Prozent auf 120,4 Millionen Euro kletterte und damit zum dritten Mal in Folge die Erlöse übertraf. Positive Signale kommen von Investoren: Der USFonds Dimensional Fund Advisor hat sich mit mehr als drei Prozent an Kontron beteiligt, die Beteiligungsfirma Triton hat von 12,9 Prozent auf mehr als 15 Prozent aufgestockt (siehe Ausgabe 35/2014).

Auf Seite 5: Turnaround-Kandidaten

Turnaround-Kandidaten

Kontron: Die Wende nimmt endlich Gestalt an

Der Minicomputerhersteller Kontron zählt an der deutschen Börse zu den ewigen Turnaround-Kandidaten. Immer wieder haben Anleger erfolglos auf eine Ergebniswende spekuliert: In den vergangenen vier Jahren hat die Gesellschaft unter dem Strich dreimal rote Zahlen geschrieben. Zudem ist der Umsatz seit 2011 von knapp 590 Millionen auf gut 445 Millionen Euro zusammengeschmolzen, wobei der Rückgang auch dem tiefgreifenden Konzernumbau geschuldet ist, den im vergangenen Jahr der neue Vorstandsvorsitzende Rolf Schwirz initiiert hatte. Im Zuge dessen beschloss das Management, sich vom "Projektgeschäft Energie" zu trennen. Im laufenden Jahr soll es mit den Umsätzen aus dem fortzuführenden Geschäft wieder nach oben gehen - und zwar auf 450 bis 470 Millionen Euro. Gleichzeitig soll die bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern positiv sein. Für Hoffnung sorgt der Auftragseingang, der im zweiten Quartal um knapp sechs Prozent auf 120,4 Millionen Euro kletterte und damit zum dritten Mal in Folge die Erlöse übertraf. Positive Signale kommen von Investoren: Der USFonds Dimensional Fund Advisor hat sich mit mehr als drei Prozent an Kontron beteiligt, die Beteiligungsfirma Triton hat von 12,9 Prozent auf mehr als 15 Prozent aufgestockt (siehe Ausgabe 35/2014).


Drägerwerk Vz: Niedriger Kurs lockt zum Einstieg

Vor wenigen Wochen sorgte Drägerwerk mit einer Gewinnwarnung für Negativschlagzeilen. Der Hersteller von Medizin- und Sicherheitstechnik rechnet wegen des starken Euro, des deutlich schwächeren Russland-Geschäfts und der gegenwärtigen Kaufzurückhaltung der Medizintechnikkunden in den USA für 2014 nur noch mit einem Umsatzplus von zwei bis vier statt drei bis sechs Prozent. Zudem werde die Bruttomarge voraussichtlich nicht das Niveau des Vorjahres erreichen. Gewinnwarnungen sind für die Aktionäre nicht neu. Schon 2007 und 2009 korrigierte der Konzern die Prognosen nach unten. Es kam dann aber doch nicht so schlimm wie befürchtet. Nun bahnt sich eine Neuauflage dieses Szenarios an. Die Analysten von Berenberg gehen davon aus, dass die schwache Geschäftsentwicklung endlich zum Umdenken beim Management führen könnte. Die Experten rechnen bei der Zahlenvorlage für das dritte Quartal (30. Oktober) mit Neuigkeiten zu den geplanten Effizienzsteigerungen sowie Aussagen zur Geschäftsentwicklung 2015. Mit Blick auf dieses Datum überwögen auf dem derzeit niedrigen Niveau die Chancen. Auch wir stufen den Titel auf "Kaufen" herauf.