Vergleichsweise günstig ist das Umfeld für Aktien im Grunde genommen schon seit Jahren. Die Folge davon sind unter dem Strich bereits seit dem März 2009 steigende Notierungen. DAX & Co. sind dabei gerade munter auf Rekordjagd und schreiben somit die langjährige Hausse weiter fort.
Das Verhältnis der Zahl der im Aufwind befindlichen Aktien gegenüber den fallenden Titeln ist dadurch zwar günstiger als das früher nicht selten der Fall war. Das heißt aber natürlich noch lange nicht, dass mit allen Aktien gleich viel Geld zu verdienen ist und noch weniger, dass alle Einzeltitel auch weiterhin günstige Aussichten bieten.
Vielmehr ist es auch in einem Bullenmarkt lohnenswert, Stock-Picking zu betreiben und zu versuchen, bei der Titelauswahl auf die besten Pferde zu setzen. Die Chance darauf, dass das gelingt, steigt aus unserer Sicht bei einem ganzheitlichen Anlageansatz. Gemeint ist damit eine Vorgehensweise, welche sowohl charttechnische als auch fundamentale Überlegungen berücksichtigt. Und im Idealfall haben potenzielle Kaufkandidaten auch noch eine gute Anlagestory gepaart mit Wettbewerbsvorteilen zu bieten.
Geht man entsprechend vor, ist die Zahl der für ein Investment in Frage kommenden Werte überschaubar. Doch beim Durchforsten des alle Werte aus den deutschen Aktienauswahlindizes DAX, MDAX und TecDAX umfassenden HDAX auf der Suche nach kaufenswerten Titeln sind wir auf drei passende Titel gestoßen.
Dieses Trio besteht aus den Anteilsscheinen der Deutsche Telekom, Zalando und Evotec. Alle diese drei Werte können mit bestehenden BÖRSE ONLINE-Kaufempfehlungen aufwarten und überzeugen auch mit einem überzeugenden Chartbild. Nachfolgend nennen wir die Kaufgründe für diese Titel.
Evotec-Aktie
Beim ersten Kauf-Tipp handelt es sich um Evotec. Dahinter steckt ein Unternehmen, die nach eigener Aussage eine globale, datengetriebene multimodale Plattform etabliert hat, die man sowohl für die eigene als auch für gemeinsame Forschung mit Partnern nutzt und dabei eine Kombination innovativer Technologien für die Entdeckung und Entwicklung von first-in-class und best-in-class pharmazeutischen Produkten einsetzt.
Im operativen Segment EVT Execute bietet Evotec den Kunden Leistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Wirkstoffforschung an - von der Target-Identifizierung bis zur Einreichung von Investigational New Drugs und Chemistry, Manufacturing and Contro-Services. Im operativen Segment EVT Innovate legt man den Schwerpunkt auf das Vorantreiben von Innovationen durch unterschiedliche Kooperationsmodelle, sei es mit akademischen Einrichtungen, anderen Biotechnologieunternehmen, Pharmaunternehmen oder einer Kombination daraus (sogenannte Academic BRIDGE-Allianzen).
Charttechnik: Der Blick auf den Langfrist-Chart bei Evotec zeigt zum einen, dass sich der Titel über viele Jahre hinweg schwer getan hat an der Börse. Fiel der Kurs doch von März 2000 bis März 2009 von 92,75 Euro auf 0,55 Euro.
Doch seit dem letztgenannten Schlussrekordtief hat sich der Titel von einer Verlierer- zu einer Gewinneraktie gewandelt, wenngleich der Abstand zur Bestmarke noch immer beträchtlich ist. Dennoch ist es zu loben, dass es gelungen ist, von 0,55 Euro auf in der Spitze 39,02 Euro nach oben zu laufen. Das letztgenannte Zwischenhoch stammt vom 29. Juni, ist somit noch frisch und sorgt so für einen intakten langfristigen Aufwärtstrend.
