DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN TELEKOM



Eigentlich läuft es bei der Telekom rund - vor allem im europäischen Branchenvergleich hat der ehemalige Staatsmonopolist der Konkurrenz aus Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien einiges voraus. Selbst in der lange schwierigen Europasparte wollen die Bonner im laufenden Jahr wieder mehr verdienen, zudem zeigt der Markt in Deutschland im Mobilfunk und Breitband immer mehr nach oben. Doch Telekom-Chef Höttges hat es bisher nicht geschafft, die US-Sparte T-Mobile US gewinnbringend zu verkaufen oder sinnvoll mit Rivalen zu verschmelzen. Analysten hatten sich bei einer möglichen Fusion auf dem US-Markt Einsparungen in Höhe von über 30 Milliarden US-Dollar ausgerechnet - einer der "größten Synergie-Cases überhaupt", wie Höttges unumwunden kommentierte.

Zudem schafft es der "bekennende Netzinvestor" (Höttges über sich selbst) trotz vieler Milliarden für die Netze nicht, die Kritik am langsamen Breitbandausbau in Deutschland abzuschütteln, weil die Telekom auch auf die Brückentechnologie Vectoring (Aufrüsten bestehender Kupferkabel) setzt und nicht nur auf pure Glasfaserverbindungen bis in die Wohnung. Auch die neue Bundesregierung hat sich das Thema Netze wieder öffentlichkeitswirksam auf die Fahnen geschrieben. Höttges muss also mit Wunsch und Wirklichkeit jonglieren. Das Problem wird nicht einfacher dadurch, dass der Bund nach wie vor der größte Aktionär der Telekom ist. Schwenkt die Telekom weiter in Richtung FTTH-Glasfaser, also den direkten Hausanschluss, wird es nochmal teurer.

Für das laufende Jahr will die Telekom die Investitionen konzernweit von 12,1 auf unerwartet hohe 12,5 Milliarden Euro hochschrauben, allein in Deutschland von 5,4 auf 5,7 Milliarden. Außerdem weichten die Bonner vergangenes Jahr vor Mobilfunkauktionen in den USA den Grundsatz auf, dass die US-Tochter sich selbst finanzieren müsse. Und am Horizont drohen schon die nächsten Auktionen rund um die kommende Mobilfunktechnik 5G. In Deutschland sollen diese nämlich den Breitbandausbau mitfinanzieren. Höttges verweist auf die straffe Regulierung in Europa als Kurskiller bei der T-Aktie - Investoren seien sich unsicher, ob sie ihr Geld aus den eigenen Investitionen wiedersähen, wenn Vorschriften dies zunichte machten.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN



Unter den von dpa-AFX befragten Analysten finden sich trotz der hohen Investitionen nach wie vor wenige Pessimisten. Lediglich Jefferies-Analyst Ulrich Rathe gibt ein Verkaufsvotum ab. Ansonsten dominieren die Optimisten - 15 der 24 Experten empfehlen das Papier nach wie vor zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit knapp 17 Euro deutlich über dem aktuellen Niveau von 13,19 Euro. Doch in dieser Woche straften mit den Experten von Barclays und Exane BNP Paribas weitere Branchenkenner die Telekom mit Liebesentzug und nahmen ihre Kaufempfehlung für die T-Aktie zurück.

Barclays-Analyst Mathieu Robilliard senkte seine Einstufung von "Overweight" auf "Equal Weight" und das Kursziel auf 16 Euro - er hatte über viele Jahre zu den Optimisten gezählt, sieht jetzt aber keinen Grund mehr dafür. Ihm bereiten vor allem das offenbar langsamere Tempo bei den Kostensenkungen und die hohen Investitionen in Deutschland Sorgen. Zudem dürfte nach dem Aus der geplanten Fusion des US-Mobilfunkgeschäfts auch aus dieser Ecke keine Musik mehr für die Aktie kommen.

Er hält daher andere Papiere aus der Branche, der er weiter grundsätzlich positiv gegenübersteht, wie die Vodafone-Aktie für attraktiver. Positiver mit Blick auf die Telekom ist da Morgan-Stanley-Experte Emmet Kelly gestimmt, der die jüngsten Kursverluste für überzogen hält und das Papier daher in dieser Woche auf "Overweight" hochstufte. Für die Aktie spricht zudem nach Einschätzung von Experten die hohe Dividende. Für das vergangene Jahr will die Telekom nach der Hauptversammlung am 17. Mai 65 Cent je Aktie ausschütten. Gemessen am aktuellen Niveau ergibt dies eine Rendite von knapp fünf Prozent.

DAS IST DIE KURSENTWICKLUNG



Die Telekom-Anleger haben immer noch unter der katastrophalen Zeit zu Beginn des neuen Jahrtausends zu leiden. Nach dem spektakulären Börsengang im Jahr 1996 und zwei weiteren Platzierungen in den Jahren danach, die dem Staat insgesamt rund 34 Milliarden Euro einbrachte, ging es zwar kurz über die Marke von 100 Euro - dann aber mit dem Platzen der Dotcom-Blase schnell unter die Marke von 10 Euro. Das Papier wurde damit zum Symbol für die schwach ausgeprägte Aktienkultur hierzulande. Von diesem Schock konnte sich das Papier über Jahre nicht erholen - im Gegenteil: Mitte 2012 hatte die Aktie mit Kursen unter acht Euro ihren Tiefpunkt erreicht.

Doch in den Jahren danach ging es wieder nach oben - zumindest bis Mitte Mai 2017, als die Aktie mit 18,145 Euro den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht hatte. Der kurzen Freude folgte jedoch bis zum heutigen Tag ein erneuter Rutsch um etwas mehr als ein Viertel, der rund 23 Milliarden Euro an Börsenwert kostete. Dabei war die T-Aktie Hand in Hand mit Merck KGaA schwächster Dax -Wert. Nun bahnt sich aber einmal mehr eine Bodenbildung an, die mit Kursen über 13,60 Euro gestärkt würde. Aktuell liegt der Kurs allerdings noch etwas darunter.

Deutschland hält immer noch knapp 32 Prozent des ehemaligen Monopolisten und Staatskonzerns. Das Paket hatte zum Zeitpunkt der Jamaika-Verhandlungen im Herbst angesichts des Werts von rund 23 Milliarden Euro Begehrlichkeiten der Politik geweckt. Da die Staatskassen derzeit gut gefüllt sind und die FDP, die auf einen Verkauf von Staatsbeteiligungen gedrängt hatte, nicht an der Regierung ist, war zuletzt von einem Teilverkauf keine Rede mehr.

dpa-AFX