Teilen liegt im Trend. Mithilfe des Internets sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Plattformen entstanden, über die viele Einzelne entweder Dienstleistungen wie die Montage einer Küchenzeile oder Dinge wie Autos oder Ferienwohnungen teilen. Ein bekannter Anbieter ist beispielsweise die Ferienhausplattform Airbnb.
Die Gründer Tim Kunde und Sebastian Herfurth haben mit Friendsurance die sogenannte Share Economy auf Versicherungen übertragen. Friendsurance ist kein selbstständiger Versicherer, sondern vielmehr ein Makler. Mit rund 50 Versicherern - unter anderem Arag, R+V oder Ergo - arbeitet das Unternehmen zusammen. Bisher werden Rückzahlungstarife für Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutzsowie Elektronikpolicen angeboten. Künftig sollen Rückzahlungen auch bei bereits bestehenden Versicherungen der Friendsurance-Partner möglich sein. Komplexere Versicherungsprodukte wie Renten- oder Berufsunfähigkeitspolicen sind nicht im Programm. Wächst das Unternehmen wie bisher weiter, wird es bereits Ende dieses Jahres über 100 000 Freunde und Freundeskreise geben.
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Hohe Rückzahlungsquote
Für die Kunden scheint die Rechnung durchaus aufzugehen. Laut Friendsurance erhielten 94 Prozent aller Kunden im vergangenen Jahr eine Rückzahlung. Im Sachversicherungsbereich waren das im Schnitt 25 Prozent der gezahlten Prämie. Eine hohe Quote, die sich trotzdem auch für die teilnehmenden Versicherungsgesellschaften lohnt.
Um die Geld-zurück-Option für die bestehende Versicherung nutzen zu können, muss diese in den alten Vertrag eingebaut werden, Preis und Leistung bleiben nach Angaben des Unternehmens gleich. Es könnte jedoch sein, dass der Selbstbeteiligungsanteil steigt, denn Friendsurance funktioniert nach dem Prinzip "günstige Versicherung, aber hohe Selbstbeteiligung". Letztere wird später unter den Freunden aufgeteilt.
Da man seinen Freunden gegenüber normalerweise ehrlich ist, kommt es laut Friendsurance zu deutlich weniger Versicherungsbetrug. Die Versicherungen sparen sich Verwaltungskosten für die Untersuchung von Kleinschäden, weil diese durch das gesammelte Geld im Prämientopf beglichen werden. Friendsurance verdient an den Maklerprovisionen, die die Gesellschaften zahlen.
Drei Mitglieder müssen mindestens in einer Gruppe sein, zwölf sind das Maximum. Wer nicht genug Freunde findet, um ein eigenes Netzwerk zu gründen, kann sich auch mit anderen unvollständigen Gruppen "anfreunden" lassen. Dazu kann Friendsurance bei Einverständnis des Nutzers beispielsweise dessen Freundesliste im sozialen Netzwerk Facebook abgleichen. Einzige Bedingung: Der potenzielle künftige Freund möchte die gleiche Versicherung beim gleichen Anbieter wie alle anderen Gruppenmitglieder. Diese entscheiden dann, ob sie das neue Mitglied aufnehmen wollen oder nicht. Denn mit jedem weiteren Mitglied steigt auch das Risiko eines Schadens - absichtlich sowie unabsichtlich.
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Eingeschränktes Angebot
Bianca Boss vom Bund der Versicherten warnt davor, das Freundeprinzip überzubewerten: "Was für meine Freunde passend ist, muss nicht unbedingt auch ein optimales Angebot für mich sein." Die Verbraucherschützerin kritisiert zudem die geringe Anzahl an Vergleichsangeboten. Im Bereich Rechtsschutz werden beispielsweise gerade einmal vier Varianten mit Rückzahlungsoption angeboten.
"Friendsurance arbeitet nur mit einem kleinen Kreis an Versicherern zusammen. Die Provisionen, die Friendsurance von den Unternehmen erhält, dürften unterschiedlich hoch sein und stellen somit die Unabhängigkeit infrage." Boss rät daher, alle Anbieter auf dem Markt und auch auf anderen Portalen zu vergleichen: "Vielleicht gibt es ja bessere und günstigere Angebote - auch ohne Rückzahlungsoption."
Diese handelsüblichen Verträge, für die zudem keine Freunde benötigt werden, bietet Friendsurance ebenfalls an. Einige davon sind günstiger als Policen mit der Geld-zurück-Möglichkeit. Trotzdem entscheiden sich Friendsurance zufolge 80 Prozent der Kunden im Sachversicherungsbereich für die Rückzahlungsoption. Um garantieren zu können, dass die Freunde tatsächlich nur maximal den Beitrag zahlen müssen, den sie bereits in den Topf eingezahlt haben, verlangt Friendsurance nach Abschluss einer Versicherung mit Rückzahlungsoption bis zu vier Euro.
Interessierte sollten neben der Leistung vor allem auf den Preis achten. Liegt die Prämie einer individuellen Police nur knapp unterhalb des Vertrags, den ein Freundeskreis abschließen kann, ist es möglich, dass sich das Friendsurance-Prinzip dank der Rückerstattungen lohnt. Noch ist Friendsurance nur auf dem deutschen Markt tätig, doch die Grüner Tim Kunde und Sebastian Herfurth schielen bereits ins Ausland. Der Trend zur Share Economy im Versicherungsbereich setzt sich auch in anderen Ländern durch. In Großbritannien startete mit Guevara - benannt nach dem argentinisch- kubanischen Revolutionär - erst im Juni ein Unternehmen, welches das Freundeprinzip bei Kfz- Versicherungen nutzt. Im Unterschied zu Friendsurance können die Kunden bei Guevara beliebig große Gruppen gründen. Gleich bleibt jedoch: Das System lohnt sich insbesondere für Menschen, die ihre Versicherung kaum nutzen. Solange kleinere Schäden anfallen, wird das Geld aus dem Gemeinschaftstopf genommen, doch sobald der Schaden dessen Inhalt übersteigt, muss der Versicherer einspringen. Dann gibt es am Jahresende kein Geld zurück, aber die Versicherten müssen- ebenso wie bei Friendsurance - nicht nachschießen.
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Die richtigen Freunde finden
Der Begriff "Freunde" wird bei Friendsurance übrigens ziemlich weitläufig verwendet: Nur die Hälfte der Mitglieder gründen überhaupt eine Gruppe unter Freunden. Die anderen 50 Prozent möchten lieber mit Menschen, die sie nicht kennen, ihre Friendsurance-Versicherung teilen. Bei vielen hört bei Geld also immer noch die Freundschaft auf.