Allerdings ist die Notiz in den vergangenen Handelstagen wieder etwas zurückgefallen, so dass die Gefahr besteht, dass der zuvor gültige mehrmonatige Abwärtstrend vielleicht doch noch nicht zu Ende ist. Insgesamt gestaltet sich für uns das Chartbild mittel- und langfristig betrachtet aber als konstruktiv.
Aufstellung/Strategie: Auch die Aufstellung von Evotec ist als sehr viel versprechend einzustufen. So zählen zum Partnernetzwerk des Unternehmens beispielsweise alle Top-20-Pharma- und Hunderte von Biotechnologie-Unternehmen, sowie akademische Einrichtungen und andere Akteure des Gesundheitswesens. Das wäre wohl kaum der Fall, wenn man kein Knowhow zu bieten hätte.
Evotec verfolgt zudem strategische Aktivitäten in einem breiten Spektrum von Therapiegebieten mit hohem ungedecktem medizinischen Bedarf, darunter z. B. Neurologie, Onkologie sowie Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten. Innerhalb dieser Kompetenzfelder zielt man darauf ab, die weltweit führende "co-owned Pipeline" für innovative Therapeutika aufzubauen und diese für Patienten weltweit zugänglich zu machen. Bis heute hat das Unternehmen ein Portfolio von mehr als 200 eigenen und gemeinschaftlichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten von der frühen Forschung bis zur klinischen Entwicklung aufgebaut.
Evotecs Strategie ist klar auf höchste wissenschaftliche Qualität, führende Plattformen und hocheffiziente Prozesse ausgerichtet, die zu signifikanten, langfristigen Produktivitätssteigerungen in der Branche führen. Eine Stoßrichtung, die offenbar gut ankommt bei den Kunden.
Der Vorstand zählt es zu den Kaufargumenten, dass die Flexibilität des Geschäftsmodells es ermöglicht, das Produktangebot in Abhängigkeit vom Bedarf des einzelnen Kunden zu skalieren. Dadurch sei man in einer Position, die durch den Outsourcing-Trend gestiegene Nachfrage zu erfüllen. Als weitere Pluspunkte kommen außerdem eine starke Einbindung in biopharmazeutische und akademische Netzwerke hinzu sowie das hybride Geschäftsmodell, das aus der Sicht der Verantwortlichen zu einem einzigartigen Risikoprofil führt.
Bewertung: Blickt man auf die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sagen diese bei Evotec beim Umsatz vom Geschäftsjahr 2020 bis zum Geschäftsjahr 2024 einen Anstieg von 501 Millionen Euro auf 897,75 Millionen Dollar voraus. Zudem gehen die Prognosen beim Gewinn je Aktie gleichzeitig von einer Verbesserung von 0,04 Euro auf 0,55 Euro aus.
Auf letztgenannter Basis errechnet sich dennoch ein geschätztes KGV von 67,5. Das ist wahrlich kein Pappenstiel und insgesamt ist die anspruchsvolle Bewertung, die auch in einem Börsenwert von mehr als sechs Milliarden Euro zum Ausdruck kommt, tendenziell eher ein Hemmschuh für den Aktienkurs.
Allerdings steht dem wie skizziert auch ein sehr gutes Geschäftsmodell gegenüber, was die Börse eben honoriert. Außerdem ist das Unternehmen in der Vergangenheit stark gewachsen und die eigenen Pläne gegen davon aus, dass es auch in den nächsten Jahren weiter nach oben geht. So soll gemäß den Strategievorgaben bis 2025 der Umsatz auf mehr als eine Milliarde Euro steigen. Der angepasste Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) soll sich gleichzeitig von 106,6 Millionen Euro auf mehr als 300 Millionen Euro verbessern.
