Direkt mit dem Arzt sprechen, und das nur zehn Minuten nach der Anmeldung und ohne die eigenen vier Wände zu verlassen: Die Telemedizin macht es möglich, dass dieses Szenario kein Wunschdenken bleibt. Der Arzt stellt per Videochat, App auf Smartphone und Tablet oder E-Mail eine Erstdiagnose. Das spart den Patienten Zeit und den Krankenkassen Geld. So kostet die Onlinekonsultation bis zu 40 US-Dollar pro Patient. Für einen Besuch in der Arztpraxis werden dagegen rund 150 US-Dollar fällig.
Mit einem globalen Marktanteil von rund 50 Prozent und 500 000 Onlinevisiten täglich in der medizinischen Erstversorgung ist die im US-Staat New York ansässige Firma Teladoc Health die klare Nummer 1. Zu den mehr als 12 000 Kunden weltweit zählen Versicherer und Krankenkassen, denen Teladoc auch spezielle Dienste anbietet. So können sich etwa Kunden der US-Apothekenkette CVS Health seit August 2018 über eine App rund um die Uhr digital beraten lassen.
Teladoc arbeitet nun daran, die Auslastungsrate pro Patient in die Höhe zu treiben und mehr Fachärzte unter Vertrag zu nehmen. "Um die Dominanz dauerhaft zu stärken, muss Teladoc als nächsten Schritt die Kontakte zu Fachärzten in noch mehr Krankheitsfeldern ausbauen", sagt Cyrill Zimmermann, Leiter Healthcare-Fonds bei Bellevue Asset Management. Unter den zurzeit 3000 Ärzten, die mit Teladoc arbeiten, sind rund 1000 Fachärzte wie Psychiater oder Hautärzte. Teladoc nutzt außerdem das von IBM entwickelte Computerprogramm Watson in der Krebsmedizin: Es hilft Onkologen, die klinischen Daten eines Patienten auszuwerten, eine individuelle Diagnose zu stellen und liefert aktuellste Forschungsergebnisse.
Gleichzeitig forciert Teladoc die Auslandsexpansion. Ein Schlüsselmarkt ist China, wo die Gesellschaft eine Kooperation mit Alibaba Health eingegangen ist. Schwarze Zahlen wird Teladoc erst 2022 schreiben. Dabei ist die Wachstumsdynamik ungebrochen: Für den Zeitraum 2018 bis 2021 erwarten die Analystenschätzungen, dass sich der Umsatz auf 850 Millionen US-Dollar verdreifachen wird. Der Aktienkurs von Teladoc hatte sich seit dem Börsendebüt im Juli 2015 verdreifacht. Im Zuge der Ausverkaufsstimmung im Herbst 2018 korrigierte der Titel jedoch deutlich. Auf dem aktuellen Niveau bietet sich Anlegern eine gute Einstiegschance.
Experte Zimmermann hält Teladoc indes für einen heißen Übernahmekandidaten: "Für Internetgrößen wie Google, Apple oder IBM Watson, die in den Gesundheitssektor vorstoßen, ist die Firma ein spannendes Objekt." An Kaufargumenten für Teladoc mangelt es jedenfalls nicht.