Nachdem die Papiere noch am Morgen mit einem klaren Aufschlag den Dax angeführt hatten, ging ihnen rasch die Puste aus. Zunächst war der Kurs im frühen Xetra-Handel um bis zu 3 Prozent auf 18,442 Euro gesprungen und damit zurück über die 50-Tage-Linie. Am späten Vormittag belief sich das Plus dann lediglich noch auf knapp 0,2 Prozent. Analysten machten nach der anfänglichen Freude als Belastungsgrund mögliche Sorgen von Investoren rund um eine Verwässerung ihrer eigenen Aktien durch den komplexen Deal und die damit einhergehende Kapitalerhöhung aus.

Die Telekom baut wie geplant ihren Einfluss auf ihre lukrative US-Mobilfunktochter T-Mobile US aus und steigert ihren Anteil um rund 5,3 Prozentpunkte auf 48,4 Prozent. Um die etwa sechs Milliarden Euro teure Transaktionen zu finanzieren, erwerben die Bonner mittels einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage T-Mobile-US-Aktien vom japanischen Mischkonzern Softbank. Dieser bekommt im Gegenzug neue Telekom-Anteile und rückt so zum zweitgrößten Aktionär der Bonner nach dem Deutschen Staat auf.

Zudem verkauft der Konzern sein Geschäft in den Niederlanden: T-Mobile Netherlands soll gemeinsam mit Tele2 für 5,1 Milliarden Euro an ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Apax und Warburg Pincus verkauft werden. Der Verkauf der schon länger im Schaufenster stehenden niederländischen Tochter gehe damit zu einem höheren Preis als gedacht über die Bühne, lobte ein Börsianer.

Für Jefferies-Analyst Ulrich Rathe ist es unterdessen eine Überraschung, dass die Telekom eigene Aktien dafür nutzt, um ihrem erklärten Ziel einer höheren Beteiligung an der Tochter T-Mobile US näherzukommen. Dabei stellte er jedoch die vorteilhaften Konditionen des Deals positiv heraus: Einerseits würden dabei die Telekom-Aktien mit einem deutlichen Aufschlag bewertet, im Gegenzug aber die Papiere von T-Mobile US mit einem Abschlag von einem Fünftel.

"Was den Wert betrifft, so werden einige Anleger über die Verwässerung besorgt sein", formulierte der Experte. Die Struktur der Transaktion sei jedoch so beschaffen, dass die kurzfristige Verwässerung gering sei. Zudem entschärfe das Management mögliche Bedenken von Investoren bereits mit dem Hinweis auf mittelfristige Aktienrückkäufe. Schließlich werde der Konzern auch von einem größeren Anteil der für 2023 bis 2025 geplanten Aktienrückkäufe von T-Mobile US im Wert von 60 Milliarden US-Dollar profitieren, so Rathe.

Grundsätzlich ist das Börsenjahr 2021 für die Telekom-Aktionäre bislang erfolgreich verlaufen. Seit Anfang Januar steht ein Kursplus von rund einem Fünftel zu Buche. Mitte August hatten die Papiere bei knapp 18,92 Euro das höchste Niveau seit Anfang 2002 erreicht, waren danach aber wieder zurückgefallen.

dpa-AFX