Gar nicht gut sieht es auch für ausgewählte TecDAX-Mitglieder aus. So machen beispielsweise SMA Solar, Varta und Morphosys charttechnisch gesehen einen angeschlagenen Eindruck.
Wer als Anleger auf Technologie-Aktien setzte, der lag lange Zeit goldrichtig. Ablesen lässt sich das etwa in den USA anhand des technologielastigen Nasdaq 100 Index. Denn der kommt in den vergangenen 5 Jahren auf ein Plus von gut 206 Prozent.
Verglichen damit fällt das diesjährige Minus beim Nasdaq 100 Index von gut 5 Prozent noch überschaubar aus. Trotzdem bringen die jüngsten Verluste auch etwas Unbehagliches mit sich, die über das bisherige prozentuale Ausmaß der Einbußen hinausgeht. So ist zum einen für die Techaktien-Fans unter den Investoren die derzeitige relative Schwäche ihrer Lieblinge gegenüber dem Gesamtmarkt ein Knacks für die Psyche. Zum anderen hat der Rückschlag zumindest kurz- bis mittelfristig so viel charttechnischen Schaden angerichtet, das damit das Risiko einer zunächst zumindest anhaltenden Underperformance gegenüber dem Gesamtmarkt einzukalkulieren ist.
Das zuvor Geschriebene gilt in noch stärkerem Maße für das deutsche Pendant zum Nasdaq 100. Die Rede ist somit vom TecDax, der in diesem Jahr bereits Abschläge von fast zehn Prozent erlitten hat. Die Gesamtbilanz stimmt zwar auch hier nach wie vor mit einem Plus von fast 92 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.
Das ändert aber nichts daran, dass sich die charttechnische Ausgangslage zuletzt klar verschlechtert hat. Die am Freitag vom TecDAX markierten tiefsten Schlussnotierungen seit Juni 2020 führen zu einem charttechnischen Verkaufssignal und bergen das Risiko einer nachhaltigen Topbildung. Wobei zu beachten ist, dass die Rot in den Chart eingezeichnete 200-Tage-Durchschnittslinie bereits unterschritten ist, was ebenfalls negativ zu interpretieren ist.
Wer auf Nummer sicher gehen will, der nimmt solche Handelssignale nicht auf die leichte Schulter. Zumal die jüngsten Kursbewegungen nicht im luftleeren Raum aufgetreten sind, sondern vor dem Hintergrund der gravierend veränderten Inflations- und Zinslandschaft zu sehen sind. Steigende Zinsen sind für Techaktien bekanntlich deshalb ein Problem, weil die für die Zukunft zumeist erwarteten Gewinnsteigerungen auf abgezinster Basis weniger wert sind.
Außerdem führt diese Konstellation dann dazu, dass Anleger wegen der höheren Bewertungen bei Techaktien nicht selten kalte Füße bekommen. Für den Hintergrund: Das geschätzte KGV auf Basis der Ergebnisprognosen für 2022 ist in der aktuellen Ausgabe der BÖRSE ONLINE für den TecDAX auf 27,74 taxiert. Die entsprechende Angabe für den DAX bewegt sich dagegen bei deutlich tieferen 14,26.
Das jüngste Verhalten lässt jedenfalls den Schluss zu, dass auch die weitere Entwicklung sehr stark davon abhängt, wie es mit der Inflation und den Zinsen weitergehend wird. Und diesbezüglich momentan eine wirklich verlässliche Antwort zu geben fällt alles andere als leicht., weil es mit Blick auf die beiden genannten Parameter für jede Entwicklung gute Argumente gibt.
Das heißt im Umkehrschluss, es ist beim TecDAX sowohl eine baldige Erholung denkbar als auch eine fortgesetzte Talfahrt. Ein Blick auf den Langfrist-Chart zeigt dabei, wie hoch und wie tief es dabei gehen kann, wenn sich der Markt erst einmal für eine Richtung entschieden hat. Auch deshalb ist es wichtig, beim TecDAX als Anleger nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Folglich sollte das weitere Vorgehen anlagetechnisch auch mit davon abhängig gemacht werden, ob sich das aktuell generierte Verkaufssignal wieder auflöst oder sich vielleicht sogar noch verschärft.
SMA Solar-Aktie
Unter den TecDAX-Mitgliedern ist unter anderem das Chartbild bei SMA Solar als besonders kritisch einzustufen. Betroffen ist somit ein global führender Spezialist für Photovoltaik- und Speicher-Systemtechnik.
