Norman Boersma: Wir ändern den Fonds nicht oft. Pro Jahr werden etwa 20 Prozent des Portfolios umgewälzt. Wir halten 45 Prozent in europäischen Aktien, das ist mehr als im Vergleichsindex. Dafür sind es bei US-Aktien mit rund 35 Prozent etwas weniger. Der Rest steckt in Schwellenländern, vor allem aus Asien. Vor einem Jahr haben wir mehr in China investiert. Das hat sich gelohnt.
Welche Sektoren favorisieren Sie?
Finanz-, Pharma- und Konsumgüteraktien liegen vorn. Pharmawerte wie Pfizer und Sanofi haben wir nach der Finanzkrise günstig gekauft. Zuletzt stiegen wir bei Seaside Marine ein, einem Pharmadienstleister, der auf Schifffahrt spezialisiert ist. Europäische Banken und Versicherungen stockten wir in der Eurokrise auf. Auch mit US-Banken haben wir gut verdient.
Die Notenbanken finanzieren die Staatsschulden?
Der Anteil von Staatsanleihen nimmt in ihren Bilanzen deutlich zu. Die Bank of Japan erwirbt fast alle neue aufgelegten Staatsanleihen der Regierung. Die Europäische Zentralbank kauft monatlich Zinspapiere in Höhe von 60 Milliarden Euro. Doch die quantitativen Lockerungsmaßnahmen schaffen keine echte, sondern nur eine scheinbare Stabilität. Das globale Finanzsystem ist weiterhin fragil, die Anfälligkeit für Krisen ist heute sogar höher als vor dem Zusammenbruch der Lehman-Bank im Jahr 2008.
US-Aktien sind hoch bewertet, obendrein steht eine Zinswende in den Vereinigten Staaten bevor. Bereitet Ihnen das Sorge?
Um es mit Warren Buffett zu sagen: Wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer nackt schwimmt. Dann wird sich zeigen, welche Aktien Substanz haben. Aber der Markt kennt seit Monaten kaum ein anderes Thema als die Zinswende. Sie sollte nun wirklich niemanden überraschen.
Bei diesen hohen Kursen muss doch eine Zinswende zu einer Korrektur im S & P 500 führen - unabhängig von der Qualität von Einzelaktien.
Entscheidend ist nicht, wie teuer Aktien für sich allein betrachtet, sondern wie teuer sie verglichen mit Anleihen sind. Relativ gesehen sind Aktien weiter billig, obwohl die Bondrenditen gestiegen sind. In den USA hilft das billige Öl den Firmen sehr, auch wenn der starke Dollar Exporteure belastet. US-Aktien machen immer noch Sinn.
Sie haben auch Ölkonzerne im Depot. Ist das nicht riskant angesichts des Ölpreisverfalls?
Öl wird vor allem im Transportsektor genutzt und dort noch lange gebraucht. Die Nachfrage ist robust und die Förderung wegen der niedrigen Preise stark gefallen. Das drückt das Angebot und stützt den Preis.
In China sind die Kurse förmlich explodiert. Viele sehen eine Blase. Fürchten Sie ein globales Börsenbeben, wenn diese platzt?
Nein. Sollte die Blase in China platzen, dürften die Folgen regional begrenzt sein. Die meisten Investoren an Chinas Börse sind heimische Anleger.
Wie sehen Sie die wirtschaftlichen Aussichten für China? Das Land ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und verliert an Fahrt.
China stellt sein Wirtschaftsmodell von Staatsausgaben und Infrastrukturinvestitionen auf Konsum um. Das sorgt für Unsicherheit. Die Nachfrage nach Immobilien ist gefallen, der Konsum wegen des steigenden Wohlstands aber stark. Das Land wächst sechs bis sieben Prozent pro Jahr, während viele Teile der Welt in oder nahe einer Rezession stecken. Das darf man nicht vergessen.