Damit lässt sich der 54-jährige so deutlich wie lange nicht mehr in die Karten schauen, was die Zukunft des seit Jahren rasant wachsenden Telekom-Ablegers auf der anderen Seite des Atlantiks angeht. In den letzten zwölf Monaten musste sich Höttges an ein Schweigegelübde halten, da die US-Tochter - mittlerweile die Nummer drei auf dem dortigen Mobilfunkmarkt - wie viele Rivalen bei einer Frequenzauktion mitmachte. Doch ist die seit wenigen Wochen offiziell vorbei. Begonnen hat der Übernahmereigen bereits: Marktführer Verizon kaufte für 3,1 Milliarden Dollar die Firma Straight Path, die in Zukunft wichtige Mobilfunkfrequenzen gebunkert hat.
Nun stehen die Anwärter, die T-Mobile US den Hof machen, Schlange. T-Mobile-US-Chef John Legere brachte vor gut zwei Wochen bereits den Satelliten-TV-Betreiber Dish und den Branchen-Vierten Sprint als attraktive Kandidaten ins Spiel. Sprint-Besitzer Masayoshi Son sei sogar bereit, bei einer Fusion den Junior-Part zu übernehmen, hatte Insider im Februar zu Reuters gesagt. Ein solcher Deal wäre gigantisch: T-Mobile US bringt an der Börse mittlerweile 55 Milliarden Dollar auf die Waage. Die Telekom hält zwei Drittel der Aktien.
Eilig hat es Höttges, der früher Finanzchef des Konzerns war, offenbar nicht. Nach Investitionen von 40 Milliarden Dollar in den vergangenen fünf Jahren habe T-Mobile US inzwischen die Größe und die Finanzkraft, um ihren Wachstumskurs erfolgreich weiterzuführen, sagte Höttges. "Das bedeutet gleichzeitig, dass die Messlatte für jede strategische Alternative abseits dieses eigenständigen Weges sehr hoch liegt."
Im ersten Quartal wuchs T-Mobile US rasant weiter und steigerte die Kundenzahl um 1,1 Millionen auf 72,6 Millionen. Der Betriebsgewinn schnellte um ein Viertel nach oben auf umgerechnet 2,4 Milliarden Euro. Voriges Jahr kam jeder zweite Euro des Telekom-Gesamtumsatzes von 73 Milliarden von der anderen Seite des Atlantiks.
TELEKOM GLAUBT AN BRITISCHE BETEILIGUNG BT
Höttges braucht das US-Geschäft, da die anderen Sparten des größten europäischen Telekom-Konzerns bestenfalls stagnieren. In Deutschland kletterte der Betriebsgewinn in den ersten drei Monaten um ein Prozent, im Geschäft mit IT-Dienstleistungen und in der Europa-Sparte ging es sogar abwärts.
Als Mühlstein erweist sich mittlerweile die Beteiligung am britischen Telefon-Konzern BT. Die Telekom war Anfang vorigen Jahres im Zuge ihres Ausstiegs beim britischen Mobilfunker EE an das Paket gekommen. "Wir sind sehr glücklich mit unserem Anteil an diesem hervorragenden Unternehmen", hatte Höttges seinerzeit gesagt. Die Telekom hätte auch Bargeld bekommen können, entscheid sich aber für Aktien, um an der künftigen Wertsteigerung von BT zu verdienen. Doch es kam ganz anders: Wegen des Brexit-Votums, Gewinnwarnungen und eines Bilanzskandals ging der BT-Aktienkurs auf Talfahrt. Die Bonner mussten den Wert mit der Zeit um insgesamt drei Milliarden Euro auf jetzt 4,4 Milliarden Euro abschreiben. Das war auch einer der Gründe für den Einbruch des Überschusses im ersten Quartal um drei Viertel auf 747 Millionen Euro. Höttges glaubt trotzdem noch an die Briten: "Langfristig ist das ein gutes Asset."
Trotz der Schwierigkeiten im Vereinigten Königreich erwartet der Telekom-Vorstand einen Anstieg des Betriebsgewinns um vier Prozent auf 22,2 Milliarden Euro nach 21,4 Milliarden Euro im vorigen Jahr. Im ersten Quartal kamen davon 5,6 Milliarden Euro zusammen - ein Plus von 7,5 Prozent. Der Umsatz kletterte um sechs Prozent auf 18,7 Milliarden Euro.
rtr