Stolze 50.369 Prozent hat der Templeton Growth Fund seit Auflegung an Wert gewonnen. Gut für diejenigen Anleger, die tatsächlich schon am 29. November 1954 in den Fonds investiert haben. Sie dürfen sich über eine durchschnittliche Wertsteigerung von 10,37 Prozent im Jahr freuen. Für alle anderen Anleger gilt, dass ihr Erfolg stark vom Zeitpunkt des Einstiegs abhängt. So hatte Fondsmanager Norman Boersma, der den Fonds seit 2011 betreut, in den vergangenen drei Jahren ein weniger gutes Händchen, was sich an der durchschnittlichen Performance von 6,62 Prozent p.a. zeigt, die einerseits deutlich unter dem Langfristerfolg des Fonds liegt, andererseits aber ebenso deutlich unter dem MSCI All Country World Index, der als Benchmark für den Templeton Growth Fund dient. Der Index signalisiert für denselben Zeitraum (per Ende 2017) einen Wertanstieg von 10,17 Prozent jährlich.
Hintergrund für die jüngste Unterperformance dürfte die zuvor sehr erfolgreiche Ausrichtung des Fonds sein. So investiert der Templeton Growth Fund entgegen seinem Namen nicht in Growth-, sondern bevorzugt in Value-Titel. "Das Fondsmanagement des Templeton Growth Fund verfolgt eine wertorientierte Anlagestrategie", erklärt Boersma. Dazu sucht das Team weltweit nach "unterbewerteten Titeln von hoher Qualität, in die es konsequent investiert". Im Gegensatz zu vielen Investoren, die sich an Prognosen und kurzfristigen Trends orientieren, gehe er antizyklisch vor - kaufe insofern also bevorzugt in Zeiten des größten Pessimismus und verkaufe in Zeiten des größten Optimismus. Boersma bezeichnet sich denn auch als "Schnäppchenjäger", der gezielt in Aktien investiert, die nach seiner Meinung unterbewertet sind und großes Wachstumspotenzial aufweisen.
Allein: Seit 2006 war das nicht die optimale Strategie. Zunächst die Finanzkrise, die mehr oder weniger alle Aktien in die Knie zwang, und im Anschluss die von den Notenbanken ausgelöste Erholung, die mehr die Wachstumsaktien ins Rampenlicht rückte. Boersma spricht davon, dass sein Ansatz "nicht der optimale Gewinnmaximierungsansatz" gewesen sei. Der Markt war in dieser Phase "wachstumsorientiert", wohingegen es für Value-Investoren schwierig sei, "in einem wachstumsorientierten System den Markt zu übertreffen".
Für die kommende Zeit geht der Templeton-Manager indes von einer Normalisierung der Marktverhältnisse aus und meint, dass Value schon bald wieder "im Sonnenlicht" stehen werde: "Wir glauben, dass unser zukunftsorientierter Ansatz für Value-Investing viel dynamischer und für langfristigen Anlageerfolg besser geeignet ist als ein statischer, rückwärtsgerichteter Value-Ansatz." Und weiter: "Ein Value-Index besteht aus Aktien, die im Vergleich zu den Fundamentaldaten dieses Jahres oder des letzten Jahres günstig erscheinen. Bei Templeton versuchen wir, über den Zyklus hinauszusehen - im Durchschnitt über einen Zeitraum von fünf Jahren - und zu bestimmen, wie die Aktien im Verhältnis zu unserer Erwartung ihres normalisierten Ertrags-, Cashflow- und Vermögenswachstumspotenzials bewertet werden."
Entsprechend habe das Team in letzter Zeit viel Arbeit geleistet, um den Prozess zu optimieren, um sicherzustellen, dass bei jeder potenziellen Investition sowohl die positiven als auch die negativen Aussichten vollständig analysiert werden. "Dies wird mit fortschreitendem Zyklus immer wichtiger werden", betont Boersma. "Derzeit konzentrieren wir uns sehr darauf, potenzielle Risiken und Erträge zu quantifizieren und nur dann zu investieren, wenn diese Beziehung eine eindeutige Asymmetrie zu unseren Gunsten aufweist."