Das Portfolio des Unternehmens umfasst ein breites Spektrum an Solar- und Batterie-Wechselrichtern, ganzheitlichen Systemlösungen für Photovoltaikanlagen und Speichersysteme aller Leistungsklassen, intelligenten Energiemanagementsystemen sowie Ladelösungen für Elektrofahrzeuge und Power-to-Gas-Anwendungen. Digitale Energiedienstleistungen sowie umfangreiche Serviceleistungen bis hin zur Übernahme von Betriebsführungs- und Wartungsdienstleistungen für Photovoltaik-Kraftwerke runden das Angebot ab.
Charttechnik: Das Unternehmen nimmt zwar für sich in Anspruch, dass die hauseigene Technologie mehrfach ausgezeichnet wurde und durch über 1.700 Patente und eingetragene Gebrauchsmuster geschützt ist. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass seit dem Börsengang im Jahr 2008 unter dem Strich Kursverluste angefallen sind. Eine auch deshalb enttäuschende Entwicklung, wenn man bedenkt, dass der Bereich Solar stets allgemein an der Börse als besonders zukunftsträchtig und damit aussichtsreich für Anleger angepriesen wurde.
Geprägt ist das langfristige Chartbild von ständigen Auf- und Abwärtsbewegungen. Seit Anfang 2021 bzw. seit Mitte November 2021 steckt die Notiz dabei wieder in Rückschlagsphasen. Negativ zu werten ist, dass der Kurs gerade auf neue Zwischentiefs abgerutscht ist. Ein Verhalten, das die erwähnten Abwärtstrends als völlig intakt untermauert. Als Folge davon spricht hier charttechnisch gesehen derzeit nichts für einen Einstieg. Zu beachten ist, dass wegen der erlittenen Kursverluste auch zusehends die Stellung als TecDAX-Mitglied in Gefahr gerät.
Aktuelle Nachrichtenlage: Passend zum tristen Chart hat der Solartechnikkonzern jüngst seine Erwartung an die Gewinnentwicklung im abgelaufenen Jahr drastisch zusammengestrichen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde bei 20 bis 30 Millionen Euro liegen, teilte das Unternehmen in der Vorwoche mit. Zuvor war SMA von 50 bis 65 Millionen Euro ausgegangen.
Hintergrund seien laufende Verhandlungen bezüglich eines bestehenden Servicevertrags im Bereich Betriebsführung und Wartung für Photovoltaik-Kraftwerke (O&M-Geschäft), heißt es dazu in der Berichterstattung der Nachrichtenagentur Dow Jones. Anlass seien Mängel eines Teils der durch SMA zu wartenden Solarparks, die erst nach Vertragsabschluss offenkundig geworden seien.
Bewertung: Analysten rechnen im Schnitt für 2021 beim Ergebnis je Aktie mit einem Rückgang von 0,81 Euro auf 0,08 Euro. Für das laufende Jahr setzt man im Konsens aber wieder auf eine Verbesserung auf 0,61 Euro je Anteilsschein. Die Prognosen für 2023 und 2024 bewegen sich bei noch höheren 1,10 und 1,42 Euro. Auf letztgenannter Basis würde sich das geschätzte KGV auf 23,8 ermäßigen, während es sich für 2022 noch bei deutlich höheren 55,4 bewegt.
Gehen die Analystenerwartungen auf, hätte die Aktie mittelfristig möglicherweise eine Erholungschance. Allerdings deutet der Fakt, der sich die aktuelle Notiz unter dem Niveau des Jahres 2008 bewegt darauf hin, dass es SMA Solar in der Vergangenheit nicht zuverlässig gelungen ist, die hohen Erwartungen zu erfüllen.
Varta-Aktie
Alles andere als ermutigend gestaltet sich zumindest aktuell die Charttechnik bei Varta. Auch hier handelt es sich um einen Hoffnungswert, der sich in einer Branche tummelt, mit der viele Anleger große Zukunftshoffnungen verbinden, was aber offenbar nicht immer zwangsläufig auch zu dauerhaft steigenden Kursen führen ist.
Geschäftlich gesehen produziert und vermarktet Varta jedenfalls ein umfassendes Batterie-Portfolio von Mikrobatterien, Haushaltsbatterien, Energiespeichersystemen bis zu kundenspezifischen Batterielösungen für eine Vielzahl von Anwendungen. Wie es in der Selbstbeschreibung heißt. setzt man als Technologieführer in wichtigen Bereichen die Industriestandards. Der Vorstand bezeichnet das Unternehmen zudem als anerkannter Innovationsführer in den wichtigen Wachstumsmärkten der Lithium-Ionen-Technologie sowie bei primären Hörgerätebatterien.
