Egal ob Waschmaschinen mit eingebauten Funkchips, LED-Lampen mit WLAN-Anschluss, digitales Heimkino oder elektronische Heizungsventile, die den Wärmeverbrauch automatisch regeln - die elektronische Vernetzung von Geräten in Privatwohnungen und Bürogebäuden, auf Neudeutsch Smart Home, ist in nahezu allen Bereichen des Alltags angekommen. Eine Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte geht davon aus, dass das Marktvolumen für Smart Home von 2013 bis 2017 um jährlich 20 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zulegen wird.

Internetpioniere wie Apple haben sich rechtzeitig in den entstehenden Milliardenmarkt eingeklinkt. Etwa mit dem Homekit, das im neuen Betriebssystem iOS8 integriert ist und den Haushalt steuert. Dieses digitale Helferlein macht zum Beispiel beim Betreten der Wohnung automatisch das Licht an und startet frühmorgens pünktlich Kaffeemaschine sowie Stereoanlage mit der ganz persönlichen Lieblingsmusik. Google wiederum verzeichnet bislang die größten Fortschritte bei der Entwicklung einer digitalen Plattform, die unabhängig vom Betriebssystem einen Datenaustausch ermöglicht.

"Am weitesten fortgeschritten ist die Digitalisierung der Haustechnik im Bereich der klassischen Gebäudesteuerung, also der Steuerung von Licht, Rollladen und Heizung, aber auch von Sicherheitsanlagen. Ein weiterer Bereich, der zuletzt stark zugelegt hat, ist das Audio- und Videostreaming in Fernsehgeräten, wie der Vormarsch von Netflix oder Spotify beweist", erklärt Gunther Wagner, Technologieexperte bei Deloitte.

Energiekonzerne wie RWE bieten Apps an, mit denen sich Heizungen per Smartphone steuern lassen. Allianzen von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen - etwa die von Cisco, ABB, LG und Bosch - arbeiten an gemeinsamen Plattformen mit einer einheitlichen Gerätesprache. Wer das Rennen macht, ist noch ungewiss.

Anleger können am künftigen Durchbruch dieser Technologien auf zweierlei Weise partizipieren. In indirekter Form, indem sie sich Bluechips wie Apple, Google oder auch die Deutsche Telekom ins Depot legen. Allerdings ist bei diesen Konzernen der Anteil von Smart-Home-Anwendungen am Gesamtumsatz noch gering. Ganze 200 Euro kostet beispielsweise eine Grundausstattung der Deutschen Telekom, die per Smartphone die Heizung sowie über Zwischenstecker angeschlossene Geräte steuert.

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Auf Nischenplayer setzen

Zudem gibt es Unternehmen, die in einzelnen Bereichen eine führende Marktposition innehaben. So ist zum Beispiel bei digital steuerbarer Haustechnik Somfy aus Frankreich top. Das Unternehmen liefert beispielsweise Rollladen, die sich automatisch schließen, wenn Sensoren bestimmte Werte bei Sonneneinstrahlung oder Raumtemperatur messen. Nach einer Durststrecke ist Somfy 2013 in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der aktuelle Kursrücksetzer bietet gute Einstiegschancen.

Ein Kandidat für die Watchlist ist dagegen Nice Systems. Die italienische Firma hat sich auf drahtlose Alarmanlagen und auf automatisch steuerbare Schließsysteme für Wohn- und Bürogeb.ude spezialisiert. Durch Übernahmen und Partnerschaften ist Nice Systems inzwischen auch in Südamerika und China präsent. Anleger sollten aber erst einmal abwarten, bis sich die Investitionen in steigenden Auftragszahlen und Erträgen niederschlagen.

Bei automatischen Lüftungssystemen im Heizungsbau ist Centrotec gut aufgestellt. Negativ schlug zuletzt durch, dass das Geschäft der SDAX-Gesellschaft sehr stark auf Europa ausgerichtet ist. Die jüngsten Quartalszahlen blieben daher unter der Erwartungen. Eine Belebung der Nachfrage ist angesichts des unsicheren konjunkturellen Umfelds in den kommenden Quartalen nicht in Sicht. Obwohl die Bewertung günstig erscheint, drängt sich daher auch nach dem Kursrutsch der vergangenen Monate noch kein Einstieg auf.

Eine wichtige Rolle bei Sicherheitsanwendungen in digital gesteuerten Haushalten spielen außerdem Licht- und Bewegungssensoren. Die österreichische Firma AMS liegt hier ganz vorn. In Branchenkreisen ist die an der Börse Zürich gelistete Gesellschaft für ihre Analogchips bekannt, die etwa im iPhone 6 verbaut sind. Allerdings könnten die zuletzt starken Margen jetzt unter Druck geraten, weil AMS die Produktionskapazitäten ausbauen will und sich zum anderen die Anzeichen verdichten, dass sich die Halbleiterindustrie ihrem zyklischen Hoch nähert.

Anleger sollten daher die Aktie von NXP Semiconductors favorisieren. Im Sortiment des niederländischen Chipherstellers finden sich Produkte für die Übertragung von Nahfunksignalen für das kontaktlose Bezahlen, aber auch Chips für die Datenanalyse zum Stromsparen in Haushalten. Dank der anhaltend hohen Nachfrage nach diesen Produkten bietet das Unternehmen auch weiterhin ein exzellentes Chance-Risiko-Profil.

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