Die Telekom will ihr einstiges Sorgenkind schon länger verkaufen und trifft dabei auch auf das Interesse des französischen Anbieters Iliad, der auf seinem Heimatmarkt ähnlich wie T-Mobile in den USA angestammten Konzernen mit niedrigeren Preisen Konkurrenz macht. Das Pariser Unternehmen hatte unter anderem damit geworben, dass die Kartellbehörden der Übernahme wohl zustimmen würden. Zuletzt erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters, dass Iliad plant, das Gebot für T-Mobile US aufzustocken.
An den Kartellbehörden war bereits der Verkauf von T-Mobile an den Branchenzweiten in den USA, AT&T, im Jahr 2011 gescheitert. Wettbewerbshüter sind besorgt, dass die Preise für Verbraucher steigen könnten, wenn es drei statt vier große Anbieter gibt. Marktführer ist Verizon, während Sprint auf Platz 3 kommt und T-Mobile der Kleinste unter den Großen ist.
Nach einem Bericht des "Wall Street Journals" gab es zwischen Sprint und der Telekom auch Meinungsverschiedenheiten über das Datum, an dem beide Seiten das Vorhaben hätten aufgeben können, wenn der Zusammenschluss bis dahin nicht geklappt hätte. Dies habe zur Entscheidung beigetragen, die Gespräche zu beenden. Nach Reuters-Informationen schließen beide Seiten nicht aus, dass es in Zukunft zu einer Konsolidierung auf dem US-Markt kommen könnte.
Für die Telekom ist nun die Frage, wie sich Iliad verhält. Das erste Angebot der Franzosen von 33 Dollar je Aktie für einen Anteil von 56,6 Prozent an T-Mobile wurde zunächst als zu niedrig zurückgewiesen. Einem Insider zufolge hat sich Iliad deswegen mit amerikanischen Kabel- und Satelliten-TV-Anbietern zusammengetan, um die Offerte aufzustocken. Allerdings ist Iliad nun der einzige bekannte Interessent. "Als das Sprint-Angebot noch auf dem Tisch lag, hatte die Deutsche Telekom die Verhandlungsmacht", sagte der Analyst Roger Entner von der Beratungsfirma Recon Analytics in Boston. "Jetzt hat Iliad die Verhandlungsmacht." Die Telekom und Sprint hatten sich nach Reuters-Informationen bereits auf einen Preis von 40 Dollar je Aktie geeinigt.
AKTIEN BEIDER UNTERNEHMEN VERLIEREN
Nachdem am Dienstag bekanntwurde, dass Sprint seinen Übernahmeplan aufgibt, verlor die Aktie des US-Unternehmens im nachbörslichen Handel fast 16 Prozent. Für den japanischen Mutterkonzern SoftBank ging es am Mittwochmorgen in Tokio um 3,6 Prozent bergab. Das Unternehmen gehörte damit zu den größten Verlierern im Nikkei-Index. Auch T-Mobile-Aktien standen auf den Verkaufszetteln, weil sich Anleger offenbar einen Bieterwettstreit erhofft hatten. Die Aktie verlor im nachbörslichen US-Handel knapp neun Prozent.
Die Aufgabe von Sprint im Rennen um T-Mobile war das zweite Milliardengeschäft, dessen Scheitern am Dienstag innerhalb weniger Stunden bekanntwurde. Zuvor hatte der Medienmilliardär Rupert Murdoch mit seinem Unternehmen 21st Century Fox erklärt, sein Angebot für den Konkurrenten Time Warner zurückzuziehen. Murdoch führte zur Begründung an, das Management von Time Warner habe über seine Offerte nicht verhandeln wollen. Mit der Übernahme im Volumen von 80 Milliarden Dollar wäre einer der größten Medienkonzerne der Welt entstanden.
Reuters