Doch um aus dem Bonner Konzern einen reinrassigen Telekom-Anbieter zu machen, muss Vorstandschef Timotheus Höttges sich noch von einigem Tafelsilber trennen. Der Dax-Wert hält noch Aktien am Werbevermarkter Ströer für 350 Millionen Euro, besitzt Anteile der British Telecom für gut 4 Milliarden Euro und ist Besitzer der Deutschen Funkturm. Die Firma betreibt als Monopol die Funktürme in Deutschland und wird auf einen Wert von bis zu 12 Milliarden Euro geschätzt. Angeblich plant die Telekom derzeit rund 49 Prozent ihrer Anteile an der Funkturm zu verkaufen und erwartet dabei einen Preis um fünf Milliarden Euro. Nötig werden die Verkäufe auch, weil die Telekom derzeit kräftig investiert. In Deutschland fließen jährlich fünf Milliarden Euro in den Netzausbau, der Großteil davon in Glasfasernetze. Mit den Ausgaben will die Deutsche Telekom zu Europas größtem Telekomkonzern avancieren.
Höttges will T-Mobil US nicht hergeben
Gleichzeitig stürmt T-Mobile US als Ertragsperle der Bonner von einem Erfolg zum nächsten. Dank des Netzausbaus und neuer Tarife steigerte die Nummer 3 in Amerikas Mobilfunkmarkt ihre Kundenzahl im vergangenen Quartal um 1,1 Millionen auf 72,6 Millionen Kunden. Parallel dazu legte der Gewinn der börsennotierten Tochter um ein Viertel auf 2,4 Milliarden Euro zu.
Aufgrund des Erfolgs von T-Mobile-US-Chef John Legere wird das Unternehmen an der Wall Street schon länger als Favorit für Fusionen gehandelt. Höttges sieht T-Mobile US dabei inzwischen eindeutig in einer "Position der Stärke", wie er auf der Hauptversammlung Ende Mai sagte. Der Erfolg der US-Tochter lege die Latte für jedwede Überlegungen auf dem US-Markt "sehr hoch"so der Manager. Grund: fast die Hälfte des operativen Gewinns der Telekom kommt inzwischen vom US-Markt.
Eine solche Ertragsperle will man in Bonn offenbar nicht von der Leine lassen. Jüngsten Berichten zufolge wollen die Bonner ihre wachstumsstarke US-Sparte mit dem amerikanischen Branchenkollegen Sprint (Sprint Nextel) zusammenlegen, statt sie wie ursprünglich geplant zu verkaufen. Dabei solle die unternehmerische Führung bei der Telekom liegen. Ein Verbindung zwischen T-Mobile US und Sprint, Amerikas Nummer 4, wurde lange als das wahrscheinlichste Szenario im amerikanischen Branchenpoker gehandelt. Masayoshi Son, Chef des japanischen Beteiligungskonzerns Softbank, zu dessen Portfolio Sprint gehört, wäre den Verlustbringer gerne los. Die Japaner hatten bereits 2014 Interesse bekundet, scheiterten aber an den Kartellwächtern. Mit dem Machtwechsel in Washington wurden die Karten jedoch neu gemischt, der Deal könnte nun gelingen. Softbank-Boss Son steht jedenfalls unter Zugzwang, Sprint droht den Anschluss zu verlieren.
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Einschätzung der Redaktion
Der Verkauf der Scout24-Anteile zeigt den Willen der Telekom sich auf ihr Kerngeschäft zu fokussieren. Gleichzeitig kann über die Veräußerungen der Randaktivitäten die eigene Wachstums- und Investitionsstrategie teilweise selbst finanziert werden. Hauptreiber der Aktie aber bleibt unverändert die Fusionsfantasie für T Mobile US. Hält die Telekom an der sehr erfolgreich arbeitenden Tochter fest, kann weiter am Erfolg in Amerika mitverdient werden. Gelingt eine Fusion mit Sprint könnten die Einnahmen aufgrund der dann gewonnen Marktgröße nochmals deutlich zulegen
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 19,50 Euro
Stoppkurs: 15,50 Euro