Charttechnik: Das bisher Geschrieben klingt spannend und unter dem Strich kann sich die auf Sicht von drei Jahren erzielte Performance mit plus 303,42 Prozent auch sehen lassen. Gemessen an dem am 28. Januar 2021 aufgestellten Schlussrekordhoch von 181,30 Euro fällt die Bilanz aber ernüchternder aus. Denn verglichen damit errechnet sich aktuell ein Minus von 41,5 Prozent.
Hinzu kommt das Problem, dass die Notiz am vergangenen Freitag das Schlusskurstief aus dem Vorjahr von 106,10 Euro eingestellt hat. Ein endgültiger Rutsch darunter würde das Chartbild weiter verschlechtern und das gilt erst recht für den Fall, dass eine weitere wichtige Unterstützungsmarke bei 103,00 Euro ebenfalls fallen sollte.
Die Chartampel mahnt hier somit zu erhöhter Vorsicht. Basierend auf charttechnischen Überlegungen sollten Anleger jedenfalls erst dann wieder einsteigen, sobald sich die derzeit nicht zu leuchtenden Chartgefahren aufgelöst haben.
Aktuelle Nachrichtenlage: Im November warnte der Batteriehersteller, dass man in den ersten neun Monaten des Vorjahres die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Geschäft einiger Kunden zu spüren bekommen hat. Dadurch lag der Umsatz in den Monaten Januar bis September mit 622,3 Millionen Euro um 1,3 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Dagegen legte das bereinigte EBITDA um 3,2 Prozent auf 182,5 Millionen Euro zu.
Die Umsatzprognose für das gesamte Vorjahr hatte man bereits auf 900 Millionen Euro gesenkt, nach 870 Millionen im Vorjahr. Zuvor hatte der Konzern 940 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das bereinigte EBITDA sah Varta weiterhin bei 275 Millionen Euro nach 241 Millionen im Vorjahr, womit sich die Marge laut einem Dow Jones-Bericht auf rund 30 Prozent von 27,7 Prozent verbessern würde. Wie die zuletzt dürftige Kursentwicklung signalisiert, reichte letzteres aber nicht aus, um die Anleger bei Laune zu halten.
Bewertung: In der Deckung verharrten die Marktteilnehmer zuletzt bei Varta vermutlich auch aufgrund von Bewertungsbedenken. Der Analystenkonsens geht beim Gewinn je Aktie zwar davon aus, dass dieser im Vorjahr von 2,36 Euro auf 3,08 Euro gestiegen ist und bis 2024 sollen daraus sogar 5,39 Euro je Anteilsschein werden. Auf letztgenannter Basis würde sich das geschätzte KGV bei 19,7 bewegen. Das wäre dann vertretbar, wenn man auch künftig mit weiteren Ergebnisverbesserungen rechnet.
Andere Bewertungsparameter fallen aktuell aber ziemlich hoch aus. So ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis in der aktuellen BÖRSE ONLINE-Ausgabe mit 5,07 (TecDAX: 2,26) angegeben, das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit 8,85 (TecDAX: 3,65) und das Kurs-Cashflow-Verhältnis mit 18,95 (TecDAX: 11,51). Das sind Relationen, die man sich mit einer dauerhaft guten geschäftlichen Nachrichtenlage erst einmal verdienen muss. Wobei sich aber genau das dann schwierig gestalten könnte, wenn die Konkurrenz wie teilweise befürchtet immer schlagkräftiger werden sollte.
Morphosys-Aktie
Unter den TecDAX-Mitgliedern gestaltet sich das Chartbild bei Morphosys mit am düstersten. Jedenfalls steht der Kurs des biopharmazeutischen Unternehmens, das sich der Entdeckung, Entwicklung und Vermarktung innovativer Therapien für Menschen mit Krebs und Autoimmunerkrankungen verschrieben hat, schon seit einiger Zeit erheblich unter Druck.
Dabei reklamiert die Gesellschaft für sich, basierend auf einer als führend bezeichneten Expertise in Antikörper- und Proteintechnologie die eigene Pipeline neuer Wirkstoffe voranzutreiben und Antikörper entdeckt zu haben, die von Partnern in verschiedenen Bereichen mit ungedecktem medizinischem Bedarf entwickelt werden. Obwohl das viel versprechend klingt, ließen sich die Anleger davon zuletzt nicht mehr aus der Reserve locken.
