Kein europäischer Telekomkonzern ist höher verschuldet als Telecom Italia. Die Nettoschulden beliefen sich Ende 2015 auf 27,2 Milliarden Euro. An der Börse ist der Konzern nur etwa elf Milliarden Euro wert. Der hohe Schuldenberg ist nicht das einzige Problem, das Telecom-Italia-Chef Marco Patuano lösen muss.
Der Konzern verliert auch an Dynamik. Im Jahr 2015 sank der Gewinn vor Steuern um 20 Prozent auf sieben Milliarden Euro. Der Einbruch geht vor allem auf das Konto von TIM Participações, brasilianische Tochter der Telecom Italia. Aber auch Konkurrenten wie Vodafone nehmen dem Konzern in Italien Marktanteile ab.
Patuanos Plan: Geld in die Hand nehmen und das Wachstum ankurbeln. In den kommenden drei Jahren will er zwölf Milliarden Euro in die Verbesserung des Mobilnetzes 4G und in den Ausbau eines Breitbandnetzes stecken. Einen Teil der erhofften höheren Erträge will er dann zum Schließen der Defizite verwenden.
Für die Modernisierung der italienischen Telekominfrastruktur macht sich auch Ministerpräsident Matteo Renzi stark. Telecom Italia hat gute Chancen, von den staatlichen Investitionsplänen zu profitieren. Ebenso ist Vivendi an dem Ausbau der Breitbandtechnik interessiert. Das französische Medienunternehmen, das 20,5 Prozent der Anteile an Telecom Italia hält, hätte dann einen Kanal, um die Pay-TV-Angebote von Canal Plus zu vertreiben.
Weniger angetan ist dagegen Moody’s: Die Ratingagentur bestätigte jüngst den negativen Ausblick für die auf Non-Investment-Grade eingestuften Anleihen. Gut möglich, dass Patuano daher die Sparanstrengungen bei TIM Participações verschärft. Schon jetzt ist die Entlassung von 8000 Mitarbeitern im Gespräch.