Der Automobilzulieferer Leoni geht nach einem schwierigen, aber stabilen Geschäftsjahr 2021 vor allem wegen dem Ukraine-Krieg von sinkenden Umsätzen im laufenden Jahr aus. Das ursprünglich ausgegebene Ziel von Einnahmen von rund fünf Milliarden Euro könne der Bordnetz- und Kabelspezialist wohl nicht halten, teilte das Unternehmen mit.
Im vergangenen Jahr hatte Leoni seine Umsätze um fast ein Viertel auf 5,1 Milliarden Euro gesteigert. Der Konzernverlust sei unter dem Strich von 330 auf 48 Millionen gedrückt worden.
Leoni beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter an Standorten in 28 Ländern. Darunter sind 7.000 Menschen, die in zwei Werken in der Ukraine unter anderem Kabelbäume für Autos herstellen. Beide Werke standen wegen des Ukraine-Krieges streckenweise still. Autobauer wie BMW und Volkswagen hatten wegen der fehlenden Teile die Produktion zeitweise unterbrechen müssen.
Die Produktion sei in begrenztem Umfang jedoch inzwischen wieder angelaufen, sagte Vorstandschef Aldo Kamper am Mittwoch. Dies sei im "Einklang mit dem erklärten Willen der ukrainischen Regierung, dem Bekenntnis der Kunden und nicht zuletzt den Wünschen der Belegschaft" erfolgt.
Produktionsverlagerung in andere Länder
Zudem hätten andere Standorte im weltweiten Leoni-Produktionsverbund begonnen, ukrainische Produktionskapazitäten zu übernehmen. Das Hochfahren der Kabelbaum-Produktion in Rumänien, Bulgarien, Serbien, Tunesien oder der Türkei dauere jedoch. Die Kabelstränge werden zu einem hohen Prozentsatz in Handarbeit ausgeführt. Die Beschäftigten fädeln Kabel, Litzen, Stecker und Schläuche an einem Nagelbrett zusammen. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer nennt sie die "Teppichknüpfer der Autoindustrie".
Derzeit beliefert Leoni seine Kunden aus Werken in Marokko, Tunesien, Serbien und Rumänien. Außer Leonie produzieren auch konkurrierende Bordnetzhersteller wie SEBN, Prettl, Kromberg & Schubert, Aptiv, Kostal, Nexans, Forschner oder Yazaki in der Ukraine und beliefer(te)n nahezu alle Fahrzeughersteller, keineswegs nur die deutschen.
Einschätzung zur Leoni-Aktie
Die Leoni-Aktien waren nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine von 10,63 Euro zeitweise auf unter 7 Euro ab. Mittlerweile hat sich der ehemalige SDax-Wert jedoch wieder gefangen und notiert bei 9,83 Euro. Charttechnisch läuft die Aktie noch in einem seit Sommer intakten Abwärtstrend. Ein nachhaltiger Anstieg deutlich über die 10-Euro-Marke würde das Chartbild aufhellen.
Die Kabelbaum-Produktion ist elementar wichtig für die Autoindustrie. Längerfristig sollte sich das Leoni-Geschäft wieder stabilisieren. Börse Online hatte Leoni mit Kursziel 15 Euro Anfang Februar zum Kauf empfohlen. Wer noch engagiert ist, kann auf eine weitere Kurserholung setzen.
mmr mit dpa-AFX