Erwartungen an Tesla

Der US-Autobauer unter der Führung von Elon Musk hatte schon in den letzten Wochen mit deutlichen Problemen zu kämpfen. Neben mehreren Klagewellen, welche aktuell über Tesla rollen und den Verwerfungen ihres CEOs rund um das Thema Twitter-Übernahme, geht es dem Autobauer auch nicht so gut wie erwartet. Bereits vor den Quartalszahlen hatte man vermeldet, dass die Lieferzahlen an E-Autos im vergangenen Quartal auf 254.000 zurückgingen. Grund dafür sind die Probleme mit der Coronapolitik in China, wo Teslas Gigafactory für mehrere Wochen beinahe vollständig stillstand.

Dementsprechend erwarteten die Analysten auch nur einen Umsatz von 16,5 Milliarden und ein Ergebnis von 1,85 US-Dollar pro Aktie. Einige Stimmen an der Wall Street zweifelten sogar die Profitabilität des Autobauers an, der durch massive Investitionen immer nur geringe Gewinne ausweist, durch die kürzlich aufgetretenen Probleme aber in die roten Zahlen rutschen könnte. Dazu kommt Teslas Bitcoin Position, die einen Einstiegskurs um die 33.000 US-Dollar hatte, während die Kryptowährung inzwischen mehr als 30 Prozent schwächer notiert.

Außerdem lag ein besonderes Augenmerk auf den Aussichten des Unternehmens. Tesla ist eine sehr hoch bewertete Growth-Aktie, die im Umfeld einer globalen Rezession in deutliche Schwierigkeiten geraten könnte. Deswegen sind gerade die eigenen Sichten auf den Konkurrenzkampf mit BYD, die Absatzzahlen und der Stand in den Gigafactorys für Investoren so wichtig.

Ergebnisse der Tesla Quartalszahlen


Kurz nach 22 Uhr deutscher Zeit begann der Bull-Run auf die Aktie, die fast 4 Prozent nach oben schoss. Trotz des schlechten Umfeldes und der aktuellen Situation hatte es des Elektroautobauer geschafft, sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis die Erwartungen zu schlagen. Mit 16,93 Milliarden schlug man die Umsatzerwartungen um 2,6 Prozent und ´mit einem EPS von 2,27 US-Dollar die Gewinnerwartungen sogar um mehr als 20 Prozent.

Investoren waren also schon in Feierlaune als erst die Informationen aus dem Ausblick und dann die des Analysten-Calls veröffentlicht wurden. Die erste wichtige Meldung betraf die Bitcoin-Position. Diese sei von Tesla zu 75 Prozent für 936 Millionen US-Dollar aufgelöst worden, hieß es, was Analysten in den nächsten Tagen und Wochen sicherlich noch mal einen genaueren Blick auf das unerwartet gute Ergebnis werfen lässt. Für den Kryptomarkt hieß es allerdings nach dieser Meldung abtauchen, denn fast der gesamte Markt verlor im deutlichen einstelligen Prozentbereich an Wert.

Auch operativ läuft es allerdings nicht so gut für Tesla. Supply Chain Probleme und gestiegene Kosten machen dem Unternehmen zu schaffen. Trotz gestiegener Preise für die eigenen Fahrzeuge waren deswegen die operativen Margen fast ein Prozentpunkt schlechter als erwartet. Auch deshalb senkte sich die Aktie nachbörslich auf weniger als ein Prozent Plus ab und drohte teilweise sogar in den roten Bereich zu stolpern. Erst Elon Musk konnte im Analysten-Call besänftigende Worte für Investoren finden und stellte trotz der schwierigen Lage ein Rekordhalbjahr für den Autobauer in Aussicht. Die Meldung hievte die Tesla-Aktie sogleich wieder über die Marke von 750 US-Dollar.

Fazit


Der Autobauer hat zwar die Erwartungen geschlagen, aber nicht wirklich überzeugt. Trotz der Vorstellung neuer Produktideen und wesentlich besser als befürchteten Aussichten ist die Aktie mit einem dreistelligen KGV für eine aufkommende Rezession sehr hoch bewertet. Deswegen sollten sich Anleger erst einmal zurückhalten, ehe sich der Nebel rund um die mittelfristige Zukunft der Weltwirtschaft gelichtet hat.

Wer allerdings kurzfristig agieren möchte, der sollte die Marken von 720 und 700 US-Dollar im Auge behalten, da sich hier temporäre Unterstützungen für das Papier gebildet haben. Sowohl Long- als auch Shortpositionen können sich an diesen Marken orientieren.

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.