Zur Abrundung sei noch erwähnt, dass der Umsatz von 2015 bis 2020 von 108 Millionen Euro auf die bereits erwähnten 501 Millionen Euro gestiegen ist, wobei das EBITDA in dieser Zeit einen Anstieg von neun Millionen Euro auf bereits zuvor genannte 106,6 Millionen Euro verbuchte.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Die Aktien von Evotec haben wir zuletzt in der Printausgabe 20-21 besprochen und den Titel damals zur Aktie der Woche gekürt. Die Kaufempfehlung verknüpften wir dabei mit einem Kursziel von 45,00 Euro (Xetra-Schlusskurs am Mittwoch: 37,11 Euro) sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 28,50 Euro.
Unser damaliges Fazit lautete, Evotec habe mit etlichen Investments das Fundament gelegt, um die führende Position in der Frühphasenforschung kontinuierlich auszubauen. Für Langfristanleger biete der Titel eine gute Einstiegschance. Der zitierte Vorstandschef Werner Lanthaler untermauerte die Kauf-These zudem in dem Beitrag mit dem folgenden Satz: "Wir waren organisch noch nie so gut aufgestellt wie heute und wollen in der Frühphasenforschung die zentrale Drehscheibe für die gesamte Branche sein."
Zalando-Aktie
In einer so guten Verfassung, dass diese ein Kaufvotum rechtfertigt, befinden sich auch die Aktien von Zalando. Das Unternehmen gilt als Europas führende Online-Plattform für Frauen-, Kinder- und Männer-Mode. Wobei die Geschäftsaktivitäten längst weit über das klassische Handelsgeschäft hinausgehen und ein breites Dienstleistungsangebot (zum Beispiel Analytik, Logistik, Werbung) für alle Akteure im Modemarkt umfassen.
Einen weiteren Schritt zum Ausbau der eigenen Aktivitäten hat die Gesellschaft jüngst mit der Ankündigung einer Partnerschaft mit der Parfümeriekette Sephora unternommen. Analysten bewerteten das Vorhaben als sinnvoll, da Kosmetik in einem sehr attraktiven Markt vorzügliche zusätzliche Absatzchancen zu einem geringen Marketing-Mehraufwand eröffne. Gleichzeitig dürfte ein hoher Anteil an wiederkehrenden Käufen dabei helfen, die Kundentreue zu festigen.
Erwähnenswert ist noch, dass der Titel beste Chance für einen Aufstieg hat, wenn es demnächst beim DAX zu einer Aufstockung der Zahl der Indexmitglieder von 30 auf 40 kommt. Die Tatsache, dass sich der mit noch etwa 21 Prozent am Kapital beteiligte Großaktionär Kinnevik jüngst von seinen Anteilen getrennt hat, sehen wir kein Warnsignal, weil es normal ist, wenn sich Beteiligungsfirmen wie Kinnevik von Investments verabschieden, sobald diese eine Größe wie Zalando erreicht haben.
Charttechnik: Der Kinnevik-Ausstieg hat den Kurs im Übrigens nicht davon angehalten, auf eine neue Bestmarke vorzustoßen. Das neue Schlussrekordhoch beträgt seit diesem Mittwoch 104,65 Euro. Damit spricht aktuell einiges dafür, dass sich die zuvor seit Oktober 2020 vorherrschende Konsolidierungsbewegung ihrem Ende zuneigt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das neue Hoch jedenfalls als ein prozyklisches charttechnisches Kaufsignal zu werten.
Aufstellung/Strategie: Zalando dominiert den europäischen Online-Mode-Einzelhandelsmarkt mit hohem Markenwert. Daraus ergibt sich eine gute Marktstellung. Hinzu kommt eine starke Bilanz mit einem hohen Cash-Bestand, was laut Julius Bär Spielraum bietet für Investitionen und strategische Akquisitionen. Positiv zu sehen sind auch ein starkes Umsatzwachstum durch anhaltendes Online-Wachstum, Marktanteilsgewinne in Kernkategorien und die Expansion in neuere Kategorien.
