Höttges kündigte Widerstand gegen das Vorhaben der Konkurrenten an. Die Telekom-Anleger sorgten sich angesichts des drohenden Wettbewerbs trotz einer leicht erhöhten Ergebnisprognose - die T-Aktie verlor.
Zum Jahresauftakt fuhr der Telekom im eigentlich so gut laufenden US-Mobilfunkgeschäft von T-Mobile US der starke Euro in die Parade. Der Umsatz ging konzernweit zurück, das operative Ergebnis stagnierte. Im ersten Quartal hatte der Dollar gegenüber dem Euro im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum rund 15 Prozent an Wert verloren. Das nimmt in der Umrechnung den starken Zahlen aus den USA den Glanz.
Höttges setzt mit der geplanten milliardenschweren Übernahme des US-Konkurrenten Sprint voll auf das Geschäft jenseits des Atlantiks. Ob die Aufseher den Deal durchgehen lassen, dahinter steht noch ein großes Fragezeichen. US-Chef John Legere hatte - wie so häufig - mit dem Zwischenbericht der Amerikaner die eigene Prognose für Kundenverträge und den operativen Gewinn in die Höhe geschraubt.
Das kommt auch in Bonn an, weil die Telekom ihre Prognosen um Währungseffekte bereinigt ausweist. "Das in unserer Branche einzigartige Wachstumsprofil ermöglicht es uns, einmal mehr die Prognose anzuheben", sagte Höttges. So sollen es nun rund 100 Millionen Euro mehr Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten werden.
Bei den Anlegern drang die Zuversicht aber nur kurz durch. Vorbörslich lag die T-Aktie im Plus, bis Vodafone seine Pläne zur Übernahme zahlreicher Netze des Kabelriesen Liberty Global publik machte - darunter auch demjenigen des deutschen Anbieters Unitymedia. Am Mittag verlor die Telekom-Aktie als einer der schwächeren Dax-Werte gut ein Prozent. Die Kabelübernahme durch Vodafone erhöhe die Risiken für die Telekom, schrieb Barclays-Analyst Maurice Patrick.
"Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun werden, nicht benachteiligt zu sein", sagte Höttges und sprach von einer drohenden "Remonopolisierung des Kabelmarkts". Er werde seine Sicht der Dinge im Laufe der kommenden Wochen und Monate den entsprechenden Behörden vortragen.
"Hier entsteht ein Wettbewerber zur Telekom, so ein Gigant, der mit konvergenter Netztechnologie prahlt", sagte Höttges mit Blick auf das Bündelangebot aus Breitband-Internet, Telefon und Fernsehen, das Vodafone mit dem Zukauf dann flächendeckend in ganz Deutschland anbieten will. Vodafone-Konzernchef Vittorio Colao hatte angekündigt, den Platzhirsch in Deutschland mit der Übernahme unter Druck setzen zu wollen.
Höttges blieb nicht allein mit seiner Kritik. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth sprach von Nachteilen für Verbraucher. Die Konzernmutter von 1&1 Drillisch mietet als Anbieter ohne eigenes Netz Leitungen im Mobilfunk und Festnetz bei den Netzbetreibern, um sie dann mit eigenen Tarifen weiterzuverkaufen. Ein derartiger Zusammenschluss sei "nicht genehmigungsfähig", so Dommermuth - "allenfalls mit erheblichen Auflagen".
Auch die im Verband Breko organisierten Glasfaserunternehmen äußerten Bedenken und forderten eine Öffnung des künftigen Kabelnetzes von Vodafone für Wettbewerber. Das ist im Kabelnetz - anders als im Kupfer-Festnetz der Telekom - bisher nicht vorgesehen.
Im ersten Quartal blieb das operative Ergebnis der Telekom mit 5,55 Milliarden Euro stabil. Ohne die Belastungen aus der Währungsumrechnung hätte es um 6,6 Prozent zugelegt. In Deutschland und noch stärker im lange schwächelnden Europasegment konnte die Telekom Erfolge vorweisen.
Der Konzernumsatz ging um 3,9 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro zurück. Das lag am starken Euro - aber auch in Deutschland erlöste die Telekom etwas weniger. Insbesondere im Mobilfunk fielen die Umsätze schwächer aus. Unter anderem sorgte eine Bilanzierungsänderung für Verschiebungen zwischen den Dienstleistungs- und Endgeräteumsätzen. Um diesen Effekt bereinigt hätte der Mobilfunkserviceumsatz um 3,2 Prozent zugelegt, rechnete die Telekom vor. Die Größe gilt als zentrale Vergleichskennzahl im Wettbewerb.
Unter dem Strich verdiente die Telekom mit knapp einer Milliarde Euro ein Drittel mehr als vor einem Jahr, weil das Finanzergebnis deutlich besser ausfiel. Vergangenes Jahr hatte eine vorzeitige Ablösung von Schulden der US-Tochter viel Geld gekostet. Diesmal mussten die Bonner allerdings mehr für Steuern veranschlagen./men/kro/zb