Charttechnik: Das langfristige Chartbild von Morphosys hat sowohl für Bullen als auch für Bären einiges zu bieten. So ist der Kurs um die Jahrtausendwende förmlich explodiert, nur um dann bis Ende 2022 noch stärker einzubrechen. Ausgehend vom damals bei 1,59 Euro markierten Schlussrekordtief ging es dann bis Januar 2020 bis auf 136,20 Euro nach oben. Doch seitdem ist der Ofen aus und gemessen an der zuvor genannten Bestmarke ergibt sich inzwischen ein sattes Minus von gut 78 Prozent.
Der deutliche Abstand zur 200-Tage-Durchschnittslinie spricht zwar einerseits für die Chance einer temporären Erholung. Andererseits sorgt das am Freitag markierte neue Zwischentief von 29,66 Euro auf Schlusskursbasis für einen völlig intakten Abwärtstrend, was mittelfristig betrachtet schwerer wiegt. Jedenfalls blinkt die Chartampel hier deshalb weiterhin rot und Käufe verbieten sich zumindest charttechnisch gesehen solange, bis es gelingt, den derzeit vorherrschenden Abwärtstrend zu überwinden.
Aktuelle Nachrichtenlage: Zuletzt wartete das Unternehmen mit der Meldung auf, dass man für das Blutkrebs-Medikament Monjuvi im US-Markt 2022 einen Netto-Produktumsatz von 110 bis 135 Millionen Dollar erwartet, bei einer Bruttomarge von 75 bis 80 Prozent. Nach vorläufigen Zahlen belief sich der Netto-Produktumsatz des Medikamentes in den USA im abgelaufenen Jahr auf 79,1 Millionen Dollar. Im Schlussquartal allein betrug der US-Umsatz 23,6 Millionen US-Dollar bzw. 20,5 Millionen Euro, heißt es dazu ergänzend in einer Dow Jones-Meldung.
Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sieht der Konzern im laufenden Jahr bei 300 bis 325 Millionen Euro. Den Anstieg gegenüber 2021 begründet der Konzern vor allem mit geplanten höheren Investitionen in laufende Phase 3-Zulassungsstudien. Die Aufwendungen für Vertrieb, Verwaltung und Allgemeines sollen auf 155 bis 170 Millionen Euro sinken. Hier sollen sich Einsparungen durch Synergien nach der Übernahme des US-Biopharmazieunternehmens Constellation Pharmaceuticals im vergangenen Jahr widerspiegeln sowie verschlankte Vertriebsstrukturen, berichtete Dow Jones.
Ergebnisse für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2021 gibt es am 16. März und da wird es dann auch unter charttechnischen Aspekten spannend sein zu beobachten, wie der Kurs darauf reagiert.
Bewertung: Die zuvor erwähnten Umsatzziele für Monjuvi lesen sich zwar gut, aber das Problem bei Morphosys ist derzeit ganz einfach, dass die Anleger endlich nachhaltige Gewinne sehen wollen. Genau damit kann die Gesellschaft aber nicht aufwarten. Für 2021 kalkuliert der Analystenkonsens vielmehr mit einem ganz dicken Minus von 7,13 Euro je Aktie und die Schätzungen für 2022 gehen mit minus 7,94 Euro je Anteilsschein sogar von einer nochmaligen leichten Verschlechterung aus. Die Vorhersage für 2024 verspricht verglichen damit zwar Besserung, bei einem da erwarteten Verlust von 0,68 Euro je Aktie würden aber Gewinne noch immer auf sich warten lassen.
Extrem hoch ist mit 31,59 nach Angaben aus der aktuellen BÖRSE ONLINE Printausgabe auch das Kurs-Cashflow-Verhältnis mit 31,59. Das sind Relationen, die vom Markt im aktuellen Umfeld offensichtlich nicht mehr ohne weiteres akzeptiert werden. Zumal man auch wissen muss, dass der Biotechsektor allgemein zuletzt im Soge der anziehenden Anleiherenditen unter Abgabedruck geraten ist. Bei den Morphosys-Aktien dürften Anleger wohl erst dann wieder mehr Vertrauen fassen, wenn der Zinsdruck nachlässt und vor allem sobald sich abzeichnet, dass man auf nachhaltig schwarze Zahlen zusteuert.