Hinzu kommt die Expansion in großen Modemärkten wie Italien und Spanien sowie in den unterversorgten Benelux-Märkten, womit man die Online-Durchdringungsrate erhöhen können sollte. Auch erhöhte Technologie-Investitionen durch "Plattform-Initiativen" können das langfristige Umsatzwachstum vorantreiben. Ein stark fragmentierter europäischer Bekleidungsmarkt eröffnet aus der Sicht von Julius Bär Spielraum für eine erhöhte Online-Verkaufsdurchdringung.
Die Credit Suisse hält Zalando für den marken- und kundenfreundlichsten Anbieter in seinem Bereich in Europa, angesichts der großen Auswahl an Marken, der kostenlosen Lieferung und Rücksendung sowie der vielfältigen Zahlungsoptionen und der beträchtlichen Größe, ohne die Preisgestaltung oder Wahrnehmung der Marke zu beeinträchtigen. Anhaltend hohe Investitionen sollten nach Einschätzung der Schweizer Großbank dafür sorgen, dass das Angebot deutlich über dem der Mitbewerber liegt.
Zalando hat sich auf dem Kapitalmarkttag am 16.03. neue und Wachstumsziele gesetzt. So stellt das Unternehmen für 2025 einen Anstieg des Bruttowarenvolumens (GMV) von zuletzt 10,7 Milliarden Euro auf mehr als 30 Milliarde Euro in Aussicht, was rund einer Verdreifachung gegenüber 2020 entspräche. Langfristig strebt das Unternehmen einen Marktanteil von zehn Prozent am europäischen Modemarkt an, dessen Volumen Zalando auf rund 450 Milliarden Euro schätzt.
Bewertung: Geht es nach dem Analystenkonsens, dann es das Unternehmen in der Lage, den Umsatz von 7,982 Milliarden Euro in 2020 bis 2024 auf 17,435 Milliarden Euro zu steigern. Gleichzeitig sehen die Schätzungen in dieser Zeit beim Gewinn je Aktie eine Verbesserung von 0,90 Euro auf 2,17 Euro vor. Auf letztgenannter Basis ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 48,2.
Das ist eine Bewertung, die optisch betrachtet zwar ambitioniert aussieht, doch angesichts der sehr soliden Geschäftsperspektiven und der guten Marktstellung lässt sich das auch im Branchenvergleich durchaus rechtfertigen. Wobei es für die Kursaussichten natürlich besser wäre, wenn es gelingen sollte, die derzeitigen Schätzungen noch zu toppen. Die Analysten bei der Baader Bank haben auch wegen der weiter wachsenden Bedeutung des Online-Handels im Konsumbereich das Kursziel für den Titel jüngst von 122 Euro auf 127 Euro erhöht. Das heißt, man traut der Aktie einen Anstieg von gut 21 Prozent zu.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei Zalando äußerten wir uns erst jüngst in Ausgabe 26-21 positiv. Eine Kaufempfehlung verknüpften wir da mit einem Kursziel von 125,00 Dollar (Xetra-Schlusskurs am Mittwoch: 104,65 Euro) sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 73,50 Euro.
Bei der Besprechung lobten wir den bereits zuvor erwähnten Ausbau des Kosmetikgeschäfts. Über eine Kooperation mit der französischen Firma Sephora hole Zalando mehrere Tausend Artikel auf seine Plattform. Ausgehend von Deutschland im vierten Quartal sollen nach und nach immer mehr der rund 42 Millionen Zalando-Kunden Zugriff auf dieses Sortiment haben. Die E-Commerce-Aktie habe ihre Formschwäche zu Recht abgelegt und dränge mit viel Momentum in den DAX, so das Urteil.
Zuvor hatten wir in Ausgabe 19-21 zudem gelobt, dass der Online-Modehändler beflügelt von der hohen Nachfrage während der Covid-19-Pandemie die Jahresprognose erhöht hat und nun erstmals die Umsatzmarke von zehn Milliarden Euro knacken will. Zudem verwiesen wir darauf, dass der Vorstand ein Aktienrückkaufprogramm beschlossen hat. Dieser ermöglicht bis Ende Juli den Erwerb von maximal 20 Millionen eigener Anteilsscheine im Wert von bis zu 200 Millionen Euro.