Kaufenswerte Titel sucht und findet Boersma zurzeit weniger in den USA als vielmehr in Europa. US-Aktien seien schon gut gelaufen und inzwischen relativ hoch bewertet, weshalb das Renditepotenzial geringer sei als etwa in Europa. Die USA sind in seinem Fonds daher mit 38,5 Prozent gewichtet, wohingegen die Benchmark des Fonds diese mit 52,2 Prozent berücksichtigt. Deutlich größere Gewichte als der Index hält Boersma stattdessen in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und auch in Deutschland. China und Korea sind ebenfalls übergewichtet, was sich etwa daran zeigt, dass Samsung Electronics der größte Einzeltitel im Portfolio ist. Andere wichtige Positionen sind Royal Dutch Shell, Citigroup, Oracle und Twenty-First Century Fox. In den Top Ten des Fonds finden sich durchweg Blue Chips, was der Tatsache geschuldet ist, dass der Templeton Growth Fund mehr als 14 Milliarden Dollar schwer ist und sich von daher auf hochkapitalisierte und liquide Aktienwerte stützen muss, Nebenwerte wiederum allenfalls beimischt. Der Anteil der Aktien mit einer Marktkapitalisierung von unter fünf Milliarden Dollar liegt bei rund fünf Prozent.
Die Aussichten für die globalen Finanzmärkte im Jahr 2018 bezeichnet Norman Boersma als "weitgehend günstig". In vielen Ländern sei die Geldpolitik locker, die Fiskalpolitik wirke unterstützend, die Arbeitslosigkeit sinke und das Wirtschaftswachstum verlaufe positiv - "und weltweit synchron". Als positiv betrachtet er auch die allgemein gedämpfte Inflation und die robuste Entwicklung der Unternehmensgewinne. Daher verweist er auf Newtons erstes Bewegungsgesetz, das er auf die Finanzmärkte anwendet: "Die Hausse am globalen Aktienmarkt scheint in Bewegung zu bleiben, bis eine entgegengesetzte Kraft auf sie wirkt." Auslöser für solch einen externen Schock könnte ein unerwarteter Inflationsschub sein, eine Finanzkrise in China, ein Konflikt mit Nordkorea, ein erneutes Aufflammen des Populismus/Extremismus in Europa oder ein politischer Fehler in dem entstehenden geldpolitischen Straffungszyklus.
Indes beschwichtigt der Manager: "Wir können die Zukunft zwar weder genau bestimmen noch vorhersagen, doch können wir Indikatoren im Auge behalten, die Hinweise auf einen möglichen Wendepunkt liefern könnten. In dieser Hinsicht fielen die kurzfristigen taktischen Indikatoren Ende 2017 weiterhin relativ gedämpft aus, und weder bei den Verbraucherkrediten noch bei den Unternehmensinvestitionen oder der Lohninflation lässt sich unangebrachte Überschwänglichkeit erkennen." Die Investitionsquote ist mit über 97 Prozent dementsprechend hoch.
Boersmas Wertschätzung für Europas Aktienmärkte resultiert daraus, dass sich Europa in einer früheren Phase des Marktzyklus befinde als die USA und sowohl von der allgemeinen Erholung der Unternehmensgewinne als auch der steigenden Beschäftigung und der Belebung der Konsum- und Investitionsausgaben profitiere. Überdies erachtet er europäische Titel von der Bewertung her im Vergleich zur übrigen Welt als "billig". Aus der Sektorenperspektive begeistert sich der Fondsmanager zurzeit für Gesundheitstitel, für ausgewählte Energieaktien sowie für Titel aus dem Telekommunikations-, dem IT- und dem Konsumsektor. Dies alles jedoch mit der gebotenen Vorsicht: "Unseres Erachtens nach wird im Zuge des weiteren Voranschreitens und der letztlichen Umkehr des Zyklus die Fähigkeit, langfristige Wirtschafts- und Produktzyklustrends zu erkennen und Aktien zu identifizieren, die immer noch zu einem Abschlag auf ihren intrinsischen Wert gehandelt werden, für eine potenziell langfristige Maximierung der absoluten Gesamtrendite von zentraler Bedeutung sein."
Der Templeton Growth Fund (ISIN: US8801991048) schüttet seine ordentlichen Erträge regelmäßig aus und belastet seine Anleger mit einer relativ niedrigen Gesamtkostenquote von 1,05 Prozent. Für Neuanleger ist er allerdings seit 30. Juni 2014 geschlossen, weshalb das Fondshaus nicht für ihn werben darf. Es verweist stattdessen auf den Templeton Growth Fund (Euro) (ISIN: LU0114760746), der dieselbe Strategie verfolge und das gleiche Management habe wie der große Bruder. Insofern gilt der oben beschriebene Marktausblick ebenso für den Templeton Growth Fund (Euro). Der im Jahr 2000 aufgelegte Fonds, der mittlerweile auch schon 7,5 Milliarden Euro verwaltet, erhebt einen maximalen Ausgabeaufschlag von 5,54 Prozent und belastet seine Anleger mit jährlichen Kosten von 1,83 Prozent. Die Erträge des Fonds werden nicht ausgeschüttet, sondern thesauriert.