Die Inflation wird in diesem und auch im nächsten Jahr der US-Notenbankerin Loretta Mester von der Fed Cleveland zufolge hoch bleiben. Zinserhöhungen würden aber helfen, den Preisdruck zu reduzieren, sagte Mester in einer CBS-Sendung. "Ich denke, es wird etwas dauern." Die Inflation müsse aber unter Kontrolle gebracht werden. "Das ist derzeit die größte Herausforderung."
Die nächste Zins-Sitzung der US-Notenbank Fed ist für den 15. Juni angesetzt. Eine Zinsentscheidung könnte aber vorgezogen werden. Die Börsianer seien von den steigenden Zinsen verunsichert, so die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" am Freitag. Zudem würde die US-Notenbank im Kampf gegen die Inflation die Bilanz eindampfen wollen und aggressive Zinsschritte einleiten. Strategen von der US-Bank Bank of America hatten gewarnt, dass sich das makroökonomische Bild verschlechtern würde und die Wirtschaft in den USA in eine Rezession rutschen könnte, schrieb das Blatt weiter.
Wer sind die Verlierer einer Zinserhöhung?
Die Verlierer der Zinserhöhung dürften wiederholt die Technologie-Werte sein. So fiel die Aktie von E-Autobauer Tesla am Freitag bereits um drei Prozent. Die wachstumsstarken Werte sind sehr kapitalintensiv. Steigen nun die Zinsen wird die Finanzierung der Unternehmen teurer.
Von einer Growth- oder Wachstumsaktie erwarten Investoren hohe Gewinne in der Zukunft. Die aktuellen Erträge sind dabei nicht entscheidend. Um den Wert des Unternehmens zu ermitteln, werden die künftigen Erträge auf den heutigen Wert abgezinst. Eine Zinserhöhung schlägt daher auf den heutigen Gegenwartswert durch. Daher sind insbesondere Wachstumswerte überdurchschnittlich zinssensibel.
In diesen Zeiten findet dann vermehrt eine Rotation von hoch bewerteten Wachstumstiteln hin zu günstig bewerteten Value-Aktien statt. Eine Value-Aktie wird von Investoren so bezeichnet, wenn sie als unterbewertet gelten. Der "innere Wert" der Aktie weicht dann stark von dem Marktwert ab. Ein günstiges Kurs-Buchwert-Verhältnis ist hier oftmals ein Merkmal. Oftmals werden zudem hohe Dividenden ausgeschüttet. Ein Beispiel für eine solche Value-Aktie ist das Papier des Chemiekonzerns BASF.
Die großen Big-Tech Unternehmen wie Apple sitzen indes auf einem unvorstellbaren Berg an Barmitteln. Sie dürfte eine Zinserhöhung weniger stark treffen, da sie ihre Finanzierung auch aus eigenen Mitteln bewerkstelligen könnten.
Warum sind Wachstumswerte so teuer?
Die Weltwirtschaft ist 2021 überdurchschnittlich gewachsen. Der Leitzins in den USA lag nahe null. Zudem führten geldpolitische Maßnahmen der Notenbanken zu einem starken Wachstum der Geldmenge. Ein großer Teil floss dabei in den Kapitalmarkt. Der Umstand, dass es viel Kapital zu günstigen Konditionen gibt, verhalf etwa Wachstumsaktien zu einem hohen Kursanstieg. Ein Beispiel für solche wachstumsstarken Titel sind etwa innovative Technologie-Werte wie E-Autobauer Tesla oder Finanzdienstleister Square.
Doch der Bereich profitiert darüber hinaus etwa vom Megatrend Digitalisierung, der durch die Coronakrise beschleunigt wurde. Geschäftsmodelle und Dienstleistungen mussten im Zuge der Pandemie vielerorts angepasst werden. So konnten einige Unternehmen von neuen Trends wie dem vermehrten Einsatz von Home-Office profitieren.
lb/rtr