Deutsche Telekom-Aktie
Die Deutsche Telekom ging ehemals als potenzielle Volksaktie an den Start, letztlich hat der Titel mit einer schlechten Performance der Aktienkultur in Deutschland aber einen Bärendienst erwiesen. Die Einschätzung bestätigte erst jüngst wieder eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Universität Bonn. Demnach ist es auch 20 Jahre nach dem ersten Börsengang der Telekom so, dass KleinanlegerInnen, die den Kursabsturz der T-Aktie damals miterlebt haben, zu 60 Prozent seltener in Aktien als jüngere Haushalte investieren.
Allerdings sind viele der negativen Erfahrungen rund um die T-Aktie inzwischen Schnee von gestern, denn in den Vorjahren lieferte das Unternehmen auch geschäftlich gesehen durchaus eine sehr solide Vorstellung ab. Unter dem Strich ist es jedenfalls so, dass die Deutsche Telekom mit rund 242 Millionen Mobilfunk-Kunden, 27 Millionen Festnetz- und 22 Millionen Breitband-Anschlüssen zu den führenden integrierten Telekommunikations-Unternehmen weltweit zählt. Auch die Investor Relations Arbeit des Unternehmens wird übrigens seit Jahren als eine der besten in Europa bewertet.
Charttechnik: Bei der Deutschen Telekom ist es zwar nach wie vor so, dass dieser DAX-Vertreter seit dem Börsengang im Jahr 1996 letztlich keine relative Stärke gegenüber dem deutschen Leitindex aufbauen konnte. Doch in diesem Jahr ist das anders, denn bisher hat die T-Aktie eine bessere Wertentwicklung als der DAX-Kursindex vorzuweisen. Das ist ein wichtiger Pluspunkt, denn natürlich wollen Anleger Titel im Depot haben, mit denen sie den Gesamtmarkt schlagen können.
Auch sonst sieht das Chartbild sehr viel besser aus, als das in der Vergangenheit zumeist der Fall gewesen ist. Die Notiz befindet sich seit März 2020, so wie der Gesamtmarkt, deutlich im Aufwind. Durch den dabei verbuchten Anstieg ist es der Aktie gelungen, sich ganz nah an das Mehrjahreshoch von 18,05 Euro vom Mai 2017 heranzupirschen. Ein nachhaltiger Sprung über diese Marke würde den mittelfristigen Aufwärtstrend beenden und so die Tür öffnen für weitere Avancen. Aus unserer Sicht stehen dabei die Chancen recht gut, dass es demnächst zu einem Ausbruch nach oben kommt.
Aufstellung/Strategie: Die Deutsche Telekom will ihr Wachstumstempo in den kommenden Jahren deutlich steigern. Der Konzern gab auf einem Kapitalmarkttag im Mai Ziele für die Zeit bis 2024 bekannt. Das durchschnittliche jährliche Wachstum des bereinigten EBITDA AL soll drei bis fünf Prozent betragen. Der Umsatz soll durchschnittlich um ein bis zwei Prozent wachsen. Der freie Cashflow AL soll 2024 mehr als 18 Milliarden Euro erreichen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug der Wert 6,3 Milliarden Euro. Alles bei vergleichbarer Konzernstruktur und konstanten Wechselkursen.
Das operative Geschäft stellt dabei die Basis für das Ergebniswachstum. Auf dem Heimatmarkt Deutschland kann die Gesellschaft mit einer hervorragenden Positionierung als integrierter Anbieter für Festnetz- und Mobilfunkdienste aufwarten. Eigenen Aussagen zufolge ist man zudem Gewinner aller bedeutenden Qualitätspreise. Mit MagentaEINS biete man außerdem attraktive Pakete an, die Mobilfunk und Festnetz miteinander verbinden.
