Die Telekom hält zwei Drittel der Anteile an der Tochter, die mittlerweile zum drittgrößten Mobilfunker der Vereinigten Staaten aufgestiegen ist. An der Börse ist das in der Nähe von Seattle im Bundesstaat Washington angesiedelte Unternehmen 56 Milliarden Dollar wert. Rivalen beobachten T-Mobile US genau. Der kleinere Konkurrent Sprint etwa würde bei einem
Zusammenschluss mit dem Telekom-Anleger auch den Junior-Part übernehmen, hatten Insider im Februar zu Reuters gesagt.
Auch die Spitze von T-Mobile US findet offenbar Gefallen an einer Ehe mit Sprint. Finanzchef Braxton Carter hatte Mitte Mai gesagt, durch einen solchen Deal würden Einsparungen von über 30 Milliarden Dollar möglich. "Es ist nicht die Frage, ob es zu Gesprächen kommen wird. Natürlich wird es dazu kommen - wie bereits sehr, sehr umfangreich in der Presse berichtet wird." Analysten tippen noch auf weitere Kandidaten für einen Zusammenschluss - etwa der Satelliten-TV-Betreiber Dish.
Konkret wollte der 54-jährige Höttges nicht sagen, ob es bereits Fusionsverhandlungen gibt oder ob sich die Telekom überhaupt aus dem Land verabschieden will. Er betonte aber, dass das kartellrechtliche Umfeld unter dem neuen US-Präsidenten Trump grundsätzlich gut sei. "Unter Republikanern ist der Regulierungsgrad wesentlich geringer als bei Demokraten." Zudem haben die Bonner mit den zuständigen Behörden wie dem Regulierer FCC und dem Justizministerium Kontakt, sagte er am Rande des Aktionärstreffens vor Journalisten.
AKTIONÄRE MAHNEN ZU BESCHEIDENHEIT
Einige der 1900 T-Aktionäre in der Kölner Lanxess-Arena warnten angesichts eines möglichen Mega-Deals in den USA vor zu viel Euphorie. "Eine große Akquisition könnte die Telekom an ihre finanziellen Grenzen bringen, die Netto-Finanzverbindlichkeiten sind zuletzt wieder deutlich gestiegen und liegen bei 50 Milliarden Euro", sagte Portfoliomanager Ingo Speich. Und der Konzern mit 73 Milliarden Euro Umsatz gebe ein sehr zweigeteiltes Bild ab: "Schwere Zeiten in Europa durch den Brexit, den Kampf um Marktanteile und die regulatorische Unsicherheit, im Gegensatz dazu Goldgräberstimmung, Fusionsfieber und Marktanteilsgewinne in den USA."
In der US-Telekombranche waren Übernahmegespräche in den vergangenen zwölf Monaten wegen einer Frequenzauktion untersagt. Seit April gilt das Verbot nicht mehr. Unsicherheitsfaktoren bei etwaigen Fusionsverhandlungen sind die Politik und die Kartellwächter. An deren Widerstand war im Sommer 2014 Sprints Vorstoß gescheitert, die Mehrheit an T-Mobile US zu kaufen. T-Mobile US verlor lange Zeit Kunden, bis Landeschef John Legere vor vier Jahren viel Geld in den Netzausbau und Werbung steckte und damit die Trendwende einleitete. Lohn der Mühen: Voriges Jahr verdiente er persönlich 20 Millionen Dollar, größtenteils aber in Aktienoptionen.
rtr