Zwar hat der Konzern dabei vom schwachen Euro profitiert. Aber selbst, wenn man die Währungseffekte herausrechnet, steht noch beim Umsatz noch ein Plus von 4,7 Prozent zu Buche, beim Ebitda ein Anstieg von 5,6 Prozent
"Positive Vorzeichen bei Umsatz und Ergebnis", frohlockte Telekom-Chef Tim Höttges am Mittwoch bei der Vorlage zum ersten Quartal denn auch, "haben wir in unserer Branche schon lange nicht mehr gesehen". Auch Analysten waren zufrieden: "Das sind starke Q1-Zahlen", lobte etwa Polo Tan, Analyst bei der Schweizer UBS die Zwischenbilanz.
Starkes US-Geschäft
Vor allem in den USA zieht das Geschäft kräftig an. Nach den bereits Ende April veröffentlichten Zahlen stieg das bereinigte Betriebsergebnis um satte 28 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar. Die Anzahl der besonders lukrativen Vertragskunden legte zum Jahresauftakt gleich um 1,1 Millionen zu, während die wesentlich größeren Wettbewerber AT&T, Verizon und Sprint zusammen insgesamt 600.000 einbüßten. "Wir haben in den USA einen Kundenzuwachs, der seinesgleichen sucht", sagte Telekom-Chef Tim Höttges. Angesichts der rasanten Entwicklung hob T-Mobile-US-Boss John Legere die Prognose fürs Neukundengeschäft gleich mit an. Danach rechnet die US-Tochter jetzt mit bis zu 3,5 Millionen neuen Handykontrakten. Bislang hatte Legere bis zu 3,2 Millionen Neukunden angepeilt.
Wir haben in den USA einen Kundenzuwachs, der seinesgleichen sucht."
Die Telekom wollte die US-Tochter eigentlich verkaufen. Doch 2011 scheiterte der geplante Verkauf an AT&T an Bedenken der Wettbewerbshüter, im vergangenen Jahr sprang Sprint im letzten Moment noch ab. Jetzt muss die T-Mobile US vorerst alleine weitermachen. Man stehe "überhaupt nicht unter Druck, etwas zu verkaufen", erklärte Höttges.
Auch auf dem Heimatmarkt kommt der Magenta-Konzern derzeit ordentlich voran. Im Mobil-Geschäft sammelten die Bonner netto 289.000 Kunden ein. Der Umsatz stieg um 2,8 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro. Analysten hatten dem Unternehmen dagegen lediglich ein Umsatzplus von 0,7 Prozent zugetraut. Zudem läuft das neue Kombi-Paket "Magenta Eins" aus Mobil- und Festnetztarif mit rund 400.000 Neukunden deutlich besser als erwartet.
Allerdings mussten die Bonner hierzulande mächtig Personal aufstocken. Weil die Umstellung der Netze auf die modernen und günstigeren Internet-Protokolle (IP) zuletzt mit Verbindungsabbrüchen und anderen Problemen verbunden war, hat der Konzern 2000 Mitarbeiter zusätzlich eingesetzt. Das Ebitda sank entsprechend um 0,9 Prozent auf 2,21 Milliarden Euro. Investoren reagierten mit Gewinnmitnahmen. Am Nachmittag lag die Telekom-Aktie 1,8 Prozent im Minus.
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Einschätzung der Redaktion
Die Telekom ist gut unterwegs. Neue Angebote wie "Magenta Eins" zünden. Dazu hilft der Ausbau der Mobilfunkstruktur bei der Neukundengewinnung und senkt mit der Umstellung auf IP-Netze zugleich langfristig die Kosten. Mit der US-Tochter haben die Bonner zudem noch ein heißes Eisen im Feuer. Bei den Neukunden räumt die US-Mannschaft derzeit richtig ab. Nun nimmt US-Boss John Legere auch noch die Firmenkunden ins Visier. Sie locken mit deutlich günstigeren Fix-Preisen gelockt werden. Rabatte, wie bislang auf dem US-Markt üblich, gibt’s nicht mehr. Der Vorstoß dürfte die lange erfolgsverwöhnte Konkurrenz erneut gehörig ins Schwitzen bringen.
Operativ ist nach dem Jahresauftakt also alles im grünen Bereich. Für 2015 peilt der Konzern freie Mittelzuflüsse (Free Cash Flow) von 4,3 Milliarden (Vj.: 4,14) Euro an. Das bereinigte Ebitda soll bei konstanten Wechselkursen 18,3 (Vj.: 17,6) Milliarden Euro.
Charttechnisch läuft die Telekom-Aktie aber an den Widerstand des jüngsten Hochs bei 17,60 Euro. Vorsichtige Anleger warten ab, ob die Marke fällt. Wer bereits investiert ist, setzt einen Stopp bei 14 Euro. Hält die Marke nicht, droht ein Rückschlag bis in die Zone bei 12 Euro. Wir bleiben wegen der starken Zahlen bei unserer jüngsten Empfehlung, werden wegen der Charttechnik aber etwas vorsichtiger. Kaufen. Stopp: 14 Euro.