Mit dem Zusammenschluss von T-Mobile USA und Sprint sieht das Unternehmen die Grundlage gelegt, um die Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre in den USA auf einem nochmals erhöhten Niveau fortzuschreiben. Mit dem schnellen Aufbau eines flächendeckenden 5G-Netzes werde sich T-Mobile USA vom Wettbewerb abheben, heißt es. Die angestrebten Synergien von sechs Milliarden Dollar pro Jahr sollen die Profitabilität deutlich erhöhen. Auch auf den europäischen Kernmärkten ist eine starke Marktpositionen in Kombination mit einer klaren Strategie zu konstatieren.
Aus der Sicht von Jefferies präsentierte das Management auf dem Kapitalmarkttag einen zuversichtlichen mittelfristigen Ausblick, der durch eine vernünftige Strategie und eine starke Erfolgsbilanz gut untermauert ist. Die Analysten bei der US-Investmentbank hoben anschließend ihre Schätzungen an, um dieser These Rechnung zu tragen, wobei das insbesondere auch mit dem freien Cashflow und den Dividenden zu tun hatte. Die Bewertung bewege sich unter Ausklammerung der US-Tochter erheblich unter dem Durchschnittsniveau der Wettbewerber. Eine kontinuierliche Umsetzung der Pläne zusammen mit potenziellen Zukäufen sollte diese Lücke verkleinern helfen. Als Kursziel hat man vor diesem Hintergrund 21,3, Euro ausgegeben.
Bewertung: Fragt man Analysten, dann unterstellen diese von 2020 bis 2024 beim Umsatz eine Verbesserung von 101 Milliarden Euro auf 111,64 Milliarden Euro. In Sachen Bewertung ist es so, dass der Analystenkonsens von 2020 bis 2024 von 1,20 Euro auf 1,75 Euro je Aktie steigen sieht, wobei sich das mit den Zielen des Unternehmens deckt. Auch auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein KGV von 10,3, was moderat erscheint und dem Kurs somit theoretisch Luft nach oben lassen sollte.
Zumal als weiterer Pluspunkt auch noch eine aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik kommt. Wie es auf dem bereits erwähnten Kapitalmarkttag hieß, bleibt die Richtschnur für die Dividende das bereinigte Ergebnis je Aktie. Dieser Wert soll internen Planungen zufolge von 1,20 Euro im vergangenen Jahr bis 2024 auf mehr als 1,75 Euro steigen. Vorbehaltlich der erforderlichen Gremienbeschlüsse sollen 40-60 Prozent des Ergebnisses je Aktie ausgeschüttet werden.
Als Untergrenze für die Dividende gelten weiterhin 60 Cent je Aktie. Auf diesen Wert hatte die Telekom die Mindestdividende im November 2019 angehoben. Analysten rechnen für 2021 mit einer Zahlung von 0,61 Euro und für 2022 von 0,67 Euro je Aktie. 2023 und 2024 sollen daraus dann 0,73 Euro bzw. 0,85 Euro je Anteilsschein werden. Damit winken Renditen in einer Spanne von 3,39 Prozent bis 4,72 Prozent.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 26-21 schrieben wir, stabile Dividenden und ein relativ konjunkturunabhängiges Geschäftsmodell machen die Deutsche Telekom eigentlich zum defensiven Investment. Das Unternehmen zeige jedoch auch Offensivqualitäten. Vorstandschef Tim Höttges habe dem Konzern ehrgeizige Wachstumsziele verpasst. Neben der Tochter T-Mobilie US solle der Übergang in das 5G-Zeitalter für Schwung sorgen.
Diese Bestandsaufnahme mündete in einer bekräftigten und auch aktuell intakten Kaufempfehlung, die mit einem Kursziel von 20,50 Euro sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 12,70 Euro (Xetra-Schlusskurs am Mittwoch: 18,00 Euro) versehen ist.