An der Börse sorgten die Spekulationen für Aufwind. Die Aktie des deutschen Marktführers legte am Mittwoch bis zu 4,2 Prozent zu und stand mit 14,13 Euro an der Dax-Spitze. Das Papier des Sprint-Eigners Softbank gehörte mit einem Kursplus von 3,4 Prozent zu den größten Gewinnern am Tokioter Aktienmarkt.
Den Insidern zufolge steht hinter den neuen Verhandlungen der Gedanke, die anstehenden finanziellen Belastungen durch Investitionen in Netze gemeinsam schultern zu wollen. Ein gemeinsamer Konzern hätte mehr als 127 Millionen Kunden und könnte die US-Marktführer Verizon und AT&T stärker unter Druck setzen. T-Mobile US hat sich bereits einen Namen als Angreifer gemacht, der den Platzhirschen mit aggressiven Preisen Kunden abspenstig macht.
"MAN TRIFFT SICH IM LEBEN IMMER ZWEIMAL"
Die Telekom hält 63 Prozent an der US-Tochter, die sich für den Bonner Konzern zu einem Umsatzgaranten entwickelt hat. Dreh- und Angelpunkt in den Verhandlungen sind den Insidern zufolge die künftigen Besitzverhältnisse. Der Telekomkonzern wolle auch im Falle einer Fusion das US-Geschäft weiter konsolidieren können. "Ich glaube deshalb nicht, dass die Telekom irgendeinem Geschäft zustimmt, bei dem sie die Kontrolle abgibt", sagte Bernstein-Analyst Dhananjay Mirchandani. Telekom-Chef Timotheus Höttges hat ein Zusammengehen mit Sprint nie ganz abgehakt. "Ich werde keine Tür zuschlagen. Man trifft sich im Leben immer zweimal", sagte er im November. Zu den jüngsten Spekulationen wollte die Deutsche Telekom genauso wenig wie die anderen Konzerne Stellung nehmen.
Einige Analysten hatten vermutet, dass sich die Bonner derzeit eher um eine branchenübergreifende Partnerschaft beispielsweise mit dem Satelliten-TV-Betreiber Dish bemühen. Eine Fusion mit Sprint könne allerdings als Übergangslösung dienen, um schnell Kosten zu sparen und die eigene Position für weitere Konsolidierungsschritte zu verbessern, schrieb Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe. Der Gesamtwert der Synergien dürfte nicht unbeträchtlich sein. Gombert schätzt ihn auf 30 bis 50 Milliarden Dollar.
Analysten zufolge dürfte Sprint in den Verhandlungen schwächer als T-Mobile US da stehen. Seit dem Scheitern des Deals im November ist die Aktie um mehr als ein Fünftel eingebrochen. Anleger stellten immer häufiger die Frage, wie die Nummer vier im hart umkämpften US-Markt angesichts eines Schuldenberges von mehr als 32 Milliarden Dollar bestehen will. Welche Summen letztlich bei einem Zusammenschluss mit T-Mobile US fließen könnten, scheint derzeit unklar. "Einen Preis zu prognostizieren, ist extrem schwierig und auch davon abhängig, wie man die Minderheitsaktionäre abfinden will", sagte Gompert von Hauck & Aufhäuser.
rtr